L wie Love
durch die Gänge. Im Spielwarengeschäft zog ich eine Kette quakender Enten hinter mir her und im CD-Laden führte ich mit Kopfhörern auf den Ohren und zu einer Musik, die nur ich hören konnte, einen wilden Tanz auf. Ashlee musste so lachen, dass sie sich beinahe in die Hose machte.
Wir sprühten uns gegenseitig mit Parfüm ein und malten mit Lippenstifttestern bunte Striche auf unsere Hände.
Eigentlich hatte ich mein Babysittergeld für einen neuen BH ausgeben wollen. Doch in einem Anfall von Großzügigkeit lud ich die Chicas zu Pommes und Cola ein. Und ich kaufte eine Handtasche, die an mir, wie Ashlee sagte, richtig cool aussah.
Warum auch nicht, überlegte ich mir. Ich konnte meinen alten BH weiterhin mit einer Socke ausstopfen.
Nach unserer Kalorienorgie gingen wir in einen Laden für Übergrößen. Ich hielt mir einen Riesen-BH vor die Brust, der mindestens Körbchengröße ZZ hatte. Wir kicherten. Dann zog ich ein Paar Unterhosen in Größe 50 über meine Jeans.
Lachend drehte ich mich um und stand plötzlich direkt vor Big Bertha und ihrer Mutter. Im selben Augenblick kam eine Verkäuferin auf mich zu. Ich saß in der Falle.
»Zieh das sofort aus«, befahl die Verkäuferin. »Ich könnte dich wegen Ladendiebstahls anzeigen.«
Alle Leute starrten mich an, auch Big Bertha und ihre Mutter. Und die Chicas? Die waren nirgends zu sehen.
Ich hüpfte von einem Fuß auf den anderen, als ich den Schlüpfer auszog, und fiel fast der Länge nach hin. Mit hochrotem Gesicht reichte ich ihn der Verkäuferin.
»Den können wir nicht mehr verkaufen, weil du die Verpackung aufgerissen hast«, sagte sie in einem kühlen Ton. »Du musst ihn kaufen. Das macht acht Dollar neunundneunzig.«
Ich durchwühlte meine Tasche und zählte mein restliches Geld. Mir fehlten vier Dollar. »Es … es tut mir leid«, stammelte ich, »ich könnte heimgehen und das Geld holen.«
»Ich fürchte, ich muss den Sicherheitsdienst rufen.«
ACHGODOGOD! Jetzt musste ich ins Gefängnis. Ich hatte Filme über Frauengefängnisse gesehen. Zuerst muss man sich komplett ausziehen und dann wird man von oben bis unten mit einem Läusemittel eingesprüht.
»Hier.« Big Bertha drückte mir einen Fünfdollarschein in die Hand.
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ausgerechnet von Big Bertha musste ich mich retten lassen. Aber ich hatte keine andere Wahl. »Danke, du kriegst es in der Schule wieder. Versprochen«, murmelte ich. Ich unterdrückte die Tränen, als die Verkäuferin den Betrag eintippte und die Unterhose in eine Tüte steckte. Ich packte sie und rannte hinaus.
Draußen schloss sich eine Hand um meinen Arm und zerrte mich um die nächste Ecke. Mein Herz blieb beinahe stehen. Wirklich. Ich spürte genau, wie der Herzschlag einmal aussetzte, weil ich dachte, es sei jemand vom Sicherheitsdienst.
Es war aber Ashlee.
»Was ist passiert?«, fragte sie.
Die Chicas scharten sich um mich. Meine Beine zitterten. Zuerst war ich verärgert. Die Mädels hatten mich im Stich gelassen. Aber dann verrauchte die Wut so schnell, wie sie gekommen war. Ashlee schlug mir auf die Schulter und Karaumarmte mich sogar. Schon war ich wieder eine von ihnen und alles war vergessen.
Ich öffnete meine Tasche und zeigte ihnen die Unterhose. »Die Verkäuferin hat mich gezwungen, sie zu kaufen.«
»Dieses Miststück«, sagte Ashlee.
»Ja, ein Miststück«, pflichtete ich ihr kraftlos bei.
Von Big Bertha, die mich gerettet und mir Geld geliehen und mich vor dem Knast bewahrt hatte, erzählte ich ihnen nichts.
Nachdem ich den ersten Schrecken überwunden hatte, machte ich mich über die Verkäuferin lustig und ahmte ihre hochnäsige Art nach.
In diesem Augenblick sah ich Biff, sie war allein. Ich duckte mich hinter Melanie, zu spät. Biff hatte mich bereits gesehen. Sie kam direkt auf uns zu und warf den Chicas einen flüchtigen Blick zu. Dann neigte sie ihren Kopf zur Seite und musterte mich wortlos.
»Es ist nicht, wie du denkst«, sagte ich.
»Wirklich? Ich denke, dass du mich abserviert hast, damit du mit Ashlee und Co. ausgehen kannst. Ich denke, dass du mich angelogen hast.«
Okay. Das dachte sie also.
»Du bist echt mies«, sagte Biff. Sie drehte sich um und verschwand in der Menge.
»Was war das denn?«, fragte Ashlee. Doch bevor ich antworten konnte, zuckte sie die Achseln und hakte sich bei mir unter. »Ach, egal. Komm, wir gehen.«
Aber auf einmal kam mir alles ein wenig fad vor und die Bauchkrämpfe meldeten sich zurück. Ich hatte
Weitere Kostenlose Bücher