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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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auf. Oder ist sie am Ende echt? »Hab ich mir’s doch gedacht!«
    Unterdessen holt er bereits eine Fernbedienung aus der Tasche und fängt an, irgendwelche Befehle einzugeben.
    »Aber wir werden das trotzdem nicht überstehen, Madame Vika!«
    »Wir müssen hier weg, Magier.«

    »Madame!« Der Magier presst die Hände ans Herz. »Hier kann ich nicht helfen! Hier ist ein Diver nötig!«
    »Ein Diver bringt gar nichts!«, brülle ich und zeige aufs Fenster. »Wir brauchen ein Seil!«
    »Willst du dich aufhängen?«, fragt der Magier lachend. Er presst die Beine zusammen, landet auf dem Fußboden und zieht seine Pantoffeln aus. »Stellt euch vor, was gerade im zweiten Stock passiert ist«, schnattert er. »Da ist dieser Blödmann, der gern einen flotten Dreier schiebt und nie ein Wort von sich erzählt, vor lauter Schiss aus dem Fenster gesprungen! Er ist im Pool gelandet, hat gestrampelt und geschrien, dass er nicht schwimmen kann und Abgeordneter der Staatsduma ist und jemand ihn retten muss.« Er wirft mir die Latschen zu. »Fang! Die Dinger haben keine Gewichtsbeschränkung! Damit schafft ihr es zu dritt nach unten! Madame, warum hast du mir nicht verraten, dass du auch Vika bist? Du weißt, wie ich schweigen kann! Ich hätte niemandem ein Sterbenswörtchen gesagt!«
    Ich ziehe mir die Latschen an. Die Flügel bewegen sich aufgeregt auf und ab und trommeln auf meine Zehen ein! Für den Magier ist Vika eine Maske von Madame. Für mich ist es genau umgekehrt.
    »Ha, was für Schlagzeilen unser Etablissement machen wird! Und du, mein Lieber, wer bist du eigentlich?«
    Der Loser antwortet nicht. Vielleicht ergeht es ihm wie mir und ihm dreht sich alles im Kopf? Der Computermagier scheint ein multitaskfähiges Betriebssystem zu sein, das gleichzeitig mit irgendwelchem Unsinn und ernster Arbeit beschäftigt ist.

    Dergleichen kriege ich nie hin.
    »Danke«, sage ich, während ich versuche aufzustehen. Der Magier fasst mich am Ellbogen und stützt mich, so dass ich durch die Luft balancieren und mich an die Bewegung gewöhnen kann. Es ist ein verdammt merkwürdiges Gefühl, nicht wie bei einem Jet Pack, den es in einigen Levels des Labyrinths gibt, sondern tatsächlich so, als wandere ich durch die Luft.
    »Stell dir vor, du steigst eine Treppe hoch«, schärft mir der Magier ein. »Stufe für Stufe.«
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch, Magier?« Madame sieht sich konzentriert in der Hütte um, hängt sich Vikas Tasche über die Schulter, holt ein paar Dosen und Tüten aus dem Büfett und schleudert sie mit aller Kraft aus dem Fenster. Ich glaube zwar nicht, dass wir Zeit haben werden, sie einzusammeln, sage aber kein Wort.
    »Nur noch für einen Abschiedskuss!«
    »Den verschieben wir auf unser Wiedersehen! Halt sie so lange auf, wie du kannst, Magier! Bitte! Indem du sie … irgendwie zutextest!«
    »Ich werde tun, was in meinen Kräften steht.« Zu meiner Überraschung verliert der Magier seine Selbstsicherheit. »Aber … ich weiß nicht … ich kann so was doch nicht.«
    »Vika, komm in deinen bisherigen Körper zurück«, bitte ich sie angesichts der üppigeren Ausmaße Madames. Dann gehe ich zum Loser, der immer noch an der Wand klebt.
    »Hör zu, Kumpel, mir ist völlig egal, wer du bist. Ein Mensch oder ein Programm. Mir ist beides recht!«

    Er sieht mir schweigend in die Augen.
    »Ich will dich diesen Dreckskerlen nicht ausliefern. Ich möchte dich retten. Glaubst du mir das?«
    Der Loser schweigt.
    »Ich möchte immer noch dein Freund sein«, versichere ich. »Egal, wer du bist.«
    Er kommt einen Schritt auf mich zu.
    »Bitte!«, füge ich hinzu. »Wir wollen diesen Ärschen doch nicht die Freude gönnen, dass sie uns schnappen!«
    Anscheinend habe ich da was Falsches gesagt.
    »Ist das der Kampf Gut gegen Böse?«, will der Loser wissen.
    »Was denn sonst?«, mischt sich der Magier in unser Gespräch ein. Er lässt sich in den Sessel plumpsen, schlägt die Beine übereinander und wird plötzlich ernst. »Ohne diesen Kampf hätte das Ganze doch keinen Sinn.«
    Der Loser sagt nichts, tritt aber brav mit mir zusammen zum Fenster. Vika – nicht Madame, sondern tatsächlich Vika – ist bereits aufs Fensterbrett geklettert und sieht mit einem Gesichtsausdruck in die Tiefe , den ich nicht zu deuten vermag.
    »Was ist?«, frage ich. »Hast du etwa Höhenangst?«
    »Trödelt hier nicht rum!«, schreit der Magier hinter uns. Ich drehe mich um: Seine Finger hacken auf die Fernbedienung ein. Im Gang heult etwas

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