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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Jameson und einem Pack Guinness.«
    Eins lehnte sich zurück. Ich sah, wie das Sitzkissen unter seinem Gewicht nachgab, und wußte doch, daß auf der Couch keine Elefantenhinternkuhle zurückbleiben würde. Ich griff nach der leeren Whiskyflasche und warf sie in Richtung Abfallkorb.
    Niemehrwieder
    Aber die Elefanten dachten nicht daran, aus meinem Blickfeld zu verschwinden. »Die Erdmenschen übersehen häufig Dinge, die sich direkt vor ihrer Nase befinden«, meinte Eins, »sobald diese Dinge nicht in ihr gewohntes Konzept von der Ordnung im Weltall passen. Muß ich wirklich das Beispiel der Eingeborenen zitieren, die sich ganz einfach weigerten, eines von Käpten Cooks Schiffen wahrzunehmen?«
    Und er erzählte mir die Geschichte – vermutlich nicht zum ersten- und nicht zum zweitenmal. Aber ich kannte sie ohnehin: Wenn ich mich recht entsinne, mußte ich sie während meiner Studienjahre einmal für ein Psychologie-Seminar nachlesen. Nun jedoch erfuhr ich, daß ein rosa Elefant diese historische Begegnung miterlebt hatte, eine Tatsache, die in sämtlichen Geschichtswerken unterschlagen wird.
    In der Fachliteratur steht nur, daß ein Schiff vor dem Strand der Insel vor Anker ging, ohne daß die Inselbewohner Notiz davon nahmen. Sie reagierten auch nicht im geringsten auf die Gruppe, die an Land ging. Nach Ansicht moderner Experten war das Schiff einfach zu groß und fremdartig und unterschied sich zu stark von der Erfahrungswelt der Insulaner. Als deshalb ihre Augen die Signale ans Gehirn weitergaben, verweigerte das Gehirn die Annahme der Botschaft und schickte sie zurück an die Augen mit der Notiz, daß sie sich getäuscht hätten und den Quatsch endlich lassen sollten. Die Augen gehorchten. Aber wir sind keine primitiven Insulaner. Aber …
    »Unsere Gehirne durchschauen ein sehr viel komplexeres Weltbild«, sagte ich. »Wir hätten euch bestimmt gesehen.«
    »Eure Gehirne sind komplizierte Speichersysteme. Die wissenschaftliche Denkweise hat bestimmte Trampelpfade durch euer Gehirn angelegt – Wege, von denen eure Gedanken nicht abweichen dürfen, Wege, die zu erklärlichen Ideen führen und ›neue‹ Ideen erst einmal auf Nebenwege schieben, um sie dort zu verarbeiten.«
    Aber …
    War ich überfordert? Das Klatschen einer Hand? Logisch wie linguistisch betrachtet brauchte man zum Klatschen eindeutig zwei Hände. Eindeutig …
    Die ganze Nacht rannte ich gegen ihre Argumente an.
    Aber …
    Als der Morgen heraufzog, ließ Eins die Schultern hängen, und obwohl man das bei Elefanten nur schwer erkennen kann, entnahm ich seiner Stimme und Haltung, daß er äußerst deprimiert war.
    Zu diesem Zeitpunkt ergriff erstmals Zwei das Wort. Er lispelte nicht. Seine dünne, spröde Stimme hob und senkte sich, während der Rüssel verschlungene Muster vor seinem schiefen kleinen Mund wob. »Der Wille unseres Volkes schuf diese Realität für uns, wo wir getrennt von unseren Körpern existieren konnten. Er trug uns über zahllose Lichtjahre zu diesem eurem Planeten. Der Wille eurer Rasse, die Aufnahme durch nicht mehr als einige tausend eures Volkes, würde uns die Kraft verleihen, auf eurer Realitätsebene weiterzuleben. Wir könnten uns mit Hilfe neuer Körper stabilisieren.
    Aber wir wissen jetzt, daß uns nur wenig Zeit bleibt. Unsere alten Körper haben im Kälteschlaf offenbar zu verwesen begonnen. Von den tausend, die auf diesen Planeten kamen, sind nicht mehr als zehn übrig. Wenn ihr uns die Hilfe verweigert, werden wir sterben, und das Geschenk des Wissens, das wir mitbringen, wird für immer vergeudet sein.«
    Aber …
    Aber in meinem Apartment waren rosa Elefanten.
    Ich schlief ein.
     
    Die Seelen von rosa Elefanten werden aus den Körpern gezerrt, die Körper werden in Kälteschlaf versetzt, nachdem man die Seelen vom Planeten Sowieso im Andromeda-Nebel mit dem Auftrag losgeschickt hat, im Universum nach anderen vernunftbegabten Rassen Ausschau zu halten. Daraus ergeben sich eine Reihe von Problemen: Erstens, wenn der Planet, auf dem sie landen, kein intelligentes Leben trägt, bleiben die Seelen dort gefangen und können sich nicht mehr mit den Körpern vereinen, weil, so sagte Eins, die Seele ihren Antrieb zum transgalaktischen Flug durch den Willen erhält. Und der Wille, so sagte Eins, ist eine Funktion von Körper-Geist und nicht von Geist-Seele.
    Und zweitens: Selbst wenn die Seelen einen Planeten gefunden haben, der von intelligenten Geschöpfen bewohnt ist, und selbst wenn sie mit Hilfe von

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