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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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sich mit einem älteren Mann an der Bande. Eine Gruppe Mädchen verließ die Tribüne, sie liefen dem Gespann hinterher.
    Vermutlich sollte auch ich diesen Weg nehmen, um hinter der Rennbahn nachzufragen, wo ich Cam finden könnte. Ich wanderte die Sitzreihen entlang und wollte eben auf die Bahn springen, als ein wütender Warnruf mich zurückhielt.
    »Bleib weg da, verdammt!«
    Ich hielt in der Bewegung inne, und ein leises Dankgebet entschlüpfte mir, denn soeben donnerte ein weiteres Vierergespann herein, das sofort in vollem Galopp lospreschte.
    Was dem Lenker nicht gut bekam. Schon in der ersten Wende kamen die Pferde aus dem Tritt, der blaue Wagen schleuderte auf einem Rad durch die Kurve, schwankte, knallte wieder auf beide Räder, eines brach und flog splitternd auf das Podest. Ich hielt den Atem an.
    Der Lenker war geistesgegenwärtig, die Führungsleinen hingen plötzlich lose, er sprang ab, rollte über den Boden und stand unverletzt auf. Pferdeburschen rannten auf die führerlosen Tiere zu und fingen sie ein. Zwei andere Männer brüllten den Lenker an, der ebenso laut zurückbrüllte.
    Ich nutzte die Gelegenheit und sprang auf die Bahn, eilte auf den Ausgang zu und schob die schweren Vorhänge auseinander.
    Eine andere Welt tat sich auf.
    Vor mir lag eine riesige Halle, in der es von Männern und Pferden nur so wimmelte. Männern allerdings, die nichts mit denen gemein hatten, die ich gewöhnlich kannte. Electi wie Civitates waren gewöhnlich von phlegmatischem Aussehen und zurückhaltendem Auftreten, was, wie ich inzwischen wusste, daran lag, dass die Mütter ihren Söhnen schon im jungen Alter Medikamente verabreichten, die ihre geschlechtstypische Aggression und Gewaltbereitschaft dämpften. Die Nebenwirkung – eine Neigung zur Fülligkeit – wurde gebilligt, ja sogar zum Schönheitsideal erhoben. Hier aber hielten sich muskulöse Gestalten auf, die mit lauten, herrischen Stimmen sprachen, fluchten, auf sattellose Pferde sprangen, Strohballen herumwuchteten und vollkommen ungepflegt wirkten. Hin und wieder aber warfen sie den kichernden Mädchen, die versuchten, ihnen nicht in die Quere zu kommen, Blicke zu, die von zügelloser Lust sprachen.
    Ich musste schlucken. Im Reservat waren die Männer selbstbewusst und stark gewesen, aber dennoch höflich. Diese hier musterten die Frauen, mich inbegriffen, als wären sie zum Verzehr bestimmt.
    Ich musste Cam finden. Einer der älteren Trainer ging an mir vorbei, und ich sprach ihn an.
    »Ole Mac? Ja, der müsste bei seinen Ställen sein. Da hinten raus, zweite Reihe. Frag da weiter.«
    »Danke!«
    Aber er hatte sich schon wieder abgewandt. Ich schlängelte mich also zwischen Wagen und Pferden, Strohballen und allerlei Werkzeug zum Ausgang und vermied jeden überflüssigen Blickkontakt mit den Männern. Sie ließen mich unbelästigt passieren.
    Als ich aus der Halle trat, fand ich ein offenes, grasbewachsenes Areal vor, auf dem sich mehrere Reihen ordentlich gehaltener Stallungen aneinanderreihten. Ich erwischte einen sehr jungen Mann, der einen Sattel schleppte, und fragte ihn nach Ole Mac. Er war so freundlich, mich zu dem Stall zu begleiten, an dessen Dach ein elfenbeinweißes Wappen hing, auf dem silbern das Zeichen des Mars – der Kreis mit dem Pfeil – schimmerte.
    »Ole, Besuch!«, rief der Junge und ließ mich stehen.
    Ole Mac, für mich eigentlich nur noch Cam, trat zwischen den leeren Boxen hervor. Blaues Shirt, braune Hose, den Zopf in den Kragen gesteckt. Für einen Augenblick starrte er mich irritiert an, dann lachte er leise.
    »Ria im Groupiestyle. Süß!«
    »Ich hasse Rüschen«, zischte ich.
    »Macht nichts, es ist eine passende Tarnung. Warte einen Moment.« Er ging in den Stall, kam aber gleich darauf zurück und meinte: »Komm mit auf die Koppel, ich werde dir meine Pferde zeigen.« Er zwinkerte. »Oder hast du immer noch Angst vor ihnen?«
    »Sie sind groß und können beißen und mit den Hufen auskeilen. Aber du wirst mich vor ihnen beschützen.«
    »Gewiss. Komm.«
    Er ging neben mir, und ich fragte ihn nach den kastenförmigen Häusern, die das Areal begrenzten.
    »Unsere Wohnungen. Pferdeburschen, Trainer, Stallwächter, Sanitäter, einige der Fahrer leben hier. Frauen sind nur als Besuch zugelassen.«
    »Oh.«
    »Ich habe ebenfalls ein Apartment, es ist bequem für mich.«
    Natürlich – es war bequem für ihn. Denn von der Arena aus gab es einen unterirdischen Gang, der in die Subcultura vor den Mauern der Stadt führte. In

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