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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Liebe.«
    »Hier kann ich tatsächlich helfen. Aber nur hier. Indem ich diejenigen aus der virtuellen Welt heraushole, die sich in ihr verlaufen haben. Weißt du eigentlich, warum sie untergehen? Eben nicht, weil sie nicht schwimmen können, sondern weil sie keine Kraft haben, am Ufer zu bleiben. Aber das Ufer … entzieht sich meiner Macht.«
    »Und in der Realität gibt es nichts … was dir Hoffnung macht?«
    »Jetzt schon. Jetzt, wo der Loser aufgetaucht ist.«
    »Ljonja, du verschweigst mir doch was! Du weißt, wer er ist, oder?«
    »Ja. Deshalb gibt es ja noch Hoffnung. Wenn sie so werden konnten, können wir es auch.«
    »Und wer sind sie ?«
    Wie soll ich Vika das erklären? Wie soll ich sie dazu bringen, an das Unmögliche zu glauben, an etwas, für das die Boulevardpresse zuständig ist?
    »Im Grunde hat er es selbst gesagt. Bei den Elben. Ihre Rechner unterstützen kein Englisch, weil das eine rein
russische Veranstaltung ist. Und da hat er sich Alien genannt. Fremder.«
    Vika schüttelt den Kopf. Sie weiß, worauf ich abziele, will und kann aber nicht daran glauben.
    »Er ist ein Alien, Vika. Ein Außerirdischer. Er stammt nicht von der Erde.«
    »Er ist ein Mensch …«
    »In gewisser Weise schon, ja. Sogar mehr als wir alle. Denn er ist besser als wir. Wahrscheinlich werden wir nie so sein wie er.«
    »Woher willst du all das eigentlich wissen, Ljonja?«
    »Er hat hier … nicht mal einen Körper. Er ist hierhergeflogen, auf ganz banale Weise hergeflogen. Von einem Stern zum anderen. Erinnerst du dich noch an seine Worte über die Stille?«
    Vika erschaudert.
    »Für uns ist allein die Vorstellung schrecklich, aber er hat in ihr gelebt. Hunderte, Tausende von Jahren hat er nichts als Leere, Stille und Finsternis um sich gehabt. Einen Raum, in dem es nichts gibt. Ich glaube, selbst sein Schiff hat keine materielle Form …«
    Vika schüttelt heftig den Kopf, erstarrt aber mitten in der Bewegung. Ich drehe mich um. Der Loser steht in der Diele.
    »Ich habe euch gerufen«, sagt er. »Ich bin ins Treppenhaus gegangen und habe euch gerufen. Und weil die Tür offen stand, bin ich reingekommen.«
    Wir schweigen beide.
    »Du bist kein Mensch, oder?«, fragt Vika schließlich.
    »Stimmt, ich bin kein Mensch. Kommt, der Kaffee ist fertig.«

11
    Wir trinken Kaffee. Das Rezept von der Frau aus Rostow begeistert mich nicht gerade. Allerdings ist es komisch, dass ich überhaupt Geschmacksnuancen wahrnehme.
    »Das ist nur für Kenner«, urteilt der Loser und schiebt die Tasse weg. »Nehme ich an.«
    »Schmeckst du denn etwas?«, will Vika wissen.
    »Ja.«
    »Wie das? Wenn du im virtuellen Raum etwas schmeckst, heißt das bloß, dass dein Gedächtnis auf deine Erfahrungen in der realen Welt zurückgreift! Wenn du kein Mensch bist, wie …«
    Obwohl mir nicht entgeht, wie Vika sich in ihre Aggressivität reinsteigert, kann ich nichts dagegen unternehmen.
    »Ich versuche mir vorzustellen, ob diese Menge Salz den Geschmack des Kaffees verbessert. Ich glaube es nicht.«
    »Hast du früher mal etwas probiert, das sich mit Kaffee vergleichen lässt?«

    »Nur, als ich bei euch zu Besuch war. Ich …« Der Loser sieht mich an, zögert. »Im Grunde esse und trinke ich überhaupt nicht.«
    Anscheinend ist damit der Punkt erreicht, wo Vika die Geduld verliert.
    »Du lügst!«, stellt sie kategorisch fest. »Wie gedruckt! Damit solltest du zum Norbert-Wiener-Platz gehen, in den Club der Ufologen! Die werden dich mit Kusshand aufnehmen! Und dir jedes Wort glauben!«
    »Ich habe nicht darum gebeten, dass ihr mir glaubt«, erwidert der Loser leise.
    »Stopp!« Ich springe auf. »Schluss jetzt! Alle beide! Vika, ich glaube ihm.«
    »Ljonja, du redest dir da was ein!« Vika ignoriert den Loser geflissentlich. »Du bist kein Profi für Computertechnologie. Du hast bei ihm kein Signal feststellen können? Gut. Aber musst du allein deswegen jedes Wort von ihm für bare Münze nehmen?! Was ist bloß in dich gefahren? Er ist ein Mensch, er weiß alles, was ein Mensch weiß, er verhält sich wie ein Mensch! Er ist ein Mensch! Oder kannst du mir das Gegenteil beweisen?«
    Der Loser glotzt die Wand an.
    »Ich nicht. Er schon.« Ich suche den Blick vom Loser. »Sag es ihr! Bitte! Beweise es ihr!«
    »Ich kann nichts beweisen.«
    »Du hast mir geholfen, aus Dibenkos Falle herauszukommen«, flüstere ich. »Ich weiß nicht, wie, aber du hast mir einen Teil deiner Fähigkeiten gegeben, deiner Kraft. Das hast du ja wohl nicht vergessen,

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