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L wie Love

L wie Love

Titel: L wie Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Haworth-Attard
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zu Nanna und Nannu. Fühlt sich Großmama T da nicht ausgeschlossen? Vielleicht besuche ich sie heute nach der Kirche, anstatt mit zu Tante Grace zu gehen.«
    »Oh, das ist sehr lieb von dir, Teresa.« Mom schien überrascht zu sein. »Vielleicht hast du recht und Großmama T fühlt sich wirklich einsam. Wir könnten sie abholen und mit zu Tante Grace nehmen.«
    Huch.
    Das war aber nicht im Sinne des Erfinders. Ich brauchte Großmama T für mich allein.
    »Ach nein. Großmama T und Nannu verstehen sich doch nicht so gut. Ihr besucht Nanna und Nannu und ich Großmama T«, schlug ich rasch vor.
    »Ja, das könnte gehen«, überlegte Mom. »Wir bringen dich nach der Kirche bei ihr vorbei und holen dich auf dem Heimweg von Tante Grace wieder ab. Und ich lade Großmama T für Mittwoch zum Abendessen ein. Das ist wirklich sehr aufmerksam von dir, Teresa.«
    Vor der Kirche hatte ich gerade noch genug Zeit, bei Mrs Middleton vorbeizuschauen und ihr für die kommende Woche zwei Abende zum Babysitten anzubieten, was mich der Lösung von Punkt zwei ein deutliches Stück näher bringen würde.

MSN Message
    T: Samstagsparty zu zweit.
    Chica1: Suber!
    (Rechtschreibung war offenbar nicht Ashlees Stärke)
    Chica1: Jemand möchte dich auf der Party treffen.
    Achgodogod! Das konnte nur AAA sein!
    Großmama T war ziemlich überrascht, als Mom mich bei ihr absetzte. Ein bisschen zu überrascht, vielleicht sogar ein bisschen verärgert. Hatte sie womöglich schon etwas anderes geplant? Ein Rendezvous zum Beispiel? (Das war ein Witz. Großmama T ist uralt und legt ihre Zähne vorm Zubettgehen in eine Tasse!)
    Großmama T wohnt seit 60 Jahren in demselben Haus. Ich sah mir die schweren Vorhänge, die dunklen Möbel und die unbequemen Stühle an, auf deren Lehnen weiße Zierdeckchen lagen. Kein Buch, keine Zeitung, die nicht an ihremPlatz war. Unvorstellbar, dass Dad hier aufgewachsen sein soll, so unordentlich, wie er ist. Großmama T führte mich in die »gute Stube«. Schlecht konnte es einem hier also nicht gehen, dachte ich kichernd.
    Ich schnüffelte ein bisschen. In Nannas und Nannus Wohnung riecht es immer nach Tomatensoße, Basilikum oder Gebäck und man möchte ganz tief einatmen. Bei Großmama T riecht es nach – ich schnüffelte wieder und versuchte, die verschiedenen Gerüche zu entschlüsseln – nach welken Blumen, Putzmittel und Zitrone.
    »Nimm ein Taschentuch, Teresa«, sagte Großmama T.
    »Ich habe keinen Schnupfen. Ich wollte nur dein Haus riechen«, antwortete ich.
    Großmama T zog die Augenbrauen hoch, hakte aber nicht nach.
    Dad kurvte wahrscheinlich in diesem Augenblick um den Block und suchte, angefeuert von Mom, einen Parkplatz. Wie gerne wäre ich jetzt bei ihnen, aber richtiges Englisch lernen ging vor.
    Großmama T und ich nahmen auf Ohrensesseln Platz.
    »Wie geht es in der Schule?«, fragte sie. Sie sprach jedes Wort klar und deutlich aus, verschluckte nicht eine einzige Silbe.
    »Ganz ordentlich«, erwiderte ich, starrte auf ihren Mund und überlegte, wie so ein Akzent funktionierte. Lag es an der Art, wie man die Lippen bewegte? Oder an der Form des Rachens oder der Zunge? Biff wusste das sicher. Aber Biff sprach nicht mit mir …
    »Welche Fächer hast du in diesem Jahr belegt?«, riss Großmama T mich aus den Gedanken.
    »Englisch.« Großmama T nickte beifällig. »Ich hoffe, ihr lest die Klassiker.«
    »Äh, hm. Also ich meine, ja.« Keine Ahnung, was sie meinte, da fiel mein Blick auf Großmama Ts Nase. Sie ist ziemlich lang und spitz und ganz unten sitzt eine Brille, wahrscheinlich nur zur Schau, sie guckt nämlich immer über sie hinweg und niemals durch sie hindurch. Vielleicht stammen wir wirklich von Königen ab. Ich fasste mir an die eigene Nase. Nicht besonders groß. Durch die verschiedenen Genpools hatte sich das blaue Blut wahrscheinlich verdünnt, aber bestimmt war es noch vorhanden. Meine Gedanken schweiften weiter ab. Vielleicht haben wir in England früher ein Schloss besessen, das in die Hände eines bösen Fürsten gefallen ist. Darüber könnte ich mit AAA sprechen (in meinem besten England-Englisch). Und er sagt dann: »Ich werde euer Schloss zurückerobern, Milady.« (Ich weiß, ich weiß, das weibliche Ich stärken. Ich soll selbst für mein Schloss kämpfen und so weiter, blablabla. Die Wahrheit ist jedoch, ich möchte hilflos sein und von AAA gerettet werden.) Und oben auf dem Turm würden sich AAA und der böse Fürst einen Schwertkampf liefern und AAA würde getötet werden.

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