Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
hielt. Mark war zu Dreharbeiten nach Afrika gereist. Er machte einen großartigen Animationsfilm über ein tapsiges Löwenbaby, verbrachte viel Zeit unter freiem Himmel und erkundete in den Drehpausen den Busch – mit Kayla, seiner Assistentin. Sie hatten jeden Tag über Satellitentelefon geredet, und an seinem Tonfall hatte sie es gemerkt: Er liebte eine andere. Sie hatte Angst davor, ihm nachzureisen bis in die Wildnis Afrikas, aber sie hatte es getan. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sie für immer verließ. Im Camp kamen dann all die Gefühle in ihnen hoch, die sie längst unter den Trümmern von zehn Jahren Ehe verschüttet glaubten, und das Wort Scheidung blieb am Ende unausgesprochen. Nächtelang hatten sie geredet. Über sich und ihre Gefühle. Über Lexie, die damals gerade sechs geworden war, übers Windelnwechseln und Zöpfeflechten, übers Gutenachtgeschichtenvorlesen und Kinderfragenbeantworten, über Lachen und Weinen und Trösten und Füreinanderdasein. Und wie es ihnen gelingen könnte, trotz allem ein Paar zu bleiben, als Mommy und Daddy, als Shainee und Mark, ein Ehepaar, das sich immer noch liebt und respektiert, das sich vertraut und sich nie wieder vor die Entscheidung stellt: Gehen oder Bleiben?
Mark war mit ihr nach Hause zurückgeflogen. Er hatte sich von Kayla getrennt, und er hatte sie nie wiedergesehen. Er war ihr treu geblieben. Und dann war ihnen das scheinbar Unmögliche gelungen: Als Shainee in jenem schrecklichen Jahr anfing, ihre Gefühle aufzuschreiben, die Wut und die Verzweiflung aus sich herauszuschreien, hatten sie sich ganz neu ineinander verliebt. Der Erfolg des Buches, ihres ersten New York Times Bestsellers, gab ihnen Recht: Sie hatten es richtig gemacht, sie hatten sich für ihre Liebe entschieden, die seither jedem Schicksalsschlag standhielt: dem Tod ihrer Eltern an 9/11, der langen Krankheit seines Vaters, um den Shainee sich monatelang gekümmert hatte, bis er sein Gedächtnis völlig verlor, sich seiner selbst nicht mehr bewusst war und er am Ende starb, und schließlich der Anruf von Dr Ryan und ihr langer Strandspaziergang, bei dem sie Mark erzählt hatte, wie es um sie stand. Ihr Mann hatte sie in die Arme genommen und hatte mit ihr geweint, und sie empfand eine Liebe für ihn, deren Größe sie gar nicht in Worte fassen konnte. Damals begannen sie trotz ihrer Sprachlosigkeit miteinander zu reden, richtig zu reden, wie sie es seit Jahren nicht mehr getan hatten. Und sie begannen, ihr gemeinsames Tagebuch zu führen, das jetzt dort drüben auf dem Bett lag.
Warum hat er es mitgebracht? Will er es verbrennen und vergraben, als Zeichen eines Neuanfangs?
»Willst du darüber reden?«, fragt Mark in das Rauschen des Regens hinein. »Über uns, über Tim?«
»Willst du es, Mark?«
»Ja.«
»Okay.« Zuerst dachte sie, es würde ihr schwer fallen, aber dann ging’s doch ganz einfach. Shainee erzählte Mark von ihrem ersten Kennenlernen in dem Laden in Papeete und wie Tim ihr den wunderschönen Pareo gekauft hatte. Sie erzählte ihm von dem Abendessen bei den Roulottes, wo Tim ihr seine Enttäuschung über die Trennung von Jodi und Kyle anvertraut hatte, und sie erzählte ihm von dem nächtlichen Spaziergang am Strand, wo sie Tim von jenem Jahr berichtet hatte, das nun endlich hinter ihnen lag. Von dem Tagebuch. Von ihren Gefühlen für ihren Mann, den sie sehr liebte. Sie erzählte ihm, wie sehr sie Tims Freundschaft genossen hatte, wie traurig sie gewesen war, dass sie sich nur so kurz kennenlernen sollten, und wie glücklich, als er beschloss, bei ihr zu bleiben. Sie erzählte ihm, wie sie Tim getröstet hatte, nachdem er von Jodis Affäre mit Laird erfahren hatte, und er sie, als Mark ihr von Lexies Wipeout berichtet hatte. Nichts ließ sie aus, nicht den Spaß, den sie während ihrer Abenteuer auf den Inseln hatten, nicht das aufgeregte Herzklopfen, wenn sie sich berührten, nicht die Liebe, die sie füreinander empfanden, nicht einmal das, was in jener Nacht zwischen ihnen geschehen war, als Tim zum ersten Mal mit ihr geschlafen hatte. Glücksrausch pur! Shainee wusste, Mark war verletzt, sogar sehr, aber es würde ihm noch viel mehr wehtun, wenn sie es ihm nicht erzählen würde. Sie wusste, er wollte es wissen. Alles.
Er sagte lange nichts. Dann holte er tief Luft. »Und jetzt? Ich meine, habt ihr darüber gesprochen, was ihr tun wollt?«
Sie schluckte. »Nein.«
»San Francisco und Sydney ... dazwischen liegen fünfzehn Stunden
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