L wie Leiche
dürftige Logik, aber etwas Besseres fiel mir im
Augenblick nicht ein.
Als
ich vor dem Strandhaus in Paradise Beach hielt, flog die Tür auf, bevor ich
noch den Motor abgestellt hatte, und Melanie kam strahlend herausgestürzt. Sie
trug ein schwarzes Baumwolloberteil und weiße, knapp geschnittene Shorts. Alles
an ihr hüpfte, als sie mir entgegenrannte.
Ich
stieg aus, und Melanie warf mir beide Arme um den Hals. Ihr Busen preßte sich
weich und nachgiebig gegen meinen männlichen Brustkorb.
»Danny !« seufzte sie. »Wie schön, dich wiederzuhaben!«
»Sechs
Monate in der frosterstarrten weißen Hölle«, versetzte ich. »Aber so ist der
Nordpol nun mal .«
»Was?«
»Es
ist erst etwa sechsunddreißig Stunden her«, erklärte ich. »Du kannst mich doch
nicht so vermißt haben !«
»O
doch !« versicherte sie. »Ich habe mich vergangene
Nacht in den Schlaf geweint, weil ich ohne dich so einsam war .« Sie ließ die Arme sinken. »Es ist eine andere Frau, nicht wahr ?«
»Wovon
redest du, zum Teufel ?«
»Es
ist ganz klar«, stellte sie fest. »Du interessierst dich nicht mehr für mich .«
In
meinem Kopf begann es wieder zu toben. Deshalb ging ich an Melanie vorbei ins
Haus hinein. Im Wohnzimmer auf der Bartheke stand der
Shaker bereit. Ich goß mir einen großen Martini ein
und trank genießerisch einen Schluck.
Melanie
knallte hinter sich die Haustür ins Schloß. Dann musterte sie mich mit in die
Hüften gestemmten Händen.
»Wer
ist sie ?« verlangte sie zu wissen.
»Eine
italienische Gräfin«, sagte ich. »Wir haben die Nacht gemeinsam in ihrer Villa
auf Capri verbracht. Es war ein phantastisches Erlebnis. Aber wenn man auf
Linienflüge angewiesen ist, bleibt einem so wenig Zeit zur Entspannung .«
»Na
schön, Danny .« Sie lächelte gezwungen. »Vielleicht
gibt es wirklich keine andere Frau und ich benehme mich albern. Ich bin morgens
nach dem Aufwachen für Sex nicht zu haben. Ebensogut kann natürlich sein, daß du etwas gegen Sex zur Mittagszeit hast. Stimmt’s ?«
»Stimmt«,
bestätigte ich.
»Wo
bist du also in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gewesen ?«
»Nicht
in Santo Bahia«, erwiderte ich ausweichend. »Vor meinem Zusammenstoß mit Hy Adams hier bei dir vorgestern abend ,
habe ich mich mit Sarah Rigby und Bobo Shanks angelegt. Es schien mir deshalb
ratsam zu sein, eine gewisse Zeit unterzutauchen und sich die Gemüter erst
einmal ein bißchen beruhigen zu lassen .«
»Du
hast dich mit Sarah und Bobo angelegt ?« Ihre Augen
glänzten vor Neugier. »Was ist passiert ?«
Ich
berichtete, was sich im Hause Rigby abgespielt hatte. Bei der Stelle, wie ich
mit Shanks umgegangen war, leuchtete ihr Gesicht auf. Aber als ich erzählte,
daß ich Sarah vors Schienbein getreten hatte, war sie hell begeistert.
»Oh,
Danny !« seufzte sie hingerissen. »Ich wünschte, das
hätte ich sehen können .«
»Und
während ich mich abgemüht habe, den beiden einen Denkzettel zu verpassen«,
schloß ich entrüstet, »hast du dich mit Hy Adams im
Bett amüsiert .«
»Das
ist schwer zu erklären .« Sie trat an die Bar und
schenkte sich auch einen Martini ein. »Er ist ein Mann, den man nicht abweisen
kann .«
»Soll
das heißen, er hat dich vergewaltigt ?« fragte ich in
verächtlichem Ton. wobei ich ihre stattliche Größe betrachtete. »Du kleines,
schwaches Ding?«
»Nein.«
Sie errötete ärgerlich. »Das habe ich nicht gemeint. Aber ich war deprimiert
und noch immer ziemlich mit den Nerven fertig. Es lohnte sich einfach nicht,
deswegen mit ihm zu streiten. Wie kommst du übrigens dazu, mich zu kritisieren ?«
»Es
war also nicht das erstemal ?«
»Nein.
Aber das geht dich schließlich nichts an !«
»Adams
war dein Liebhaber ?«
Sie
schüttelte hastig den Kopf. »Wir sind während meiner Ehe nur ein paarmal
miteinander im Bett gewesen. Das ist alles. Nichts von Bedeutung. Hy Adams hat schon so ziemlich mit jeder Frau in der Stadt
geschlafen. Mit den Frauen, auf die er scharf war, meine ich. Und wenn die
Ehemänner dahinterkommen, ignorieren sie es, weil sie entweder vor seiner
Körperkraft Angst haben oder befürchten, mit ihm keine Geschäfte mehr machen zu
können .«
»Unter
welche Kategorie fiel Broderick ?«
»Broderick
hat nie davon erfahren«, antwortete sie. »Aber lassen wir uns das Thema
wechseln, Danny. Ich habe nämlich genug davon .«
»Wo
kann ich Adams finden ?«
»Du
solltest lieber aufpassen, daß er dich nicht findet !«
»Wo
treibe ich ihn auf ?«
»Er
hat
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