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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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und León sah auch nicht besser aus. Selbst Loco, der bisher am frischsten gewirkt hatte, lief schwer und keuchte bei jedem Schritt, den er tat.
    Eigentlich müssten sie kurz Atem schöpfen, aber Stehenbleiben kam nicht infrage, sie mussten weiter. Ihr Ziel war die Kathedrale, aber was danach kommen würde, war Jeb ein Rätsel. Wusste überhaupt jemand, wie es weitergehen sollte?
    »Was ist?«, keuchte León.
    »Der Typ führt uns im Kreis herum. Hier waren wir schon. Ich erkenne die Häuser wieder. Vor einer halben Stunde sind wir hier vorbeigekommen.«
    León drehte sich stumm um und sah Loco an. Jeb erschrak, als er den Zorn in Leóns Augen sah. Der alte León war zurückgekehrt und er war gefährlicher als je zuvor.
    »Stimmt das?«, fragte er Loco. »Waren wir hier schon?«
    Loco zuckte wie unter einem Schlag zusammen. »Ich weiß … nicht. Kann sein, vielleicht habe ich die falsche Abzweigung genommen.«
    »Du machst Fehler, die mich und meine Freunde das Leben kosten können.«
    »Doch nicht mit Absicht. Ich will hier weg oder glaubst du, mir macht es Spaß, durch die Gegend zu hetzen, die Muerte auf den Fersen?«
    »Ich glaube gar nichts«, zischte León. »Aber du solltest dich konzentrieren, denn davon hängt es ab, ob du die Nacht überlebst oder nicht.«
    Zwanzig Minuten später blieb Loco stehen. Vorsichtig schob er seinen Kopf um den Vorsprung einer Hauswand herum und spähte in die Ferne.
    »Dort ist sie«, flüsterte er leise.
    »Wir haben es geschafft«, meinte Mary.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, stöhnte Loco. »Schaut euch das an.«
    Jeb sah sofort, was der Hijo meinte. Alles war umsonst gewesen. Die ganze Rennerei durch die Nacht mit der ständigen Gefahr, aufgelauert zu werden, für nichts.
    Gleich mehrere Fahrzeuge waren auffällig vor der Kathedrale abgestellt worden. Nicht unmittelbar davor, aber doch so, dass die Motorhauben in Richtung des Klinkerbaus wiesen, der dunkel und mit verschlossenen Toren vor ihnen lag. Selbst von hier aus entdeckte er Einschusslöcher an den Backsteinwänden, die davon zeugten, dass die Gewalt nicht einmal vor einem Haus Gottes haltmachte.
    Jeb schaute sich sorgfältig die Umgebung an. Er war sich sicher, dass sich in den umliegenden Gebäuden Muerte negra versteckt hielten, aber er konnte niemanden entdecken. Auch die Fahrzeuge waren unbesetzt. Aber er hatte ja auch keine Erfahrung, wie man sich in so einem Viertel verhielt. Er fühlte sich so nutzlos und völlig ausgeliefert.
    »Siehst du jemanden?«, wandte er sich an León.
    »Sie sind da«, sagte León ruhig. »Ich kann sie spüren.«
    »Was machen wir jetzt? Da kommen wir doch nie rein.«
    Er warf einen Blick zu Jenna und Mary, die stumm und bleich vor Erschöpfung neben ihm standen. Ihre einzige Hoffnung war gerade zerstört worden. Bald ging die Sonne hinter den Häusern auf, sie befanden sich im Feindgebiet, wurden gejagt und es gab keinen Ort, an dem sie sich verstecken konnten.
    »Nein, da kommen wir nicht rein. Die knallen uns ab, bevor wir den Eingang erreicht haben. Es war alles umsonst.«
    León wirkte seltsam ruhig, aber Jeb ahnte, welche Kräfte angesichts ihrer aussichtslosen Lage in seinem Inneren tobten.
    »Wir müssen von der Straße runter. Sofort!«, sagte León und Jeb erschauerte beim eiskalten Klang seiner Stimme.
    »Dort drüben gibt es ein hohes Gebäude. Sieht wie eine Schule aus. Lasst es uns dort versuchen?«, sagte Jenna und deutete die Straße hinunter.
    Im aufkommenden Licht des neuen Morgens sah der Gebäudekomplex wie eine gigantische Schuhschachtel aus, aber er wirkte auch auf irgendeine seltsame Art und Weise vertrauenerweckend, was vielleicht daran lag, dass dort vor Kurzem noch junge Menschen wie sie selbst zur Schule gegangen waren. Es hatte Lachen in den Fluren gegeben, leise geflüsterte Unterhaltungen und den eintönigen Alltag des Unterrichts. Das alles hatten Mary, Jenna und er verloren. Bei León war sich Jeb ziemlich sicher, dass er schon lange nicht mehr zu Schule ging. Und nun lag ein Ort vor ihnen, der sie mehr als alles andere an ihre Heimat erinnerte. Warum sich also nicht dort verstecken?
    »Ich bin dafür«, sagte Jeb.
    Mary und León nickten. Loco zuckte mit den Schultern.
    »Dann los«, meinte Jenna.
    Die Abraham-Lincoln-Highschool war verlassen, aber sie hatten auch nichts anderes erwartet. Sämtliche Fenster im Erdgeschoss waren vergittert und zusätzlich von innen mit Brettern verschlagen worden, sodass niemand Brandsätze durchs Fenster werfen

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