Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
schüttelte den Kopf, aber sie fühlte sich wie gelähmt. »Geht schon.«
»Komm, ich trockne dich ab. Und wenn du willst, dann reden wir. Über uns. Und über Tim.«
»Okay«, sagte sie mit gebrochener Stimme.
Während er sie liebevoll in ein flauschiges Duschhandtuch hüllte, strichen seine Fingerspitzen über das Tattoo an ihrem Arm, und sein Blick wurde unergründlich – hatte er dieselbe Tiare-Blüte an Tims Arm gesehen? Dann schlang er wieder seine Arme um sie, und die Geste hatte etwas Verzweifeltes. »Was ist bloß zwischen euch passiert?«, flüsterte er an ihrer Schulter, und er klang so fassungslos und resigniert, dass sie schon wieder mit den Tränen rang. »Ich hätte nicht kommen sollen ... hätte dich nicht so überraschen dürfen ...«
»Oh, Mark«, wisperte sie in die Sprachlosigkeit zwischen ihnen, die nur das Rauschen des Regens und das Donnern des Gewitters von der Veranda ausfüllte.
Behutsam jetzt! Er war so verletzt wie sie!
Ins Handtuch gehüllt, ging sie ins Schlafzimmer und setzte sich auf das Sofa vor der weit offenen Verandatür. Mark, der nicht so recht wusste, wie er sich verhalten sollte, schaute sie fragend an. Shainee winkte ihm: »Komm her, Mark.«
Wie im letzten Jahr kletterte er über die Sofalehne, setzte sich mit gespreizten Beinen hinter sie und legte von hinten seine Arme um sie, damit sie sich gegen ihn lehnte. Wie oft hatten sie während der Therapien so gesessen und geredet, ihr Kopf an seiner Schulter, sein Herz an ihrem. Wie oft hatte sie seine Nähe gespürt, ohne ihn dabei anzusehen. So war es für sie leichter gewesen, sich ihm zu öffnen.
Draußen rauschte der Regen des tropischen Gewitters nieder, die schwülwarme Nachtluft vibrierte vor Spannung, und Shainee glaubte, die kleinen knisternden Entladungen zwischen ihr und Mark zu spüren.
Er vergrub seine Nase in ihrem nassen Haar. »Alles in Ordnung?«
Ja, denn du bist jetzt da, Mark.
Nein, denn Tim ist nicht mehr da.
Verrückt – aber ich bin aufgeregt, und mein Herz rast geradezu. Und das bei Mark, dem ich völlig vertraue und mit dem ich immer über alles reden konnte. Aber es ist so schwierig: Wie soll ich das, was zwischen Tim und mir geschehen ist, in ein paar Sätzen zusammenfassen? Wie soll ich von ihm, der mir mein Lebensgefühl zurückgegeben hat, der mir so viel geschenkt hat, in der Vergangenheitsform reden, als wäre alles schon vorbei und als hätte ich mich damit bereits abgefunden? Nein, das kann ich nicht. Ich will es auch nicht. Und wie soll ich beschreiben, was ich für ihn empfinde? ›Verliebt in einen anderen‹, das wird meinen Gefühlen für Tim bei weitem nicht gerecht. Und meiner Achtung vor Mark auch nicht. Er ist mein bester Freund. Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Er hat mir geholfen, der Mensch zu werden, der ich heute bin.
In diesem Augenblick sah sie es: ihr Tagebuch.
Ihr Buch der Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume lag aufgeschlagen auf dem Bett – Mark hatte es mitgebracht!
»Tahiti, Moorea, Bora Bora, die Inseln deiner Träume ... jetzt bist du hier!«, wisperte er und küsste sie auf die Wange. »Somewhere over the rainbow dreams really do come true.«
Shainee nickte.
»War alles so, wie du’s dir vorgestellt hast?«
»Ja, das war’s«, seufzte sie. »Mir war ganz schwindelig vor Freude, als ich hier ankam.«
Mark sagte nichts, aber sie wusste, was er dachte: Er hätte mitkommen sollen. Er hätte sie nicht allein reisen lassen sollen.
Schließlich fragte er: »Und die Wünsche auf deiner Liste?«
»Die meisten sind erfüllt.«
»Tim?«, fragte er leise.
»Ja.«
»Du hast vorhin sehr glücklich ausgesehen. Du liebst ihn.«
»Ja.«
»Und er?«
»Er liebt mich auch.«
Schwer hingen die Worte zwischen ihnen im Schweigen.
Schließlich gestand sie leise: »Die letzten Tage waren die schönsten und glücklichsten meines Lebens. Ich werde sie nie vergessen.«
Die Aufrichtigkeit ihres Geständnisses hatte Mark einen schmerzhaften Stich versetzt, das spürte sie, weil er sich hinter ihr verkrampfte. »Ich freue mich für dich«, sagte er traurig.
Shainee nahm seine Hand mit dem Ehering in beide Hände. »Oh, Mark! Es tut mir so leid.«
»Was hab ich falsch gemacht?«, fragte er verzweifelt.
»Nichts, Mark, du hast alles richtig gemacht. Seit ... du weißt schon ... seit du zu mir zurückgekehrt bist, bist du der beste Ehemann, den ich mir wünschen kann.«
Shainee erinnerte sich an jene Zeit, die sie damals für die schwerste ihres Lebens
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