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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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WAMM – ein Bodycheck aus vollem Lauf mitten in die verspiegelte Wand.
    Ein kreischendes Reißen, als der erste Sprung über die ganze Länge des Spiegels läuft, dann ein Lärm, als wenn alle Fenster der Hölle zerbersten. Die silberbedampften Glasscheiben krachen als brutaler scharfkantiger Staub zu meinen Füßen nieder und entblößen die nackte Wand dahinter. Ich schütze meinen Kopf mit den Armen und stehe regungslos da, während diese kurze Apokalypse auf mich niederregnet. Ich muss wohl ein bisschen wahnsinnig sein, die Glassplitter spritzen über meine Schuhe und in meine Kleidung, aber ich spüre nichts, und als die Echos noch durch den Raum hallen, stürze ich mich bereits in den nächsten Spiegelabschnitt und dann den nächsten.
    Irgendwann merke ich, dass Rhoda dasselbe auf ihrer Seite macht. Sie schreit wie eine Furie und traktiert die Spiegel mit wilden Karatekicks. Ich lache, bis es wehtut.
    Fickt euch mit eurem Test, ihr Arschlöcher. Ich habe meinen eigenen bestanden.
    Als wir fertig sind, schreite ich über die Scherben knirschend zurück zum Käsestand und bleibe dort stehen. Ich zittere. Ich betrachte meine Hände. Sie sind voller Blut; Hunderte winziger Schnitte und Splitter. Ich hebe eine handtellergroße Spiegelscherbe auf und betrachte mein Gesicht. Ein paar leichte Kratzer. Nichts Schlimmes. Ich zupfe ein paar Splitter aus der Haut und wische mir das Blut von den Augenbrauen.
    Jetzt sehe ich wirklich aus wie jemand, der einiges durchgemacht hat. Ich mit meinem jämmerlichen kleinen Leben. Aber was bedeutet es? Wahrscheinlich gar nichts. Natürlich gar nichts. Das Hochgefühl verfliegt ebenso schnell, wie es gekommen ist.
    »Gut gemacht, Dan«, grinst Rhoda. »Ich wusste doch, dass in dir ein Psychopath steckt. Warte, ich ...« Sie streckt die Hand aus und pflückt ein paar Scherben aus meinem Haar.
    Ich gehe wieder zu meiner Wand und beschmiere sie mit meinem Blut. Ich überlege, ein paar Worte zu schreiben, aber dafür reicht es nicht. Weit komme ich nicht, aber das Blut kontrastiert wunderbar mit dem Weiß. Ich gehe zurück in die Raummitte und setze mich. Die nächsten Minuten verbringe ich damit, das Glas von meiner Haut abzuzupfen.
    »Was jetzt?«, frage ich.
    32:55
    »Ich sehe mich noch mal um. Es muss doch einen Weg hinaus geben.«
    Plötzlich wieder Blindheit. Stockdunkel. Jaulend verklingende Hintergrundgeräusche. Stille bis auf Rhodas Schritte auf den Scherben. Dann ein schweres Knirschen vom anderen Ende der Halle.
    »Rhoda?«
    »Dan!«
    »Rhoda?«
    »Nimm dein Handy, Dan. Wir brauchen Licht. Kannst du mich sehen?« Ihr Telefon leuchtet auf, reflektiert von Tausenden von Spiegelscherben. Ich kann nicht genau unterscheiden, welches das Original ist, aber ich kann erkennen, in welcher Richtung sie sich befindet. Ich schalte mein Handy ein und laufe auf ihr Licht zu. Meine Schuhe knirschen über das Glas. Ein Knacken vor mir, wo Rhoda sein muss. Und ein weiteres schweres Klirren hinter mir.
    »Rhoda. Mein Gott. Hörst du das?«
    »Ignorier es! Komm her.«
    Ich erreiche Rhoda, die auf dem Boden hockt und das Licht ihres Handys über den Boden bewegt. Das silberne Klebeband reflektiert die Helligkeit nur schwach.
    »Ich habe hier flüchtig etwas gesehen, das anders aussah als der Rest. Leuchte mal mit deinem Handy.« Das Knirschen kommt näher. Ich höre einen rasselnden Atem.
    »Wonach suchen wir? Mein Gott, was ist das für ein Biest?«
    »Hier! Hier!« Ich leuchte dorthin, wo Rhoda gerade gewesen ist. Klebestreifen aus schwach fluoreszierendem Grün bilden ein Wort: ›Abwärts‹.
    Die Schritte hinter uns verlangsamen sich, das Stampfen reduziert sich zu einem Tapsen.
    »Aber das ist der Fußboden«, sage ich. »Was ...«
    »Komm schon, Dan. Bitte. Hilf mir, sie zu finden. Es ist eine Falltür. Es muss eine sein!«
    Das Atmen ist jetzt lauter, ich höre die Feuchtigkeit des Rachens, das rasselnde Schnarchen, aber alles hoch über mir. Ich scharre mit den Händen über den Boden. Verflucht, ja, eine Kante.
    »Ich hab’s! Hier!«
    Wir finden den Riegel gemeinsam. Spucke tropft mir in den Nacken, als ich mich hinkauere. Ziehen. Ziehen. Sie ist zu schwer, sie lässt sich nicht bewegen.
    Das Atmen hört auf.

Kapitel 9: RHODA
    Ich spüre meine Finger kaum noch.
    Die Metallsprossen sind eiskalt und völlig verrostet und allmählich verkrampfen meine Hände.
    Es ist jetzt etwa zehn Minuten her, seit ich das letzte Mal nach unten geschaut habe, aber diesen Fehler begehe ich nicht noch

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