L wie Love
das mir plötzlich auch noch zu meinem Glück fehlte … Fazit: Ich bin nie zufrieden. Manche sehen das vielleicht als einen Charakterfehler an, aber ich finde, es ist ein Ausdruck von Stärke. Ich bin nicht bereit, mich mit irgendwas einfach so abzufinden.
Hugo und ich erhalten einen wahren Hungerlohn als Taschengeld. Damit kann ich nicht einmal meine Grundbedürfnisse abdecken. Mom und Dad sagen, wir müssen für unseren Luxus selbst aufkommen. In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Auseinandersetzungen darübergegeben, wie Grundbedürfnisse und Luxus zu definieren sind. Zum Beispiel:
Ich
Lipgloss – Grundbedürfnis, da notwendig zur Erhaltung des Selbstbewusstseins.
Mom und Dad
Lipgloss – Luxus, da überflüssig.
Ich
Handy – Grundbedürfnis, um mit anderen Gleichaltrigen mithalten zu können.
Mom und Dad
Handy – Luxus, der das Hirn schädigt.
Aber zurück zu meinen Geldproblemen: Die Lösung war einfach, aber anstrengend. Mir blieb nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und wieder D & D babyzusitten. In der Zwischenzeit musste ich die Punkte fünf und sechs abarbeiten. Wenn ich erst einmal die Erlaubnis hatte, auf die Party zu gehen, würde sich alles andere von ganz allein regeln. Ich lief in die Küche hinunter. Mom flitzte hin und her, machte Rührei, kochte Kaffee und toastete Brot, damit wir vor der Kirche noch frühstücken konnten. Ein günstiger Augenblick.
Ich nahm ihr die Pfanne aus der Hand. »Lass mich das machen«, säuselte ich, schrie aber sogleich auf und ließ die Pfanne auf den Boden fallen. Metallgriff, heiß, kein Topflappen.
Mom betrachtete die gelbe Schmiere auf dem Boden.
»Sorry, ich wische gleich auf«, sagte ich und ließ kaltes Wasser über meine verbrannte Hand laufen. »Setz dich hin und leg die Füße hoch. Du musst dich wirklich schonen.« Ich schaufelte die Eiermasse zurück in die Pfanne. »Alles kein Problem, niemand muss wissen, wo das schon gelegen hat.«
Meine Mutter sank auf einen Stuhl und schaute mich verstört an.
»Mom«, säuselte ich, »habe ich dir gesagt, wie gut du heute aussiehst? Du hast dieses Leuchten der Schwangeren an dir.« Das hatte ich im Fernsehen gehört. »Und Boo-Boo ist nicht mehr zu übersehen«, ergänzte ich. Diesen Ausdruck hatte ich am vergangenen Sonntag bei Tante Grace aufgeschnappt, als Moms Schwestern ihre alten Schwangerschaftskleider angeschleppt hatten. Sie hatten offenbar nur darauf gewartet, ihre Schränke ausmisten zu können, um das ganze alte Zeug bei uns abzuladen.
»Du bleibst sitzen und ruhst dich aus. Ich decke den Frühstückstisch.« War das übertrieben? Ich schielte zu Mom hinüber. Sie schaute mich immer noch an, ich konnte aber zum Glück kein Misstrauen in ihrem Blick sehen. Gut. »Weißt du«, fuhr ich fort und legte Gabeln und Messer akkurat neben die Teller, nur nicht neben den von Hugo. Ich weiß nicht, wozumein Bruder überhaupt Besteck braucht. Er inhaliert sein Essen geradezu. »Nächsten Samstag findet ein Fest in der Schule statt. Also, das hat …«
In diesem Augenblick kam Sophia im Schlafanzug in die Küche und gähnte ausgiebig.
Dann ging sie zielstrebig zur Kaffeemaschine und schenkte sich einen Becher ein. Sie bemerkte jedoch nicht, dass der Kaffee noch nicht durchgelaufen war und nun zischend auf die heiße Platte spritzte.
»Ich glaube, ich nehme rote Rosen statt weiße«, sagte sie. »Anthony und ich haben gestern Abend darüber diskutiert und wir finden rote für eine Winterhochzeit doch passender als …
»Es geht um die Schulsport-AG«, übertönte ich Sophia.
»Hey, unterbrich mich nicht«, zischte Sophia mich an.
»Aber ich habe zuerst gesprochen«, protestierte ich. »Denkst du vielleicht, wir würden nur darauf warten, dass du wieder von deiner Hochzeit anfängst? Wir haben auch ein Leben. Und außerdem ruinierst du die Kaffeemaschine!«
»Bitte, Sophia«, sagte Mom beschwichtigend, »lass Teresa ausreden.«
»Du solltest Mom in ihrem Zustand nicht so aufregen, Sophia«, begann ich.
»Teresa …« Moms Stimme hatte einen warnenden Unterton angenommen.
Ich atmete tief durch. »Hier, lass es dir schmecken«, sagte ich und reichte Mom einen mit Marmelade bestrichenenToast. Dann richtete ich einen Teller mit Rührei an und schob ihn vor Sophia. Mom sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und ich zwinkerte ihr unbemerkt zu. »Jedenfalls«, fuhr ich fort, »ich bin der Meinung, dass ich die Schulsport-AG unterstützen sollte.«
»Ich möchte erst mit
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