Laborwerte verstehen leicht gemacht
Eiweißmenge im 24-Stunden-Sammelurin: bei Hinweisen auf Glomerulonephritis oder Amyloidose
H2-Lactose-Atemtest: bei Hinweisen auf eine Laktoseintoleranz und bakterielle Fehlbesiedlung des Darms
Protein C, Protein S, APC-Resistenz-Test, Homocystein: bei Hinweisen auf Gerinnungsstörungen mit möglichen Thrombosen oder Embolien
Quotient aus Lactulose und Mannitol: aufwendige Untersuchung, die einen Hinweis auf die Darmdurchlässigkeit gibt
77SeHCAT-Test: sehr aufwendige Untersuchung bei Hinweisen auf einen Verlust von Gallensäuren über den Darm
Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen umfassen die Crohn-Krankheit, die Colitis ulcerosa sowie Mischformen, die keiner der beiden eindeutig zuzuordnen sind. Es gibt in 90 % der Fälle klare klinische Befunde und typische Befallsmuster des Darms, um zwischen den beiden Krankheiten zu unterscheiden. Laborwerte tragen zur Unterscheidung jedoch nicht bei. Zahlreiche Werte müssen allerdings zur Überwachung des Entzündungsprozesses, zur Ermittlung eventueller Mangelerscheinungen, zur Aufdeckung möglicher Komplikationen und zur Feststellung des Befalls anderer Organe kontrolliert werden.
Je nach Verlauf der Erkrankung müssen eventuell Teile des Darms operativ entfernt werden. Weil manche Darmabschnitte für die Aufnahme ganz bestimmter Stoffe zuständig sind, kann es sein, dass trotz ausreichender Zufuhr mit der Nahrung bestimmte Substanzen dem Körper fehlen. Aber auch ohne eine operative Entfernung kann die Schädigung der Darmwand durch die Entzündung eine ausreichende Aufnahme der Stoffe verhindern. Schließlich können auch die zahlreichen Durchfälle eine ausreichende Verwertung der Nahrungsbestandteile insgesamt verhindern, da diese für eine Aufnahme über die Darmwand nicht lange genug dort verweilen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Mangelerscheinungen und daraus folgenden Erkrankungen, die durch eine ganze Reihe von Laboruntersuchungen kontrolliert werden, wenn der Krankheitsverlauf etwa durch viele Durchfälle und körperlicheSymptome Hinweise auf einen Mangel gibt. Überschneidungen sind hier häufig, da sich manche Erkrankungen direkt aus dem Mangel ergeben.
Beide Formen der chronischen Darmentzündung werden von einer Reihe anderer Krankheiten begleitet, die nicht unmittelbar mit der Darmentzündung zusammenhängen, sondern mehr Ausdruck dafür sind, dass das Immunsystem des Körpers »verrückt spielt«. Solche zusätzlichen Krankheiten sind bei der Crohn-Krankheit häufiger als bei der Colitis.
Seit kurzem existiert mit dem Calprotectin ein gut funktionierender Marker für diese Art von Darmerkrankungen. Es ist schon früh im Krankheitsverlauf vermehrt im Stuhl nachweisbar. Dabei besteht ein guter Zusammenhang zwischen der Höhe des gemessenen Wertes und der Menge der Granulozyten im Darm und somit auch mit der Schwere der Entzündung.
Das C-reaktive Protein ist bei Patienten mit Crohn-Krankheit meist viel höher als bei Kolitispatienten, weil bei Letzteren nur die Schleimhaut des Darms betroffen ist, bei Crohn-Patienten jedoch die ganze Darmwand.
Wegen eines möglichen Befalls der Leber und der Gallenwege bestimmt man die AP , das Bilirubin und den pANCA .
Bei einer eventuellen Schädigung der Niere werden der Urinstatus, die Oxalsäure, die Creatinin-Clearance und die Eiweißmenge im 24-Stunden-Sammelurin bestimmt.
Über Störungen der Blutbildung und der Blutgerinnung geben die Bestimmung von Folsäure und Vitamin B 12 , Protein C, Protein S, APC-Resistenz und Homocystein Aufschluss. Der Schilling-Test verrät, ob das Vitamin B 12 ausreichend über den Darm aufgenommen wird.
INFO
Mikrobiologische Tests
Bei der Suche nach dem Ursprung von Colitis ulcerosa und Crohn-Krankheit wurden auch intensive mikrobiologische Untersuchungen des Stuhls und der Gewebeproben Betroffener durchgeführt. Im Vergleich zu Gesunden fanden sich dabei häufig veränderte Mischungen und Konzentrationen von Bakterien in der Darmflora. So wurde z. B. bei der Colitis ulcerosa eine Verminderung der normalen Flora und eine Vermehrung potenziell krankmachender Keime wie Klebsiella, Enterobacter, Proteus und Pilze nachgewiesen. Bei Crohn-Patienten kommt es nach Resektion der Ileozökalklappe zwischen Dünn- und Dickdarm oft zu einer Überwucherung der normalen Dünndarmflora durch Keime des Dickdarmes (»Overgrowth-Syndrom«). Es werden auch häufiger als bei gesunden Personen potenziell pathogene Keime in
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