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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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her.
    Ich taste nach dem Messer und stecke es in die Tasche. Ohne Bens Lampe ist der Kriechgang stockdunkel. Blind ertaste ich mir den Weg, stoße mir Knie und Ellbogen an den rauen Betonwänden, getrieben von meiner Panik. Wie lang ist der Gang? Ich kann mich nicht erinnern, aber ich konzentriere mich darauf, einen möglichst großen Abstand zwischen mich und diese perversen Irren zu bringen.
    Als ich glaube, dass ich mich dem Ende des Kriechgangs nähere, werde ich langsamer und strecke eine Hand vor mir aus, um nicht mit dem Kopf gegen die Wand zu knallen. Schließlich berühren meine Finger die Sprossen der improvisierten Strickleiter, die hinauf zur Klappe im Boden des Kinos führt. Ich ziehe mich vorsichtig in eine aufrechte Position und strenge mich an, zu Atem zu kommen.
    Jetzt folgt der lustige Teil.
    Meine Fantasie macht Überstunden, als ich mich innerlich auf das Schlimmste vorbereite: eine Gruppe von Verrückten mit scharfen, knirschenden Zähnen, die nur darauf wartet, mich zu packen; das Elefantenmensch-Monster, wie es sich herunterbeugt und mich am Hals erwischt und hochzieht. Aber mal ganz ehrlich: Wie kann das, was da oben auf mich wartet, entsetzlicher sein als das, was ich gerade erlebt habe?
    Bevor ich ganz den Mut verliere, klettere ich die Strickleiter hoch und drücke die Falltür auf. Schnell ziehe ich mich nach oben, das grelle Licht zwingt mich, die Augen zusammenzukneifen. Das Kino ist voll beleuchtet, die Leinwand leer und tot. Ich schaue mich hektisch um, aber die Sitze sind alle verlassen. In der Helligkeit sieht der Raum schäbig und verwahrlost aus – die Sitze durchgesessen, der abgewetzte Teppichboden schmuddelig und voller dunkelbrauner Flecken. Ich gönne mir einen Augenblick, um endlich wieder (halbwegs) frische Luft zu atmen, dann richte ich mich auf, haste den Gang entlang und drücke die Tür zum Korridor auf.
    Im Laufschritt erreiche ich die Eingangshalle. Ich bleibe nicht stehen, um mich zu vergewissern, ob die alte Frau noch auf ihrem Posten am Marmorpfeiler ist, sondern springe über das rote Seil und renne auf die gepolsterten Türen zu. Jetzt ist es hier gespenstisch still, selbst die Popcornmaschine schweigt. Dieser Ort hat die Aura einer aufgegebenen Filmkulisse, und mein verzweifelter Wunsch, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden, verwandelt sich erneut in kaum kontrollierbare Panik. Die gepolsterte Doppeltür schwingt geschmeidig auf, und meine Füße knirschen über das verschüttete Popcorn, als ich auf die Öffnung zueile, die in Richtung Parkdeck führt. Ich strecke die Hand nach dem Türgriff aus. Mein Handy piept. Ich ignoriere es.
    Es piept erneut.
    Verdammt. Wenn ich jetzt nicht gehe, verliere ich womöglich den Mut. Aber trotzdem. Ich hole das Telefon aus der Tasche und klicke mich durch die Nachrichten. Meine Hände zittern wie verrückt und können das Gerät kaum halten.
    Beide Textmitteilungen stammen von ›Ihr Service-Provider‹.
    hey babes! kanns GAR NICHT ERWARTEN euch endlich zu treffen LOL XXXXX
    Ich öffne die nächste.
    der tipp des tages: Shoppenbiszumumfallen. Wer braucht elektroschocks wenns shoppingtherapie gibt? Glückwunsch rhoda du hast es geschafft meinschnuckelmeinschnittchenmeinsonntagsgeschirr
    »Fick dich«, sage ich leise. Dann schiebe ich die Tür auf und gehe, ohne zurückzuschauen, auf das Parkdeck hinaus.

Kapitel 18: DANIEL
    Zuerst kommt mir Sweat Shop wie ein ganz normales Edgars -Kaufhaus vor, aber als ich durch die Gänge streife und mich nach Klamotten – nach ›Gewandung‹ – für mein Bewerbungsgespräch umsehe, fällt mir an einer Säule eine Art Zerrspiegel auf. Er zieht meinen Körper auf die doppelte Breite auseinander und verpasst mir riesige Glupschaugen. Ich starre den Spiegel an, versuche herauszufinden, wie er diese Illusion eines Buckels hinbekommt, als meine vermeintliche Reflexion mich plötzlich feucht anschnauft: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Mein Gott. Das ist kein Spiegelbild. Das ist ein Kunde! Geh weiter, Dan. »Sorry«, nuschle ich und haste davon. Vergiss nicht, warum du hier bist, Dan. Du musst zum nächsten Level aufsteigen. Lass dich nicht von Details ablenken.
    Ein Schild, das über mir baumelt, weist die Richtung zu den Abteilungen für Mästende, Amputierte, Abnormale und – in goldener Schrift – Shopper. Nach dem, was Colt über ihre eigenen Körperproportionen gesagt hat, sollte ich wahrscheinlich bei Abnormal suchen. Ich hätte sie fragen sollen, welche Art von Kleidung man

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