Labyrinth der Spiegel
soll mir der bringen?
Ich gehe um die Stelle herum und überlege, mir von zu Hause Suchmaschinen runterzuladen, um den Raum zu sondieren. Aber nein, mit denen käme ich auch nicht weiter. Die üblichen Methoden versagen hier.
Aus einer Gasse zuckelt ein Taxi heran. Es fährt viel zu langsam, als dass es ein Zufall sein könnte, denn die Schnelligkeit des Deep-Explorers ist legendär.
Na gut, mit diesem Hinterhalt hätte ich wohl rechnen müssen.
Ich bin mir so sicher, dass Dibenko im Wagen sitzt, dass ich den Mann, der aussteigt, nicht gleich erkenne.
»Revolvermann? Nicht wahr?«, ruft Guillermo fröhlich, als er auf mich zusteuert. »Sie sind es doch, Revolvermann, oder?«
Ich hülle mich in Schweigen. Der Chef vom Sicherheitsdienst des Labyrinths ist mir immer noch sympathisch – was sehr ärgerlich ist.
»Sie sind doch der Revolvermann?«, versichert sich Guillermo. »Sagen Sie schon!«
»Hallo, Willy«, erwidere ich.
»Hallo!« Ein strahlendes Lächeln. »Hab ich’s doch gewusst.« Guillermo linst auf den geschmolzenen Asphalt und schnalzt mit der Zunge. »War ein heißer Kampf? Oder?«
»Ja.«
»Revolvermann …« Willy breitet die Arme aus. »Die ganze Geschichte ist mir entsetzlich peinlich, ehrlich! Ich war dagegen, Sie auf Schadensersatz zu verklagen! Dort …« Ein beredter Blick nach oben. »… war man allerdings der Ansicht, man müsse Ihnen eine Lektion erteilen. Aber so geht das doch nicht!«
»Und jetzt?«
Guillermo schnauft und setzt sich ungeachtet seines teuren Anzugs auf den Asphalt. Ich hocke mich neben ihn. Vor uns haben wir die Reste des Feuers, in dem Romka verbrannt ist. Wahrscheinlich wirken wir wie zwei Hippies aus unterschiedlichen Generationen: Der eine hat sich bereits ausgetobt, sich seine Toleranz aber dennoch bewahrt, der andere ist gerade in der Hochphase seiner Protesthaltung.
»Ich habe vermutet, dass Sie in diesen … Vorfall verwickelt waren«, bemerkt Willy. »Ein höchst ungewöhnlicher und blutrünstiger Kampf. Ich habe übrigens auf … äh … eigene Faust gehandelt, als ich hier auf Sie gewartet habe.«
»Wozu?«, frage ich. »Wollen Sie mich festhalten? Das wird Ihnen nicht glücken. Das hätte früher schon nicht geklappt, aber jetzt wird daraus erst recht nichts.«
Guillermo horcht alarmiert auf, verzichtet aber auf Nachfragen. »Ich bitte Sie, Revolvermann! Ich bin mir sicher, dass Ihnen kein Vorwurf zu machen ist. Wahrscheinlich liegt ein Missverständnis mit Al Kabar vor. Wer weiß?«
Er zwinkert mir verschwörerisch zu. Worauf ist er nun schon wieder aus? Auf einen klammheimlichen Aufstand gegen die Chefetage des Labyrinths?
»Ich würde unsere Zusammenarbeit gern erneuern, Revolvermann. Schließlich haben Sie als Erster vermutet, dass mit dem Loser etwas nicht stimmt. Daraus darf man Ihnen keinen Strick drehen!«
»Danke.«
»Aber auch wir müssen zusehen, unser Schäfchen ins Trockene zu bringen. Immerhin ist es unser Territorium, in das der Loser eingedrungen ist! Die Rechtslage ist sehr kompliziert, da wäre es einfacher, wir würden uns gütlich einigen … wie vernünftige Menschen. Denn schließlich sind wir das: Menschen!«
Dieses Vorpreschen überrascht mich nun doch! Offenbar hat man im Labyrinth schnell kapiert, worum es geht.
»Willy«, sage ich. »Das würde überhaupt nichts bringen. Haben Sie immer noch nicht begriffen, woran das scheitern würde?«
»An Al Kabar?«, fragt Guillermo rasch. »Oder an diesem Mister X?«
»Nein. Willy. Wir alle wollen etwas vom Loser. Ich habe vom Glück für die ganze Menschheit geträumt. Sie wissen schon, ein allumfassendes, abstraktes Glück, das er uns bringen könnte.«
Mit einem Nicken signalisiert Guillermo, dass er meinen Gedankengang nachvollzieht.
»Sie allerdings sind vermutlich ebenso auf Ruhm erpicht wie auf Ihren Anteil an dem Geschäft mit der Technologie, die er uns bringen könnte.«
Er gestikuliert protestierend: Ich bitte Sie, das Labyrinth ist doch nicht auf Profit aus! Ja, ja, die Märchen kennen wir.
»Aber der Loser hat nicht die geringste Absicht, mit uns zu kommunizieren, Willy! Er braucht uns nämlich gar nicht.«
Damit scheine ich einen Treffer gelandet zu haben.
»Er braucht uns nicht?«, ruft Guillermo aus.
»Absolut nicht. Er hat hier nur einen Halt eingelegt, um zu verschnaufen. Jetzt plant er, seinen Weg durch die Sterne fortzusetzen.«
»Seinen Weg durch die Sterne?«, hakt Guillermo nach.
»Ja.«
»Welche Sterne?«
Offenbar reden wir
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