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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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bisschen.«
    »Schreibst du gerade ein Programm?«
    »Nein, ich schäle Kartoffeln. Galja kocht unser Abendessen.«
    »Meinen Glückwunsch.«
    »Wozu?«, fragte Maniac alarmiert.
    »Zur Versöhnung.«
    »Spar dir deine Kommentare!«
    Ich sollte ihn besser nicht zu lange aufhalten, schon gar nicht, wo Galja erst vor kurzem wieder aufgetaucht war.

    »Sag mal, Schurka, kann man mit einer Waffe ins Labyrinth des Todes gehen?«
    »Du meinst, mit einem Virus? Reicht dir die BFG nicht mehr?«, frotzelte Maniac. »Du machst Witze, oder? Das ist ein Raum im Raum, geschaffen für ein klar definiertes Ziel. Eher schmuggelst du ein Virus ins Pentagon als durch den Filter des Labyrinths.«
    »Kann es vielleicht sein, dass du ihnen diesen Filter gebaut hast?«
    »Nein«, antwortete Maniac voller Bedauern. »Das war ich nicht. Aber ich weiß, wer ihn gemacht hat. Und wie er funktioniert.«
    »Und wie?«
    »Am Eingang wird dein Avatar kopiert. Wenn du Programme dabeihast, egal, was für welche, werden sie abgesäbelt. Über den Server des Labyrinths läuft dann nur eine exakte Kopie deiner Figur.«
    »Kann man den Filter irgendwie umgehen?«, fragte ich hilflos.
    »Du hast Ideen!«
    »Schon gut!«, brummte ich. »Kann man das Ding dann vielleicht zerschlagen?«
    »Das zerschlägt eher dich«, belehrte mich Maniac. »Worum geht’s denn überhaupt?«
    »Ich bin da in eine ziemlich miese Geschichte reingerasselt. Eine absolut miese, ehrlich gesagt.«
    »Für wen mies?«
    »Für die ganze Tiefe . Und für einen anständigen Kerl.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte Maniac. Unwillkürlich fielen mir die Drei Musketiere ein.

    »Könnte besser sein.«
    Maniac reagierte nicht gleich, ja, er fing sogar erst mal an, vor sich hinzupfeifen.
    »Schura!«
    »Würde dir der Warlock 9000 reichen?«
    »Und was ist das?«
    »Ein lokales Virus. Wie immer.«
    »Und das kommt durch den Filter?«
    »Eventuell.«
    »Schurka, störe ich dich auch wirklich nicht?«, erkundigte ich mich, weil mich plötzlich ein schlechtes Gewissen plagte. »Was ist mit den Kartoffeln?«
    »Die sind quasi fertig.«
    Ich mag keine Handys. Mir reichte schon die Strahlung vom Rechner. Aber Maniac war da ganz anders, er konnte sich ein Leben ohne die Dinger nicht vorstellen. Jetzt stand er wahrscheinlich da, das Telefon mit der Schulter ans Ohr gepresst und schälte Kartoffeln.
    »Kannst du mir dieses Wunderding rüberschicken?«
    »Jetzt gleich?«
    »Ja«, bat ich, indem ich allen Mut zusammennahm.
    »Immer mit der Ruhe, so einfach ist das nämlich nicht! Welche Programme benutzt du, um deinen Avatar zu erstellen?«
    »Unterschiedliche. Bioconstructor, Morpholog, Maske …«
    »Okay. Und für welche Figur brauchst du das Virus?«
    »Für Nr. 7, den Revolvermann, Gunslinger.«
    »Welche Extension hat die Datei?«
    »Die Extension? Also, ich glaube …«

    »Mach mir das Terminal frei«, verlangte Maniac schicksalsergeben. »Gib mir Zugang unter dem Passwort … na, sagen wir 12345.«
    »Eins-Zwei-Drei-Vier-Fünf«, wiederholte ich wie ein Blödmann.
    »Aber in Ziffern!«, präzisierte Maniac. »Ich richte dir dann alles ein.«
    »Danke!«
    »Das kostet dich aber wieder ein Bierchen!« Maniac seufzte noch einmal und schob dann hinterher: »In fünf Minuten ruf ich an. Dann muss deine Kiste laufen und auf mich warten. Und dass sie mir aufs Wort gehorcht, klar?«
    Ich stürzte zum Rechner. Nach drei Minuten erklärte Vika sich bereit, alles zu tun, was derjenige, der sich mit »12345« einwählen würde, verlangte. Daraufhin ging ich in die Küche, um mir etwas zum Abendessen zu machen. Ich setzte gerade den Kessel mit Wasser auf, als im Zimmer das Telefon klingelte und gleich darauf das Modem anfing zu pfeifen.
    Tief in meinem Herzen bin ich eben doch ein Blödmann. Und ein Kamikazetyp.
    Und selbst wenn ich auf die Kamikazeaktion verzichten würde, bliebe ich immer noch ein Blödmann.
    Ich trank einen Tee und löffelte etwas Marmelade dazu, die ich noch im Schrank gefunden hatte, goss mir eine zweite Tasse ein und ging zurück ins Zimmer. Maniac war gerade fertig geworden, mitten auf dem Bildschirm flammte in roter Schrift seine Botschaft: »hab mir was von deinem kram genommen um das virus zu ueberspielen erklaerung folgt gleich muendlich«.

    Maniac scherte sich in solchen Fällen weder um Satzzeichen noch um Großschreibung.
    Ich rief den Norton-Commander auf, suchte die Datei für den Revolvermann (sie hatte die schlichte Extension .clt) und verglich sie mit den anderen,

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