Kyria & Reb - Die Rückkehr
hinterlassen haben.«
»Wir müssen herausfinden, woher die stammen.«
»MyFrouw Carita?«, fragte ich.
Eine Antwort erhielt ich nicht, denn es klopfte an der Tür. Reb war aufgesprungen, bevor ich »Herein« rufen konnte. Er öffnete einen Spalt, aber es war nur der Majordomus.
»Ma Donna Saphrina, Junora Kyria. Sie bittet, mit Ihnen sprechen zu dürfen.«
Verblüfft sah ich ihn an. Was wollte die Schlange hier?
»Sprich mit ihr, aber nimm zwei Amazonen mit. Und lass nicht zu, dass sie dich berührt«, sagte Reb.
»Gut. Richten Sie Ma Donna aus, dass ich sie in fünf Minuten in Ma Dama Ishas Büro empfange. Schicken Sie zwei Amazonen zu mir«, wies ich den Majordomus an. »Und bleiben Sie in Türnähe.«
»Sehr wohl, Junora.«
»Schnell, zieh dich um!«
Xari wühlte bereits in meinem Schrank und holte eine blassviolette Tunika und eine dunklere Hose hervor. Ich schlüpfte aus meinen zerknitterten Kleidern, legte die Sachen an und fegte mit der Bürste durch meine Haare. Die beiden Amazonen in ihren dunkelroten Uniformen warteten vor der Tür.
»Achten Sie auf jede Bewegung der Hohepriesterin«, bat ich sie. »Ma Donna und ich verstehen uns nicht besonders. Ich möchte nicht, dass sie mir zu nahe kommt.«
»Natürlich.«
Wir eilten durch die Flure, und ich betrat das Büro durch Mutters Schlafzimmer. Die Hohepriesterin wanderte ungeduldig vor der Fensterfront auf und ab und drehte sich dann schwungvoll mit wehender Robe um. Mit ausgebreiteten Armen trat sie auf mich zu.
Ich machte einen Schritt zurück, die Amazonen stellten sich vor mich.
»Kind, ach, Kind. Dieses Misstrauen!«
»Ist derzeit angemessen.« Ich unterließ jegliche Ehrenbezeugung. »Was kann ich für Sie tun?«
»Aber nichts, liebe Tochter. Nichts. Ich bin es, die für dich etwas tun will. In dieser Zeit der Not und der Trauer will ich für dich sorgen.«
»Und wie, bitte?« Ich blieb stehen und bot auch ihr keinen Platz an.
»Man hat deine Mutter, meine beste Freundin, meine Herzensfreundin, ins Heilungshaus gebracht. Selbst ich darf nicht zu ihr. Ich habe Angst um sie. Und um dich, liebes Kind. Komm zu mir in den Tempel. Dort bist du geborgen. Wir werden gemeinsam für sie beten.«
»Ich habe die Anweisung, das Haus nicht zu verlassen.«
»Aber der Tempel … «
»Ma Donna, Junora Kyria steht unter unserem Schutz«, sagte eine der Amazonen kühl.
Das gefiel Saphrina wohl nicht sonderlich, aber sie lenkte ein.
»Nun, die Sicherheitskräfte werden schon wissen, was sie tun. Mein Kind, ich werde eine Bittzeremonie für deine Mutter abhalten. Ich werde selbst die Große Göttin anflehen und für meine Herzensfreundin um Heilung beten.«
»Tun Sie das. Und nun entschuldigen Sie mich.«
Das war krass unhöflich, die Hohepriesterin verabschiedete man nicht. Aber mir war das im Augenblick vollkommen gleichgültig. Ich fragte mich nur, was dieser Besuch sollte.
Der Majordomus, sein Lauschen war exzellent, öffnete die Tür und hielt sie Ma Donna auf. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als den Raum zu verlassen.
Ich wartete, bis die Tür hinter ihr zugefallen war, und meinte: »Danke. Das haben Sie gut gemacht.«
Die eine Amazone lächelte. »Wir hätten Sie nicht mit ihr gehen lassen. Das war ein Befehl von Maie.«
Nicht über alle Menschen hatte die pompöse Glaubensführerin Macht.
Reb sprach mit Cam, Xarina mit ihrer Mutter, als ich in meine Wohnung zurückkehrte. Ich ließ sie in Ruhe und dachte angestrengt nach. Warum war Saphrina hier aufgetaucht? Warum wollte sie mich in den Tempel holen? Was wusste die Hohepriesterin von meiner Mutter und mir?
Xarina beendete ihr Gespräch zuerst.
»Die High-Mom vermutet, dass es etwas mit den Gefährten der Göttin zu tun haben könnte. Immerhin spielen sie Gott, wenn sie sich mit den Priesterinnen vereinigen.«
»Und mein Vater hatte diese Weihe einst erhalten«, sinnierte ich. »Aber wieso gottlos?«
»Hast du schon mal im InterLex nachgeschaut?«
»Das haben wir wohl alle, Xari. Der Begriff ›gottlos‹ steht da drin, aber nur mit dem Hinweis, dass die Quelle gelöscht ist.«
»Was auf etwas Verbotenes hinweist, oder? Etwas aus vergangener Zeit vielleicht? Wie lauteten die Zitate denn?«
Ich überlegte. »Irgendwas mit Zunge hüten und sündigen bei Tim und Kevin, bei Bonnie sollten die Gottlosen zu Schanden werden, und irgendwas mit Lügenmäulern. Und Quirin sprach von Vergeltung, die der Herr üben wird.« Plötzlich dämmerte mir etwas. Diese altmodische Sprache, die
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