Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
L.A. Woman

L.A. Woman

Titel: L.A. Woman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Yardley
Vom Netzwerk:
Beinen und Stilettos konnte sie den klebrigen schwarzen Untergrund sehen, bedeckt mit einer dünnen Schicht aus verschütteten Getränken und tropfendem Schweiß. Sie musste würgen. Die Bilder trafen sie jetzt immer heftiger, schneller. Die Barkeeper mit ihrer einstudierten Gleichgültigkeit. Die Türsteher mit dem aufgesetzt gefährlichen Gesichtsausdruck. Die Tänzer mit ihrem kalkulierten Sex-Appeal.
    Das war ein Horrorkabinett. Ein Albtraum.
    Endlich sah sie Kit an. Er wirkte jetzt nicht mehr ironisch, sondern beunruhigt. Und einen Moment lang konnte sie etwas von seiner Seele in seinen Augen erkennen an Stelle der eingeübten Verachtung. Es liegt irgendwie an dieser Stadt, dachte sie. Das Bedürfnis, auf der Suche zu sein, das Bedürfnis, zu beschützen, alles auf einmal. Sie fühlte sich wie eingeschlossen in eine Kapsel.
    Kapsel …
    „Kit“, sagte sie, und die Worte fühlten sich dick wie Lehm an. „Ich glaube, jemand hat … mir was … ins Getränk …“
    „Ich weiß, Baby, ich weiß“, sagte er, und die Worte kamen nur aus der Ferne an ihr Ohr und klangen hohl. „Ich bringe dich nach Hause.“

16. KAPITEL
    L ove Her Madly
    Martika stand vor dem großen beigefarbenen Haus, ihr Magen hüpfte nervös, vielleicht lag es an der Schwangerschaft, vielleicht aber auch daran, zum ersten Mal seit so vielen Jahren wieder vor dem Haus ihrer Eltern zu stehen. Wie lange war es her? Mein Gott, wirklich schon mehr als zwölf Jahre? Ihr kam es so vor, als würde sich ihr Magen jeden Moment umdrehen. Okay, wahrscheinlich war es die Schwangerschaft und der Stress, beides zusammen. Das Haus hatte sich kaum verändert, es war offenbar neu gestrichen worden, aber die Rosenbüsche ihrer Mutter begrenzten noch immer den saftig grünen Rasen. Sie fragte sich, ob ihr Vater wohl weiterhin den weißen Volvo fuhr, in dem sie ihre Jungfräulichkeit verloren hatte. Nicht dass ihr Vater davon wusste – zumindest hoffte sie das.
    Mein Gott, bin ich nervös.
    Seit ihrer Flucht war sie nicht mehr zurückgekommen. Sie hatte das College beendet und sich dann einen Job gesucht, hatte ihr eigenes Geld verdient und war ihren eigenen Weg gegangen, dazu brauchte sie ihre Eltern nicht. Sie hatte sogar ihren Namen geändert, zunächst nur ihren Freunden gegenüber, dann offiziell. Sie hatte diesen Ort verlassen und all die Hässlichkeit, die sie damit in Zusammenhang brachte, und nun war sie zurück gekehrt. Schwanger.
    Warum? Was wollte sie hier eigentlich?
    Sie lief den ordentlich angelegten Weg entlang, der zur Eingangstür führte, und klingelte. Ihre Bauchmuskeln waren verkrampft wie eine Faust, jetzt war sie froh, dass sie das Frühstück hatte ausfallen lassen. Ihr Herz klopfte heftig. Sie fühlte sich wie ein gefangenes Tier, das nicht wusste, ob es lieber kämpfen oder fliehen sollte. Zu flüchten schien ihr auf einmal die sinnvollere Alternative.
    Die Tür wurde aufgerissen. Die Frau, die vor ihr stand, erschien ihr unglaublich klein, vielleicht knapp einen Meter sechzig. War ihre Mutter denn immer so klein gewesen? Die Frau wollte gerade guten Tag sagen, vielleicht etwas Harmloses wie „Was kann ich für Sie tun?“ doch dann erstarrte sie. „Eleanor? Bist du das?“
    Martika zitterte. „Hallo, Mom.“
    Ihre Mutter wurde bleich und schwieg. Martika fühlte sich mit einem Mal so müde. Sie hätte niemals zurückkehren sollen. Was hatte sie denn erwartet? Sie wollte schon wieder umdrehen, doch die Stimme ihrer Mutter hinderte sie daran. „Mein Gott, du bist vielleicht groß.“
    War das nicht die perfekte Begrüßung. Martika deutete auf ihre Absätze. „Man muss sich erst dran gewöhnen, aber …“ Sie ließ den Satz unvollendet, als ihr klar wurde, dass ihre Mutter damit nichts anfangen konnte, genauso wenig wie mit ihrer Tochter. Sie starrte einfach weiter, bis sie schließlich sagte: „Nun, sie sind sehr hübsch. Warum kommst du nicht rein und setzt dich kurz?“ Sie stellte diese Frage extrem vorsichtig, wie jemand, der versucht, einen Verbrecher zu überreden, sich selbst zu stellen. Martika folgte ihr, ihre Absätze klackten laut auf den spanischen Fliesen. Die hatte sie noch nie zuvor gesehen. Als sie hier lebte, war der Flur mit Teppich ausgelegt. Sie sah sich um. Das Haus war jetzt im Western-Stil eingerichtet, es sah … nun, langweilig aus. Aber anders, und das wusste sie im Augenblick wirklich zu schätzen.
    Als sie am Wohnzimmer vorbeikamen, hielt sie kurz an. Sie sah Fotografien von sich selbst, als sie noch

Weitere Kostenlose Bücher