Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
Flug.«
»Und ein Tag. In Sydney ist es vier Stunden früher und einen Tag später. Wir würden nicht mal in derselben Zeit leben.«
»Willst du eine Trennung?«
»Nein.«
Ihm wurde bewusst, wie missverständlich seine Frage war. »Ich meine, von mir?«
»Nein, Mark. Ich will dich nicht verlieren. Ich will in dich verliebt sein. Und mit dir verheiratet sein. Und mit dir zusammen alt werden. Ich möchte an deiner Seite stehen, wenn Lexie ihr Studium beendet. Wenn sie heiratet und wenn sie uns ihr erstes Kind in die Arme legt, ein süßes kleines Baby, ein strahlendes Lächeln mit großen blauen Kulleraugen, eine kleine Faust, die sich an meinem Finger festklammert. Aber ...« Sie musste schlucken – sie wusste doch nicht, ob sie all das noch erleben würde.
»Aber ihn kannst du trotzdem nicht aufgeben«, sagte Mark leise.
Shainee schüttelte langsam den Kopf. »Es fühlt sich so richtig an mit Tim. Ich liebe ihn, und er liebt mich. Nicht aus Mitleid oder Trost. Tim sieht mich, wie ich bin. Nicht wie ich früher war. Monatelang hatte ich das Gefühl, ich wäre es nicht wert, geliebt zu werden. Ich habe mich selbst nicht mehr wahrgenommen, weil ich nicht mehr in den Spiegel schauen konnte. Ich habe nur meine Narben gesehen, aber nicht mich. Dann war er plötzlich da, just like that: gut aussehend, charmant und smart. Er fand mich interessant und attraktiv, ja sogar sexy. Und plötzlich habe ich mich wieder so gefühlt, geliebt und begehrt. Er hat mir ein ganz neues Lebensgefühl geschenkt, als hätte er mich wieder zum Leben erweckt.« Als Mark hinter ihr tief durchatmete, flüsterte sie: »Es tut mir so leid.«
Er legte seine Arme fester um sie. »Ist schon gut.«
Sie rang schon wieder mit den Tränen. »Wir hatten beide Schuldgefühle. Aber nach einer Weile ... da war es, als würden wir uns schon seit Jahren kennen ...« Sie schluchzte auf. »... als wären wir schon immer ein Paar gewesen. Tim und Shainee.«
»Schhht«, tröstete er sie und küsste sie zärtlich auf die Wange.
Aber jetzt ging’s erst richtig los: »Ich bringe immer nur Leid über andere. Meine Krankheit, mein Leiden unter den Therapien, meine Traurigkeit, meine Verzweiflung, meine Angst ... Ich hab mich schlecht gefühlt, und ich war immer so ehrlich, es auch einzugestehen. Ich habe dir damit wehgetan. Und Lexie. Und Hayden. Und ... und Tim. Ihm tue ich jetzt so weh wie dir. Ich ... will ... das ... nicht ....«
»Weine doch nicht, mein Liebling, das ist nicht gut für dich! Du weißt doch, was Dr Ryan gesagt hat: Keine Aufregung und keinen Stress!« Mark küsste sie sanft. »Bitte beruhige dich! Okay?«
Shainee schniefte. »Okay.«
Mark legte seine Wange an ihre. »Nichts ist, wie es mal war«, sagte er, und die Trauer schwang leise in seiner Stimme mit. »Nicht dein Körper, nicht dein Leben, und unsere Liebe auch nicht. Nichts wird jemals wieder so sein. Aber glaub mir, mein Liebling, alles wird gut. Wenn wir es nur wollen. Und wenn wir ganz fest daran glauben.«
Mit wir meint er uns, dachte Shainee. Ihn und mich.
Aber nicht Tim.
Ob er mich immer noch liebt? Wie konnte ich daran überhaupt zweifeln! Im schlimmsten Jahr meines Lebens ist Mark nicht von meiner Seite gewichen. Er hat mich in den Arm genommen, und er hat mit mir geweint. Er hat beim Einschlafen meine Hand gehalten, und er hat mit mir gemeinsam ein Tagebuch geführt.
Mark richtete sich auf und zog etwas aus der Tasche seiner Jeans. Es war ein weißer Umschlag, nass geworden und leicht zerknittert. Er gab ihn Shainee. »Für dich. Weil ich dich liebe, mehr als ich sagen kann.«
Ein Geburtstagsgeschenk?
»Oh, Mark!«
»Ich glaube an unsere Liebe, Shainee. Und an unser Glück. Und ich glaube an unsere gemeinsame Zukunft.« Er küsste sie. »Mach’s auf!«
Das Leben führen, das ich führen möchte,
nicht das, das andere von mir erwarten.
8
Hintenrum, über den Weg durch den Garten zu seinem Bungalow? Oder vornerum, über den Strand?
Vom Steg, der von Shainees Overwater Bungalow zum Strand führte, blickte Mark hinüber zu Tims Beach Bungalow, der nur durch einen schmalen Streifen weißen Sandes von der türkisblauen Lagune getrennt war. Fenster und Türen standen weit offen und ließen die warme Morgenbrise herein. Tim hockte auf einer Liege im Schatten, das Notebook auf den angewinkelten Knien. Schrieb er eine Mail?
Nein, nicht über den Weg unter den Palmen hindurch zu seiner
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