L wie Liquidator
Tages vielleicht, wenn ich Eiweißkörper aufbauen und ordnen kann wie ein Kind, das mit bunten Bauklötzen spielt, werde ich Sensoren in Gestalt eines Albatros ausstoßen und über den Strand kreisen lassen, und Zugang haben zu Aussichten und Tönen, die zuvor für mich unerreichbar waren. Vielleicht werde ich – dank des unermeßlichen und wunderbaren neuen Input – eines Tages herausfinden, was der Schrei der Seemöwe wirklich bedeutet.
Der Seemöwen-Schrei als Input: Ich frage mich, ob es jemals das Gleiche sein wird?
Aber, mein Gott, Leptone sind blau, und Quarks haben Farben, die niemand ermessen kann. Dort, nahe dem Zentrum unseres Universums, existiert etwas Merkwürdiges: ein riesiges Schwarzes Loch. Ich spüre seine Anziehungskraft, die größer ist als Meere von Gravitation, schwerer als meine Erde. Eines Tages, wenn ich endlich in der Lage sein werde, mich Mary verständlich zu machen, werden wir zu den Sternen wandern und durch die Galaxien gleiten, als wären sie Felsen an der Meeresküste.
Ich glaube, ich werde ein Gott oder Teil von etwas Göttlichem.
Ich bin nicht traurig darüber, daß ich keine Seemöwen mehr hören kann.
»Yin-Yang, ping-pong, Positron-Elektron, innen-außen, Hogamus-Higamus …«
»Matthew ist letzte Nacht gestorben.«
»… Die Frau ist monogam …«
»Ich möchte dich nicht verlassen.«
»… der Mann ist polygam.«
»Ich muß dich verlassen.«
»Wasser, Wasser; überall …«
»Sie werden auf dich aufpassen, bis es vorbei ist.«
»… Alph, der heilige Fluß, strömte …«
»Auf Wiedersehen.«
»… durch Höhlen, unermeßlich für die Menschheit.«
Originaltitel: »Caverns«
Copyright © 1985 by Interzone
(erstmals erschienen in »Interzone Magazine«, Nr. 14)
mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Agentur Luserke, Friolzheim
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Inge Holm
Inìsero Cremaschi
Der Monstermörder
Kapitän Giannone wachte mit den üblichen Kopfschmerzen und einem pappigen Gefühl im Mund auf. Bevor er in den Kommandoraum hinaufstieg, spülte er sich den Mund mit Wasser aus, das er mit einem guten Schuß Rum versetzt hatte. Er hatte wieder Dienst.
Als er in den Korridor D einbog, hielt ihn eine Gruppe erregter Passagiere auf. »Hören Sie, Kommandant!« Das war der Ingenieur Cavalli. Die Gruppe bestand vor allem aus Damen und aus einigen jungen Mädchen in rosa Raumanzügen, deren Stimmen wie das Piepsen junger Vögel klangen. Giannone mußte notgedrungen stehenbleiben. Eine Dame in einem hypermodernen Kimono, die mager wie das Skelett eines venusianischen Rodg war, blickte ihn aus schreckgeweiteten Augen an:
»Ich ertrage diesen Alptraum nicht länger. Sie müssen etwas unternehmen, Kommandant!«
Die Dame im Kimono drückte damit nur das kollektive Angstgefühl aus. Ingenieur Cavallini hingegen opponierte aus Prinzip: »Die Agentur für Reisen und Kreuzfahrten hat uns vollkommene Sicherheit garantiert. Ich werde einen geharnischten Bericht vorlegen. Vorausgesetzt, daß wir dieser von Monstern heimgesuchten Falle lebend entkommen.«
»Was für Monster, Herr Ingenieur? Auf der ›Garibaldi‹ gibt es nichts Außergewöhnliches. Alles verläuft programmgemäß.« Der Umgang mit den Passagieren gehörte nicht gerade zu den starken Seiten von Kapitän Giannone. Aber er tat sein möglichstes, um die Gemüter zu beruhigen, während er gleichzeitig alles versuchte, an den Fahrstuhl zum Kommandoraum zu gelangen.
Eine andere, unglaublich eisige und aggressive Dame griff ein. »Es stimmt, das kann ich Ihnen versichern. Auch wir haben es gehört.«
»Was haben Sie gehört?«
»Es bellte, brüllte, fauchte. Ich versichere Ihnen, daß es sich um ein echtes extraterrestrisches Monster handelt. Es hat sich in den Laderaum geflüchtet …«
Die knochendürre, elegante Dame stand inzwischen am Rande eines Nervenzusammenbruchs. »Ach, meine armen Kinder, die ihre Mutter niemals wiedersehen werden!«
Zwei weitere Damen flehten Kapitän Giannone und Gott Vater persönlich um Hilfe an, damit ihre Kinder weiterhin der Liebe ihrer Mütter teilhaftig werden konnten. Aus dem Stimmengewirr, dem Gejammer und den sinnlosen Satzfragmenten drang plötzlich eine helle Kinderstimme:
»Wie schön!«
»Was ist denn schön, du Dummkopf?«
»Das Monster, oder? Wie ist es eigentlich in das Raumschiff hereingekommen? Zeigst du es mir, Mama?«
»Wenn du nicht den Mund hältst, kriegst du ein paar Ohrfeigen!«
»Ich bin ja schon still. Aber
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