Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
irgendwo eine Kamera oder so was sein. »Wir wollen doch nur nach Hause. Es ist mir scheißegal, was ihr hier unten anstellt! Lasst uns raus! «
Piep-piep. Piep-piep.
Du stehst auf Blutschmerzamoklaufzerquetschteeier, was? Letzte Chance. DABEIODERVORBEI?
»Heilige Scheiße«, meint Rhoda. »Du solltest was zurückschreiben, und das sollte besser nicht ›vorbei‹ sein.«
Ich drücke auf ›Antworten‹ und schreibe: Bitte lassen sie uns gehn. es ist uns egal was sie hier unten tun. wir werden niemandem was sagen. lassen sie uns gehn.
»Warte! Ich bin mir nicht sicher, ob ...«, beginnt Rhoda. Aber ich habe schon auf ›Senden‹ gedrückt.
»Oooh Scheiße!«, ruft sie. »›Wir werden niemandem was sagen‹? Wann hast du das zum letzten Mal gehört? Richtig, kurz bevor dem beschissenen kleinen Statisten die Rübe weggeblasen wird. Oh Mann!«
Auf einmal wird alles schwarz. Mit einem kurzen jämmerlichen Winseln gehen die Lichter aus. Auch die Musik in den Wänden erstirbt. Ich fasse nach Rhodas Arm und sie nach meinem. Da ist nur noch unser Atem, mein Herzschlag, die Pisse, die an meinem Bein hinabläuft. Dann ein Knirschen in den Wänden, als ob sie sich in der Dunkelheit auf uns zubewegen. Ein Geräusch, wie es Gebäude bei einem Erdbeben von sich geben.
Dann nichts mehr. Ich sehe und höre nichts. Bis ...
Piep-piep. Piep-piep.
Diesmal Rhodas.
Dein Freund liebt es auf die harte Tour. Wenn ihr den Test besteht, seid ihr weiter dabei. Dabei oder vorbei?
dabei , tippt sie zurück.
Einige Sekunden später. 59:59. Die Zeitanzeige auf Rhodas Handy zählt rückwärts: 59:57 59:56 59:55
Das Jaulen hochfahrender Spannung. Schneeweiße blendende Helligkeit. Das Sengen von 1000 Strahlern über unseren Köpfen. Und Spiegel. Spiegel entlang der beiden langen Seitenwände, und in beiden Richtungen sehen wir nichts als endlose Weiße und die unendliche Vervielfältigung zweier zusammengekauerter schmuddeliger Kreaturen.
»Was soll dieser ganze gottverdammte Quatsch?«, explodiert Rhoda, als wir wie geprügelte Hunde zur Stirnseite des Raumes hasten, damit wir so wenig wie möglich von uns selbst sehen müssen. Die umherzuckenden Spiegelbilder verwirren mich so sehr, dass ich kein Wort herausbringe.
»Was jetzt?«, fragt sie. Anscheinend übernimmt allmählich sie meine Sprachgewohnheiten. »Was soll denn jetzt dieser ›Test‹ sein? Verdammt, ich fühl mich wie eine elende Laborratte!«
Ich blicke über den weißen Boden zurück. Man sieht nur silbernes Klebeband und Weiß und unsere Schmutzspur – dort, wo wir entlanggegangen sind. Wo wir sitzen, hinterlassen unsere Hosen einen schmierigen Rand aus öligem Staub. Noch nie habe ich mich so dreckig gefühlt.
»Es müssen die Spiegel sein. Was anderes gibt es hier nicht.«
»Aber wie lautet die Frage?«
»Diese Typen sind Brutalos. Sie reden genauso wie die Arschlöcher, die früher die unteren Jahrgänge an meiner High School terrorisiert haben.«
»Jungenschule, hm?«
»Wie hast du das erraten?« Allmählich entdecke ich sympathische Züge an dieser Frau. »Es erinnert mich an die erniedrigenden Prüfungen bei den bescheuerten Aufnahmeritualen.«
»Und worin besteht der Sinn dabei?«
»Das ist es ja. Es gibt keinen Sinn. Es geht nur darum, zu demonstrieren, wie stark die Brutalos sind. Der Neue hat nie eine Chance, als Gewinner davonzukommen.«
»Dann muss das hier aber anders sein. Wenn es ein Test ist, dann muss es auch eine Möglichkeit geben, ihn zu bestehen.«
»Wie kommst du darauf, dass sie nach irgendwelchen Regeln spielen?«
»Ich weiß nicht. Nur so ein Gefühl. Als seien wir mitten in ein schon laufendes Spiel hineingestolpert. Shit!« Sie springt auf, kann ihre Erregung nicht länger im Zaum halten. »Wir verschwenden nur unsere Zeit. Wir müssen irgendwas tun! « Sie zeigt mir ihr Handy. 56:45 . Hastig beginnt sie, die Spiegel an einer der Wände zu untersuchen.
Ich bleibe sitzen.
»Komm schon, Dan. Steh auf! Nimm dir die andere Seite vor und sieh nach, ob da irgendwo ein Spalt oder so was ist, irgendeine Öffnung. Vielleicht ist es ja wirklich so einfach. Vielleicht müssen wir nur einen Weg nach draußen finden.«
»Vergiss es. Glaub mir: Es gibt keine Lösung. Das Ganze ist absichtlich als No-Win-Situation konstruiert. Außerdem mag ich keine Spiegel.«
»Mein Gott. Sei nicht so ein Jammerlappen. Wir sind doch gerade ganz gut miteinander ausgekommen. Sehen wir zu, dass es auch so bleibt.«
Und wie immer wirkt die Drohung, das
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