Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich
Jenna. Ein Konflikt war unvermeidlich. Wenn wir die Tore erreichen, wird es zum Kampf zwischen uns beiden kommen. Und jetzt, in diesem Zustand, werde ich wohl keine Chance gegen ihn haben.
In diesem Moment spürte Jeb seine müden Beine besonders intensiv. Wie weit würde seine Kraft noch reichen? Er erschauerte, als er daran dachte, wie blitzschnell León den Hispanic angegriffen hatte. Da war kein Zögern gewesen, kein Innehalten. Schon als León seinen Plan erzählt hatte, musste ihm klar gewesen sein, dass er sich würde wehren müssen, um sie zu retten. Was hatte er gesagt, als er mit Loco gesprochen hatte?
»Und das eigentliche Problem ist, dass einer entkommen ist.« Hatte er geplant, beide zu töten?
León schien das Töten leichtzufallen, aber selbst wenn nicht, würde er nicht zögern, sich und Mary den Weg freizumachen. Bin ich fähig, jemanden zu töten? Vielleicht sogar León selbst, wenn er sich Jenna und mir in den Weg stellt?
Egal, wie viele Gefahren sie überstehen würden und wie viele Probleme sie noch gemeinsam lösen würden, am Ende warteten immer diese Portale auf sie. Tore, die das Leben eines von ihnen unwiederbringlich beenden würde. Ja, er würde es versuchen, denn er würde nicht zulassen, dass Jenna zurückblieb. Tief in Gedanken versunken lief Jeb durch das lodernde Los Angeles, von dem er so sehr gehofft hatte, dass es ihn direkt nach Hause bringen würde.
Hoffentlich bin ich so tapfer wie Mischa, wenn es darauf ankommt.
Dann kam ihm der Gedanke, dass er freiwillig zurückbleiben konnte, aber was würde dann aus Jenna? In der nächsten Welt würde León dafür sorgen, dass er und Mary die freien Tore ergatterten, er würde Jenna bedenkenlos zurücklassen.
Jeb, denk doch mal nach. Wenn Jenna leben soll, muss León sterben.
Jeb biss sich fest auf die Lippen. Hoffentlich habe ich die Kraft, es zu tun.
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Loco plötzlich stehen blieb. »Ich höre etwas«, sagte er.
Alle lauschten.
Tatsächlich, noch weit entfernt, aber deutlich erklang ein Motorengeräusch. Diesmal wummerte kein Bass, wer immer da auf sie zufuhr, tat es konzentriert und langsam.
Sie suchen die Gegend ab. Nach uns. Eine falsche Bewegung und wir sind geliefert.
Loco gab ihnen ein Zeichen und sie rannten los. An der nächsten Ecke bogen sie ab und pressten sich in einen Hauseingang.
Der Wagen kam näher. Die Scheinwerfer tanzten über die Straße, dann war das Fahrzeug heran, stoppte genau an der Abzweigung. Jeb spürte sein Herz klopfen. Er hasste es, zur Untätigkeit verdammt zu sein. Ein einziges Mal war er in seinem Leben vor etwas weggelaufen und er hatte sich geschworen, es nie wieder zu tun. Und jetzt stand er in einen Hausflur gepresst und betete darum, nicht entdeckt zu werden. Zur Untätigkeit verdammt.
Der Muerte negra hat es also inzwischen bis zu seiner Gang geschafft. Sie wissen jetzt, wie wir aussehen und nach wem sie suchen müssen.
Minutenlang verharrten die Typen in ihrem Wagen an der Kreuzung und beobachteten die Umgebung in alle Richtungen. Jeb konnte ihre Blicke regelrecht spüren. Seine Haut kribbelte wie verrückt, aber sich jetzt zu kratzen, wäre der blanke Wahnsinn. Noch immer verharrte das Gangfahrzeug. Das Jucken wurde zusehends unerträglicher, neben ihm presste sich Jenna flach an die Wand. Er hörte sie leise neben sich atmen. León, Mary und Loco waren zu einem einzigen Schatten verschmolzen. Jeb glaubte, keine Sekunde länger stillhalten zu können.
Beweg dich nicht. Keinen Millimeter oder wir sind alle tot. Lenk dich ab, schnell.
Unendlich langsam tastete seine Hand nach Jennas, er biss sich auf die Lippen, um sich mit dem Schmerz kurzzeitig abzulenken. Kaum hatte er Jennas Handgelenk berührt, umschloss sie seine Hand mit ihrer.
Dann endlich wurde der Motor des Autos wieder gestartet. Langsam rollte das Fahrzeug aus seinem Blickfeld. Jeb hielt es nun nicht mehr aus, zog ruckartig seine Hand zurück und begann, sich heftig zu kratzen und über beide Arme zu reiben.
»Was ist los?«, fragte León kaum hörbar. »Was machst du da? Die Typen können jeden Augenblick zurückkommen.« Dann wandte sich León an Loco. »Wohin jetzt?«
»Ich denke, die Straße hier runter«, kam es leise zurück.
»Du denkst?«, schimpfte León.
»Mann, das ist nicht mein Barrio. Ich kenn mich hier nicht aus, und wenn du es besser weißt, kannst du ja vorausgehen.«
León beugte sich ein wenig vor. Er hielt die Waffe fest in seiner Faust, die Mündung
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