Kyria & Reb - Die Rückkehr
eilte ins Haus zurück. Die Gäste mussten sehen, wie sie ohne Gastgeberinnen auskamen, ich brauchte Hilfe.
Cam meldete sich mit seinem kurzen »Ja?«.
»Meine Mutter ist entführt worden.«
»Kyria?«
»Eben die.«
»Berichte, schnell und kurz.«
Ich tat es. Er schwieg. Mir zitterten die Hände.
»Wir müssen warten, bis sie sich melden. Erfinde eine Ausrede und schick die Leute weg. Welchen Caterer hattet ihr?«
Ich gab ihm die gewünschte Auskunft.
»Die Sanitäterinnen waren vermutlich verkleidet, Cam. Und jemand hat ihr ein sehr schnell wirkendes Betäubungsmittel in den Wein gegeben.«
»Behalte die Ruhe, Kyria. Ich melde mich, sowie ich etwas habe.«
Was immer er tun konnte, ich musste ihm vertrauen. Aber ich brauchte mehr Unterstützung. Xarina war zu Hause und antwortete sofort.
»Ich komme.«
»Ruf Reb an, ich muss hier irgendwie das Chaos in den Griff bekommen.«
»Mach ich.«
Dann ging ich in den Festsaal zurück und bemühte mich, eine gelassene Haltung zu wahren. Aber meine Stimme klang unsicher und belegt, als ich den Gästen verkündete, meine Mutter sei in die Notfallstation aufgenommen worden, um sich einem gründlichen Check zu unterziehen.
»Ich muss leider die Veranstaltung heute Abend abbrechen. Es tut mir furchtbar leid, aber … «
Das Schluchzen, das aus meiner Kehle kam, unterdrückte ich nicht, und eine nette Frau legte mir den Arm um die Schulter.
»Senoras und Senors, wir sollten uns zurückziehen«, sagte sie mit Autorität in der Stimme.
»Ja, bitte«, flüsterte ich. »Und bitte lassen Sie darüber nichts in der Öffentlichkeit verlauten.«
»Das versteht sich von selbst, Junora. Und nun lassen Sie sich ins Heilungshaus fahren, damit Sie an der Seite Ihrer Mutter bleiben können.«
Die Frau, sie war, soweit ich mich erinnern konnte, für die Ausfuhrgeschäfte verantwortlich, hatte eine resolute Art, die anderen aus dem Haus zu scheuchen, und als Xarina eintraf, trugen die Mitarbeiter des Cateringunternehmens schon die Tabletts und Schüsseln hinaus.
Einer von ihnen aber musste derjenige gewesen sein, der meiner Mutter die K.-o.-Tropfen verabreicht hatte. Die Aufzeichnungen der Überwachungskameras würden mir vielleicht später weiterhelfen, im Augenblick versuchte ich mir ihre Gesichter einzuprägen. Die Amazonen waren ebenfalls tätig geworden und nahmen die Personaldaten über die Ids auf.
»Wie kann ich dir helfen?«, fragte Xarina und setzte sich neben mich.
»Einfach bei mir sein. Du, ich habe Angst, dass es etwas mit Quirins Drohung zu tun hat.«
»Meinst du wirklich?«
»Vielleicht auch Olga … «
Xarina streichelte meinen Arm. »Sie werden sie finden. Kyria.«
Das Streicheln tröstete mich, die Worte nicht.
Reb traf gleichzeitig mit einer weitere Gruppe Amazonen ein, die sich im Haus verteilten.
»Gehen wir in meine Wohnung«, sagte ich zu den beiden.
Sie folgten mir, und in dem Moment kam auch Maie zu uns.
Sie grüßte mich und Xari kurz und betrachtete Reb mit einem langen Blick.
Reb, wie üblich in Schwarz, doch trug er Jeans und Hemd, darüber eine Lederjacke, sah sie ebenfalls mit einer eigenartigen Miene an. Bewegt, hätte ich fast gesagt. Und vor meinen Augen erschienen wieder die Bilder, auf denen ich ihn das erste Mal gesehen hatte – blutend auf der Straße liegend, um Hilfe schreiend. Maie hatte ihm geholfen.
»Sie sehen Ihrem Vater sehr ähnlich, Junor Reb«, sagte sie jetzt leise.
Und Reb, der ungehobelte, raubeinige Reb, ergriff ihre Hand, beugte sich darüber und küsste sie formvollendet. Mit fielen fast die Augen aus dem Kopf.
»Danke, dass Sie mir das Leben gerettet haben«, sagte er heiser.
Maie – die Chefin der Amazonen – hatte feuchte Augen bekommen und blinzelte. Viele Jahre lang hatte sie versucht, über Alvars Sohn zu wachen, über den Sohn des Mannes, den sie wohl immer noch liebte.
Ich wollte ja mit ihr fühlen, doch die Situation erforderte unser Handeln. Also murrte ich: »Das Leben habe ich dir auch schon gerettet.«
»Und mehr als einen Kuss dafür erhalten«, knurrte Reb.
Xarina zwinkerte ihm zu.
»Versuchen Sie es beim nächsten Mal auch mit einem Handkuss«, empfahl Maie, jetzt mit einem kleinen Lächeln.
Das kleine Geplänkel hatte die klamme Furcht in mir ein wenig gelöst, und wir setzten uns in mein Wohnzimmer um den Tisch.
Noch einmal berichtete ich so genau wie möglich, was ich beobachtet hatte. Maie, ein kleines Kommunikationsgerät am Ohr, gab in schneller Folge Befehle durch. Sie
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