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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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beim Bewerbungsgespräch von mir erwartet. Aber wenn ich jetzt zu ihr gehe, spult sie wahrscheinlich nur ihre ›Was kann ich für Sie tun, Sir?‹-Platte ab. Ich habe immer Jeans und T-Shirt bei der Arbeit an, aber dieser Androide in der Buchhandlung hat einen Anzug getragen.
    Und ich weiß jetzt, dass es nicht meine Buchhandlung ist. Und nicht mein Einkaufszentrum. Ich bin nicht in der normalen Welt. Dieser Ort – was immer er ist – ähnelt der Highgate Mall, aber er unterscheidet sich zugleich stark davon. Die Leute sind das Merkwürdigste. Die meisten sehen ziemlich sonderbar aus, und doch spazieren sie herum, kaufen Klamotten, trinken Kaffee, probieren Schuhe und Hüte an, als sei alles völlig normal. Ich versuche die ganze Zeit, mir einen Reim darauf zu machen, aber im Moment kann ich darüber nicht nachdenken.
    Endlich finde ich die Abteilung für Abnormale in der hintersten Ecke des Ladens, gleich neben dem Notausgang und dem Pausenraum der Angestellten. Die Kleidungsstücke liegen ungeordnet in den Regalen und auf den Verkaufstischen, und ich muss eine Weile wühlen, bis ich etwas in meiner Größe finde. Ein Anzug würde zu verzweifelt aussehen, schätze ich, eine Jeans zu leger, also entscheide ich mich für eine blaue Stoffhose und ein blau gestreiftes Hemd mit grauem Schlips. Das dürfte schick genug sein. Bei der Vorstellung, diese beschissene Bradley-Kluft zu tragen, dreht sich mir der Magen um. Meine Haut kribbelt beim Gedanken an gestärkte Hosen und Hemdknöpfe, die einem die Luft abwürgen. Aber ich werde das Bewerbungsgespräch niemals überstehen, wenn ich nicht richtig mitspiele. Ich gehe zu den Umkleideräumen. Normalerweise probiere ich nie etwas an – meine Jeans kaufe ich in 32/32 und meine T-Shirts in L –, aber hier mache ich mal eine Ausnahme.
    Als ich in die übertrieben hell beleuchtete Kabine trete, breitet sich vor mir ein Fächer von Spiegelbildern aus. Ein Anflug von Übelkeit überkommt mich, und ich muss mich hinhocken und die Hände vors Gesicht schlagen. Mein Körper erinnert sich an den riesigen Spiegelsaal, in dem Rhoda und ich gefangen waren. Vor allem aber erinnere ich mich an unseren Gestank und Dreck. Wir sind voll mit Kot und Urin gewesen, bedeckt mit dem Ausfluss dieses Elefantenmonsters und dem Unrat des Abflussrohrs, durch das wir geschwommen sind.
    Jedes Detail dieses Gestanks überfällt mich, und ich fühle mich jetzt wieder genauso eklig und dreckig. Ich kann mein Spiegelbild nicht ansehen und wende das Gesicht zur Tür der Umkleidekabine. Als ich Hose und T-Shirt ausziehe, scheinen unter diesem summenden Neonlicht meine Schrammen und Blutergüsse einen Millimeter über der Haut zu schweben.
    Aber als ich die neuen Sachen anziehe, ist die Panikattacke genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen ist. Jetzt lässt sich mein Spiegelbild ertragen. Die Sachen sind schick. Na ja, einigermaßen. Die Hose sitzt ein bisschen locker, ist etwas zu weit an den Hüften, etwas zu eng an den Knöcheln. Das Hemd ist ziemlich schlabberig geschnitten und fällt hinten sehr lang aus. Ich muss es tief in die Hose stopfen, damit es halbwegs vernünftig aussieht. Aber es wird gehen; ich habe nicht vor, hier mehr Zeit zu verbringen als nötig. Ich muss cool bleiben. Ich darf nicht zulassen, dass ich von emotionalen Reaktionen außer Gefecht gesetzt werde. Ich muss im Flow bleiben, wenn ich hier rauskommen will. Also schnell bezahlen und auf zum Bewerbungsgespräch. Ich ziehe die neuen Sachen aus und streife Jeans und T-Shirt über.
    Als ich mich bücke, um meine Schnürsenkel zu binden, nehme ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Spiegel wahr. Ein Aufblitzen von blondem Haar und rosa Haut. Instinktiv wirble ich herum, obwohl ich weiß, dass ich nichts sehen werde. Die Gestalt huscht über den Spiegel wie ein schwingendes Pendel, aber sobald ich direkt hinschaue, ist sie verschwunden. Wenn ich sie aus den Augenwinkeln erfasse, sieht sie fast wie eine lebensgroße Puppe von Josie aus. Die gleiche blonde Frisur. Schwing. Nichts. Schwing. Ihre langen Beine. Schwing. Weg. Schwing. Irgendwas Rotes in ihrer Mitte. Schwing. Nichts. Das Neonlicht erlischt. Dunkelheit. Licht. Schwing. Das Rote läuft über ihren Rock und darunter entlang, ihre Beine hinab. Dunkelheit. Ein dumpfer Schlag. Licht an. Nur noch mein Gesicht. Weit aufgerissene Augen, schrumpfende Pupillen.
    Josie.
    Es ist nur ein Spiel. Nur ein Spiel. Sie verarschen dich nur. Sie wollen dich ablenken. Aber mein Geist

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