Kyria & Reb - Die Rückkehr
welchen Nutzen die Matronae davon haben, die NuMen zu vernichten. Denn um die ging es ja bei der Mumpsepidemie.«
»Warum fragst du nach dem Nutzen?«
»Das tun Juristen seit Menschengedenken: Qui bono?«
»Xarina, sagt dir der Begriff ›die Gottlosen‹ irgendwas?«
»Nein. Hört sich altertümlich an, nicht wahr? Wer sollen die sein? Eine atheistische Sektierergruppe?«
»Auf jeden Fall eine mörderische Gruppe. Wir vermuten, dass sie die ausgelieferten Saboteure und jetzt auch Bonnie zum Schweigen gebracht haben.«
»Das wird ja immer seltsamer.« Und dann sah Xarina mich voll Mitgefühl an. »Kein Wunder, dass dir der Haufen zu groß wird. Trägst du deshalb immer diese Waffe bei dir?«
»Ja.«
»Gut. So, und jetzt erzähl mir noch, wie all das mit Reb zusammenhängt.«
»Er weiß davon, er hat mitbekommen, wie wir herausfanden, dass mein Gendefekt eine Lüge war. Er wollte mir helfen, den Verrat aufzudecken, aber dann musste ich fort. Und für ihn sind jetzt seine Siege und die Princesses wichtiger.«
»Männer sind alle Verbrecher … «
»Nein, nicht alle. Himmel, Xarina, ich bin so eifersüchtig.«
Endlich hatte ich es ausgesprochen.
»Warum?«
Was für eine Frage!
Eine gute Frage.
»Ich bin besitzergreifend, oder? Weil ich ihn liebe, will ich ihn für mich allein. Und das ist egoistisch.«
»Eher verständlich. Warum liebst du ihn? So, wie du ihn mir schilderst, ist er ein ziemlich anstrengender Kerl.«
»Ja, anstrengend ist er. So hart und rau nach außen. Und so leicht zu verletzen. Er zieht sich immer zurück, wenn er mal etwas zu viel Gefühl gezeigt hat. Ich glaube, er hat immer noch Angst, wieder verlassen zu werden, weißt du.«
Xari nickte. »Aber er hat dir gegenüber seine Gefühle gezeigt.«
»Ja. Manchmal war er sehr offen. Er hat mir vertraut. Und ich ihm, Xari. Er ist sehr stark und zielstrebig, trotz allem, was er durchgemacht hat. Ich bewundere ihn dafür.« Mit beiden Händen fuhr ich mir durch die Haare, weil gerade eine Erkenntnis durch meinen Kopf kribbelte. »Ja, ich habe ihn vom ersten Augenblick an bewundert für seine Art zu überleben. Und darum, Xari, sollte ich über seine Schmusereien mit anderen Princesses hinwegsehen. Sie sind nicht echt.«
»Kommt er wieder her?«
»Er wollte am Capital-Cup teilnehmen.«
»Dann kannst du mit ihm darüber reden.«
»Ich weiß nicht, ob ich das will.«
»Nein, vielleicht ist es auch nicht wichtig, wenn man weiß, woran man ist. Ole hat mir ganz klar gesagt, dass er Wichtigeres zu tun und keine Zeit für mich mehr habe. Es war schön, so lange es dauerte, auch für ihn. Aber er leidet sicher nicht so darunter wie ich. So what.«
Ich nahm eines der bunten Kissen und drückte es an meine Brust. Xarina nahm das zweite und knautschte es ebenfalls.
»Was sind wir zwei für Häschen«, murmelte sie.
»Mhm.«
»Dabei gibt es so viele Männer auf der Welt.«
»Mhm.«
Wir hingen unserer Trauer nach, aber dann kroch in mir dieser lustige Gedanke hoch, und ich musste kichern.
»Xarina, wir sollten das Betriebshandbuch für den jungen Verführer überarbeiten. Das wäre mal ein Beitrag zur Verbesserung der Sitten.«
»Autsch. Hast du je ein Exemplar davon in die Finger bekommen?«
»Nein, du?«
»Auch nicht. Sie behandeln es wie einen Geheimcodex.«
»Da sollte man … «
»Ja, man könnte doch … «
Mit erheblich heiterer Stimmung verließ ich am frühen Abend Xarina, nicht ohne Schnuppel noch einmal gründlich gekrault zu haben.
IM HEILUNGSHAUS
S ie werde mir keine Medikamente geben, die in irgendeiner Form meinen Stoffwechsel oder meinen Hormonhaushalt beeinflussen«, knurrte Reb die Ärztin an.
»Es wäre Ihrer Gesundheit aber zuträglich.«
»Sie unterlassen das, Frau Doktor, oder ich werde ungemütlich.«
»Das sind Sie schon.«
»Ich kann noch ungemütlicher!«
Reb starrte die magere Ärztin an, die an den Untersuchungstisch getreten war. Vor zwei Tagen hatte man ihn in das Heilungshaus in Liverpool gebracht. Sein Vater hatte die Überführung in die Wege geleitet, als er von dem Desaster in Dublin erfahren hatte.
»Ich würde Ihnen dringend raten, die angebotene Medikamentierung in Anspruch zu nehmen. Es würde uns allen das Leben leichter machen.«
»Ihnen würde es leichter werden, mir nicht.«
»Wenn Sie unbedingt darauf bestehen.«
»Das tue ich. Und nun flicken Sie mich endlich zusammen.«
»Wünschen Sie ein Stück Holz, auf das Sie während der Behandlung beißen können?«
»Hä?«
»Ich
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