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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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ballert der zweite Flieger in seine Richtung.
    Die Kugeln zerschneiden den schlaffen Körper seines Flugpartners, der langsam nach oben aufsteigt, weil der Jet Pack ja noch immer funktioniert.
    Der Wolf rast auf uns zu, der Mann Ohne Gesicht weicht mit einer geschmeidigen Bewegung zur Seite aus. Doch nicht auf ihn hat es der Wolf abgesehen, sondern auf einen unserer Angreifer, dem er unversehens an die Kehle geht. Die Zeit scheint sich irgendwie zu verdichten. Ich sehe, wie der dritte Bodyguard gegen Vika kämpft – und stoße meinen Gegner auf Vikas Angreifer.
    Mit einem einzigen Biss trennt der Wolf seinem Opfer den Hals durch und springt auf das noch verbliebene Pärchen am Boden zu. Der Werwolf ist zu sehr mit dem
Kampf beschäftigt, um das authentische Verhalten des Tiers zu imitieren, so dass er die Feinde mit den Zähnen zerreißt und wie eine Katze mit den Pfoten auf sie einschlägt. Irgendwann rieselt funkelnder grüner Staub von seinen Krallen: Er hat eine Viruswaffe aktiviert.
    Direkt vor mir liegt eine MP, die ich aufnehme, doch das Programm ist natürlich imstande, seinen Benutzer zu identifizieren. Der Abzug rührt sich kein Stück unter meinen Fingern. Daraufhin schleudere ich die Waffe einfach gegen den auf mich zufliegenden Bodyguard. Der fängt automatisch an zu schießen, allerdings ohne zu zielen.
    Das ist nicht ungefährlich. Die Salve prasselt auf die sich überschlagende Waffe ein, der Schutz des Angriffsprogramms hält nicht stand. Die MP explodiert, und das ganze Virenpaket, das in ihr steckte, wird freigesetzt. Da der unglückselige Flieger diesem Spektakel am nächsten ist, trifft es ihn. Er geht in Flammen auf und zerfällt in der Luft zu formlosen Fetzen.
    »Lauft!«, schreit der Wolf und springt von den reglosen Körpern runter. Von seinen Fängen tropft blutiger Speichel, sein Fell ist gesträubt. Ich gehe zu Romka und lege eine Hand auf seinen Rücken. »Danke«, flüstere ich.
    Der Mann Ohne Gesicht ist der Letzte, der noch am Leben ist. Er steht gelassen da und beobachtet die Vernichtung seiner Garde.
    »Lauf!«, schreit der Wolf noch einmal, ohne den Blick von Dibenko zu wenden.
    »Ist das die Brüderlichkeit der Diver?«, spöttelt der Mann Ohne Gesicht. »Damit hätte ich nun wahrlich nicht gerechnet.«

    Er ist zu gelassen. Ich nicke Vika und dem Loser zu, und die beiden ziehen sich brav zurück. Roman und ich bleiben. Damit heißt es zwei gegen einen.
    Aber dieser Eine zeigt sich wenig beeindruckt.
    »Denk noch einmal in Ruhe über alles nach, Leonid«, schlägt mir Dibenko vor.
    »Hau doch endlich ab!«, zischt mir der Wolf zu, der mit seinen grünen Menschenaugen funkelt. Dann fällt er den Mann Ohne Gesicht an.
    Ein guter Sprung, er ist sogar schneller und präziser als der vom Dach. Er beißt sich an Dibenkos Hals fest und zerkratzt ihm mit den Vorderpfoten die Brust. Obendrein ist der Wolf, wenn er auf den Hinterbeinen steht, wesentlich größer als sein Gegner.
    »Du Welpe«, haucht der Mann Ohne Gesicht bloß.
    Mit einer Hand packt er den Wolf beim Fell und pfeffert ihn gegen die Bruchbude der Elben. Romka knallt mit einer derartigen Wucht gegen die Wand, dass sie einkracht und der Wolf halb im Gang landet. Er rappelt sich jedoch sofort wieder hoch und greift Dibenko an. Der Schlag hat allerdings noch eine besondere Überraschung bereitgehalten: Das Wolfsfell lodert nun mit einem fahlen Licht.
    Romka hat sich ein Virus eingefangen. Vermutlich hat er seinen Schutz nicht aktiviert, um sich schneller und präziser bewegen zu können. Doch selbst jetzt, wo sich das Virus durch seinen Rechner frisst, kämpft er weiter.
    Ich renne. Alles andere wäre mein sicherer Tod. Und Romka – wie hat er es nur geschafft, mich zu finden? –
stürzt sich für mich in den Kampf, damit ich eine Chance habe.
    Diese Chance nicht zu nutzen wäre dumm.
    Zehn Meter weiter vorn hält Vika am Straßenrand ein Taxi vom Deep-Explorer an, schiebt den Loser hinein und bedeutet mir, mich zu beeilen. Plötzlich spiegelt sich blankes Entsetzen auf ihrem Gesicht wider.
    Mit einem kläglichen Heulen, das schon im nächsten Moment wieder verstummt, kratzt mich etwas am Rücken. Unmittelbar darauf packt mich der Mann Ohne Gesicht am Arm. Wie willst du auch einem Menschen davonlaufen, der zu Hause den allerneuesten Rechner stehen hat? Bereits nach dem ersten Schlag liege ich auf dem Pflaster. Der Mann Ohne Gesicht, der sich die Tiefe ausgedacht hat, beugt sich über mich.
    »Ich bin sehr geduldig mit dir

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