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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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an den wir gehen können.«
    »Und du weißt, wie man dahin kommt?,« fragte Jeb.
    »Ja, wir müssen durch das Gebiet der Muerte negra, aber der Vorteil ist, sie werden uns da nicht vermuten, sondern an der Grenze zu den Hijos suchen.«
    Durch das Gebiet es Feindes. Es war ein Selbstmordkommando. Aber sie mussten es versuchen. León wusste, was sie jetzt brauchten: Waffen. Sosehr es ihm widerstrebte, er nahm die beiden Waffen der Muerte negra vom Boden auf und überprüfte ihre Magazine. Klack-klack-schnapp. Die Griffe gingen ihm leicht von der Hand. Und mit einem Blick sah er, dass beide Magazine leer waren. Er ließ sie krachend zu Boden fallen.
    Er seufzte, halb erleichtert, halb entsetzt. Er war unbewaffnet! Und ich habe ihn erschossen.
    Mechanisch bewegte León sich wieder zu den anderen hinüber. Sie würden das Gebiet der Muerte negra kreuzen. Aber was dann?, fragte er sich. Wie kommen wir da wieder weg. Wir müssten dem Stern folgen, aber das ist nicht möglich.
    Er schaute die anderen an, sah die Angst in ihren Gesichtern.
    Ich muss sie in Sicherheit bringen. Zunächst gilt es, die Nacht zu überleben, danach wird mir schon etwas einfallen. In der Kathedrale können wir in Ruhe einen Plan entwerfen, wie wir weiter vorgehen. Noch ist der Countdown nicht abgelaufen.
    »Wenn alle einverstanden sind, sollten wir keine Zeit mehr verlieren«, sagte León. Er sah die anderen an, alle nickten.
    »Dann los!«

A ls sie wieder auf die Straße traten, wehte ihnen der Wind den Qualm der in der Ferne wütenden Feuer ins Gesicht. Jeb hatte sich vom Fenster aus einen Überblick verschafft und gesehen, dass sich die Mitglieder der Muerte negra fürs Erste zurückgezogen hatten. Das konnte nichts mit ihnen zu tun haben, denn so viel Zeit war nach der Erschießung von Cristiano Rabán nicht vergangen. Jeb vermutete vielmehr, dass den Typen die Munition ausgegangen war oder dass es einfach niemanden mehr hier draußen gab, auf den man schießen konnte. Noch immer fühlte er sich schwach, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er hasste diesen Zustand, in dem er das Gefühl hatte, sein Körper gehorchte ihm nicht, besonders nach dem weißen Labyrinth, das ihn seine letzten Reserven gekostet hatte. Stattdessen machte er weiter. Aber es war so: Jeb hatte Angst, irgendwann zusammenzubrechen. Den Rücken gegen eine Hauswand gepresst, um kurz zu verschnaufen, stand er wie die anderen im Schatten eines Hauses und sondierte die Gegend.
    Alles wirkte wie ausgestorben. Außer dem allgegenwärtigen Knistern der Feuer war nichts zu hören. Eine gespannte Atmosphäre lag über allem, so als hielte die Welt den Atem an, um zu verfolgen, was als Nächstes geschehen würde.
    »Du gehst vor«, zischte León und tippte Loco auf die Schulter. Der Hijo zögerte nicht. Geduckt im Schutz der Häuser hetzte er die Straße hinunter.
    Es wurde noch heißer. Gleich mehrere Gebäude brannten, Flammen loderten aus den scheibenlosen Fenstern heraus.
    Hier haben mal Menschen gelebt, dachte Jeb. Eltern haben ihre Kinder ins Bett gebracht, Familienfeste wurden gefeiert und nun? Alles zerstört.
    Irgendwann würden die Unruhen enden, die Behörden wieder die Kontrolle über das Stadtviertel erlangen, aber die zerstörten Häuser schienen so endgültig und die Gewalt so allgegenwärtig, dass Jeb sich fragte, wann hier jemals wieder so etwas wie ein normales Leben stattfinden sollte. Viele hatten alles verloren. Und dabei war es so sinnlos. Arme Menschen raubten arme Menschen aus, verkauften ihnen Drogen, bestahlen einander. Hispanics töteten Hispanics. Und was sollen wir hier mittendrin?, fragte sich Jeb, aber er spürte, dass es auf diese Frage keine und unendlich viele Antworten gab.
    Ist es in unserer Welt genauso? Ich erinnere mich an vieles, an Dinge, Menschen und Ereignisse, die mich betreffen, aber was ist mit der Welt, in der ich lebe?
    Er warf einen Blick auf León, der unmittelbar vor ihm lief.
    León hatte gegen Mischa gekämpft, ihm das letzte freie Tor geraubt und ihn in der fremden Welt zurückgelassen. Ihn zum Tode verurteilt.
    Und das nach allem, was Mischa für uns getan hat.
    Aber da war noch mehr. León war nicht mehr der nur wütende, eiskalte Kämpfer. Er zeigte Verantwortung und mittlerweile konnte Jeb auch so etwas wie Gefühle in seinem Verhalten ausmachen. Andere Gefühle als Hass und Rachsucht. Zwischen Mary und León war etwas geschehen. Ab jetzt würde der tätowierte Junge Mary ebenso erbittert verteidigen wie er

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