L wie Love
deinem Vater darüber sprechen«, erwiderte Mom.
»Oje«, jammerte ich, »du weißt doch, dass Dad nichts dazu sagen wird.« Ich schüttete Müsli in ein Schälchen und fragte Sophia: »Wie schmecken die Eier?«
»Erstaunlich gut, wenn man bedenkt, dass du sie gemacht hast«, antwortete meine Schwester.
»Geheime Zutat«, zwitscherte ich.
Hugo kam herein. »Ich bin gestern Abend beim Hockey gekeilt worden, Mom.« Er zog sein T-Shirt hoch und zeigte uns einen großen blauen Fleck. Er drückte mit dem Finger darauf und zuckte zusammen, aber ihm war anzusehen, dass er stolz darauf war. »Ich glaube, ich gehe heute nicht in die Kirche. Vielleicht kann Dad mich vertreten.«
Als ob unser Vater das tun würde. Er geht nur zu besonderen Anlässen in die Kirche, denn er hasst es, wenn der Priester sagt, wir sollen uns die Hände reichen und uns gegenseitig »Frieden« wünschen. Dad sieht dann immer interessiert zur Decke und vergräbt seine Hände tief in seinen Taschen, um nur niemanden anfassen zu müssen (wegen der vielen Keime). Mom findet das peinlich und sagt, sie muss zum Ausgleich dafür besonders freundlich sein.
»Sophia kann für dich gehen«, beschloss Mom. Seit einem Jahr darf meine Schwester selbst entscheiden, ob sie am Gottesdienst teilnimmt oder nicht. »Du kannst schließlich nicht in einer Kirche heiraten, in der du dich nie blicken lässt.«
»Nur wir Frauen also«, sagte ich fröhlich und schaute zu meinem Bruder. »Willst du Rührei, Hugo?«, fragte ich ihn und runzelte demonstrativ die Stirn. »Ach, da war noch etwas, was ich dir erzählen wollte. Was war es gleich …« Ich spitzte den Mund und wiegte den Kopf hin und her. Dann riss ich die Augen auf, als ob es mir in diesem Moment wieder eingefallen wäre. Eine echt oscarreife Leistung. »Ach richtig. Ashlee Harcourt hat erzählt, dass am nächsten Samstag eine Schulparty stattfindet und dass du auch herzlich eingeladen bist.«
Hugo nickte und aß ungerührt weiter.
Ich kreuzte unterm Tisch die Finger. »Ich finde, wir sollten hingehen. Um die Schulsport-AG zu unterstützen, meine ich.« Ich habe übrigens nicht den Hauch einer Ahnung, wie gekreuzte Finger eine Lüge ungeschehen machen können. »Alle Schulmannschaften beteiligen sich. Du willst doch bestimmt für das Hockeyteam hingehen.«
Hugo schaufelte Eier und Toast in sich hinein. Seinem Appetit schien die Rippenverletzung nichts anzuhaben.
»Also, gehst du?«, fragte ich.
»Anthony und ich haben uns jetzt doch für rote statt für weiße Blumen entschieden«, fing Sophia wieder an zu sprechen. (Ha, als ob Anthony irgendetwas entscheiden würde.)»Natürlich müssen wir dann auch die Farbe meines Brautstraußes ändern und die von Teresas Kleid. Das Rot harmoniert nicht so gut mit dem Grün.«
»Rot klingt gut«, bestärkte ich Sophia. Hauptsache, ich war das kotzgrüne Kleid los. »Also, Hugo, kommst du jetzt mit?«, wandte ich mich wieder an meinen Bruder.
»Weißnich«, nuschelte er und spuckte Toastkrümel über den Tisch.
»Das wäre bestimmt gut. Du könntest ruhig ein bisschen Gemeinschaftsgeist zeigen. Ich glaube, ein paar Lehrer werden da auch auftauchen und dein Trainer.« Da meine sämtlichen Finger gekreuzt waren, musste ich nun auf die Zehen zurückgreifen. »Und ich bin eingeladen. Ich weiß nicht, ich glaube, ich gehe hin. Ich will ebenfalls Gemeinschaftsgeist zeigen. Also, was sagst du, Hugo?«
»Und Mom«, fuhr Sophia fort, »du könntest dir doch eine ganz große Tasche umhängen, dann fällt
das
nicht so auf.« Sophia machte eine Handbewegung in Richtung von Moms Bauch. »Oder einen Poncho tragen.«
Hugo schob seinen Teller fort, stand auf und verließ in Gedanken versunken die Küche.
»Also, ist das okay, Mom?«, fragte ich.
»Ist was okay?« Mom blickte zwischen mir und Sophia hin und her. »Wir können die Kleider jetzt nicht mehr abbestellen, Sophia. Wir bleiben bei Weiß. Und ich werde keinen Poncho tragen. Eine Schwangerschaft ist nichts, wessen man sich schämen müsste.«
»Die Schulparty am nächsten Samstag. Hugo hat gesagt, ich kann mit ihm hingehen. Das wäre doch okay, oder?«
»Ja, ich denke schon. Wenn Hugo ein Auge auf dich hat und es ein Schulfest ist.«
»Super!« Ich versenkte meinen Teller in der Spüle. Punkt fünf und sechs auf meiner Liste waren abgehakt. Ich war so in Fahrt, dass ich mich gleich an Punkt eins machen wollte. Es gab nur einen Ort, wo ich England-Englisch lernen konnte. »Weißt du, Mom, wir gehen jedes Wochenende
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