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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Last«, beteuere ich.
    Aber auf Romkas Gesicht spiegelt sich bereits wider, was er von dem Vorschlag hält.
    »Schade«, sage ich achselzuckend. »Aber ich kann dich verstehen.«

    Am Ende haben wir eben doch Angst voreinander. Es fällt uns leichter, Unsummen zu opfern und damit unser Gewissen zu beruhigen – als unsere Identität preiszugeben.
    »Du verstehst überhaupt nichts«, knurrt Romka. »Soll ich dir meine Adresse nennen? Die echte? Stadt, Straße und Hausnummer?«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Ich kann dich einfach nicht bei mir unterbringen.« Er blickt zur Seite. »Das gäbe … Probleme zu Hause.«
    Wie konnte ich das vergessen?! In der Tiefe bauen wir uns Paläste, richtig. Aber wie sieht es in der echten Welt aus?
    Gut, ich könnte wohl einen Gast aufnehmen, obwohl meine Wohnung klein ist. Aber was, wenn Romka im gleichen Raum seine Frau, die Schwiegermutter und drei rotznasige Gören unterbringen muss?
    »Schon gut.« Ich lege ihm die Hand auf die Schulter. »Wirklich. Ich bin nicht sauer.«
    Trotzdem blickt Romka weiter zur Seite.
    »Dann werd ich mal«, bringe ich heraus.
    »Kommst du zu unserer Versammlung?«
    »Klar.«
    »Und wohin gehst du jetzt?«
    Die Versuchung, mich in nebulöses Schweigen zu hüllen, ist groß. Außerdem wäre es das Vernünftigste, was ich tun könnte. Trotzdem antworte ich: »Elben erschrecken. Ich muss los, Romka. Wir sehen uns.«
    Als ich die Drei kleinen Schweinchen verlasse, bestellt er ein weiteres Glas Wodka. Der ist garantiert ein Alki! Oder
ist er ein so starker Diver, dass er von virtuellem Schnaps nicht besoffen wird?
     
    Die Rollenspieler machen keine Werbung für sich. Es gibt Ausnahmen wie die Elfenwiesen , aber das ist eher eine Touristenattraktion, mit der die Adepten der Fantasy-Welt ihr täglich Brot verdienen – genauer gesagt, ihren täglichen Strom und die Telefonkosten.
    Der Server, über den Lórien läuft, gehört einem Russen. Das ist alles, was ich auf legalem Wege habe herausfinden können. Die meisten Spieler sind ebenfalls Russen.
    Natürlich kann ich Legolas auch als Tourist verkleidet aufsuchen, aber es ist doch klar, wozu das führt! Letztlich wäre es, als ob ein Christ nach Mekka kommt und in Schuhen, mit einem Hut auf dem Kopf und einem Goldkreuz um den Hals in die Kaaba prescht.
    Nein, besser ich mime den Frischling, der gerade erst Tolkien, Howard, Perumow und all die anderen Schriftsteller verschlungen hat, die der Romantik von Schwertern und Drachen ihren Tribut zollen!
    Ich steige bei einer einstöckigen, windschiefen Bruchbude aus dem Taxi. Das Haus ist wirklich fabelhaft auf verfallen getrimmt. Armut und Ödnis zu imitieren ist nämlich viel schwieriger als Reichtum und Luxus.
    Übrigens ist die ganze Straße ziemlich heruntergekommen. Fensterlose Bauten, Lager, geschlossene Bürogebäude, die auf bessere Zeiten warten. Wie gesagt, Rollenspieler meiden den großen Lärm.
    Vika ist noch nicht da. Am Eingang drückt sich nur ein Elb herum, ein ätherisches goldhaariges Wesen unbestimmten
Geschlechts und Alters. Es trägt salatgrüne Leggins und eine grüne Jacke. Überm Rücken lugen ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen hervor.
    Ich warte vor der Tür. Der Elb linst zu mir herüber, irgendwann verschwindet die Hand im Ausschnitt der Jacke, um eine Zigarette und ein Feuerzeug herauszuholen. Er zündet sich eine an und stößt den Rauch aus.
    Rauchende Elben, so was sieht man nicht alle Tage. Nach dem ersten Zug scheint der Elb sein Leben auszuhauchen  – und damit höchst anschaulich zu demonstrieren, wie schädlich Nikotin ist. Hol mich doch der …!
    »Vi…«, setze ich an und verstumme. Was, wenn sie das nicht ist?
    »Vi, vi!«, trillert der Elb fröhlich. »Vivi und Pfiffi! Ljonja?«
    Vikas Stimme klingt auch anders, wahrscheinlich läuft nebenher das Programm zur Stimmkorrektur. Jedenfalls könnte man glatt denken, Robertino Loretti habe den virtuellen Raum betreten.
    »Bist du das?«, frage ich sicherheitshalber doch.
    Vika kapiert meine Zweifel.
    »Ist dir eigentlich klar, dass ein Hobbit nicht nur wertvolles Fell bedeutet!«, deklamiert sie amüsiert. »Kommt dir das eventuell bekannt vor?«
    »Warum ausgerechnet ein Elb?«
    »Wir wollen immerhin in ihr Territorium. Da ist es am sichersten. Abgesehen davon bin ich nicht elbischer, sondern elfischer Natur.«
    »Und wie heißt du?«
    »MacKrele.«

    »Wie?«
    »Klingt das etwa nicht wie ein Elfenname? Ich bin von den Elfen aus Schottland.«
    Ich habe den leisen

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