Kyria & Reb - Die Rückkehr
nehme an, auf eine örtliche Betäubung wollen Sie auch verzichten.«
Reb schielte auf sein nacktes Bein. Die Wunde sah hässlich aus. Und sie schmerzte. »Sie müssen die doch nur verbinden.«
»Nein, die muss gesäubert und genäht werden. Mindestens sechs Stiche.«
Reb schluckte.
»Holzstück oder Spritze, Reb?«
»Ich hasse Spritzen«, nuschelte er.
»Ein Pieks statt sechs. Mein letztes Angebot.«
»Irgendwie sind Sie überzeugend. Aber nichts mit Hormonen.«
Jetzt lachte sie, und plötzlich sah sie jung und hübsch aus. »Dann wappnen Sie sich, Sie Eisenfresser. Und gucken Sie jetzt mal da aus dem Fenster.«
»Ist da was Besonderes?«
»Fliegende Schweine, sehen Sie die nicht? Die kommen hier immer in der Mittagszeit vorbei.«
Er drehte verdutzt den Kopf, der Pieks traf ihn unerwartet, und er brüllte auf.
Immerhin war die Behandlung professionell, und er ließ sich auch überreden, ein paar alte Narben beseitigen zu lassen. Runderneuert wurde er in ein Zimmer gebracht, das er mit drei weiteren Patienten teilen musste. Civitates, einer rundlich, mit einem gebrochenen Fußgelenk, der zweite ein hagerer Nerd mit einer Sehnenscheidenentzündung, und der dritte ein junger Friseurlehrling mit einer Verbrühung. Sie tauschten eifrig ihre Befindlichkeiten aus, und Reb rollte genervt die Augen. Er schwieg sich aus, schaltete den Bildschirm über seinem Bett ein und machte sich daran, die NuYu-Nachrichten durchzugehen. Vor allem die Archive der vergangenen Monate interessierten ihn – Berichte von Rennen jedoch weit mehr als die ständigen Wahlkampfsendungen. Aber dann blieb er dennoch immer wieder bei einer Aufzeichnung hängen.
Kyria, in ihrem Staatsgewand, die im Friedwald die Urne eines Subcult-Jungen in die Erde senkte.
Sie sah so fremd, so ganz anders aus. Vornehm, elegant, beherrscht. Das war nicht die nörgelige Electi-Zicke, die sich jeder seiner Anweisungen widersetzt hatte. Das war auch nicht das braun gebrannte Mädchen, das lachend über den Strand lief. Das war nicht die ulkige Civi-Zicke mit den komischen Locken. Und schon gar nicht war das die sanfte, liebevolle Princess, die eine atemberaubende Nacht mit ihm am Meer verbracht hatte.
Wie viele Seiten hatte diese Frau? Was war sie wirklich?
»Das hat für ziemliches Aufsehen gesorgt«, sagte der Rundliche und schaute ihm über die Schulter auf den Bildschirm. »Das ist die Tochter von La Dama Isha. Hat ja einige gegeben, die sich furchtbar aufgeregt haben wegen der Sache. Aber ich fand’s gut, wie sie da aufgetreten ist.«
Reb grunzte nur unbestimmt. Er wollte nicht mit seinen Zimmergenossen schwatzen. Und schon gar nicht über die Subcultura oder die Tochter der Kandidatin für das Amt der Landesmutter.
Zwei Tage lang gelang ihm das auch, dann brach Schwester Desdemona über sie herein.
»Rehatraining«, blaffte sie die vier Zimmerbewohner an. »In einer halben Stunde im Übungsraum vierzehn!«
»Na, die ist ja niedlich«, entfuhr es Reb, aber im Grunde war er für die Abwechslung dankbar. Seine drei Kumpane hingegen zogen mit zittrigen Händen ihre Tagestracht über.
»Die soll furchtbar sein, hab ich gehört«, flüsterte der Nerd. »Die darf man nicht verärgern.«
Das würde ja sogar unterhaltsam werden. Allerdings musste ihm recht schnell etwas einfallen, damit sie seinen Trainingszustand nicht bemerkte, sonst kam diese blöde Diskussion um die hormonelle Medikamentierung wieder auf.
Reb hatte bereits die weite blaue Tracht des Heilungshauses angelegt, langärmelige Tunika, lose fallende Hose, und stand auf. Das verletzte Bein konnte er zwar noch nicht voll belasten, aber eine Krücke brauchte er nicht mehr. Er trottete hinter den dreien her.
Im Übungsraum standen hochprofessionelle Geräte, und die bärbeißige Schwester wies jedem von ihnen eines zu. Reb sollte seine Brust- und Schultermuskulatur stärken, ebenso der rundrückige Nerd. Der Rundliche wurde angewiesen, etwas für seine Bauchmuskulatur zu tun, und der Friseurlehrling bekam die Beinmaschine zugewiesen
Mit kalten Augen stellte Schwester Desdemona die Belastungen an den Geräten ein, und Reb musste sich ein Lachen verbeißen. Er sollte fünf Kilo stemmen.
Un.an.nehm.bar.
Er hob unter Ächzen und Stöhnen die Stange über sich hoch und ließ sie kraftlos nach unten sinken.
»Kannich!«, jammerte er mit hoher Stimme.
»Stellen Sie sich nicht so an. Auf! Zack, zack!«
»Willnich!«, winselte er und dachte mit Genuss an die Elitezicke, die er dabei
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