Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
da.«
»Okay.«
»Noch was: Shainee und ich fahren nachher zu einem der kleineren Motus – sie will sich ihr Geburtstagsgeschenk ansehen. Aber sehen wir uns heute Abend? Ich dachte, du willst vielleicht mit uns essen. Wir drei, so gegen acht? Sie würde sich sehr freuen ...«
Tim schüttelte schon den Kopf, bevor Mark überhaupt ausgeredet hatte. »Ehrlich gesagt, ich halte das für keine gute Idee ...«
Natürlich nicht, dachte Mark. Er will uns nicht zusammen sehen, wenn wir Händchen halten, er will nicht mit uns an einem Tisch sitzen, wenn wir uns küssen, weil er es nicht ertragen kann. Er liebt sie wirklich sehr. So wie ich. Deshalb kann ich ihr diese Bitte, ihn an diesem letzten Abend nicht allein zu lassen, auch nicht abschlagen.
»Bitte, Tim. Ihr zuliebe?«
It’s hard to say goodbye ...
Mit den Fingerspitzen strich Tim traurig über den Sticker von Quack dem Bruchpiloten. Kyle hatte ihm das Klebebild seines Walt-Disney-Lieblingshelden vor der Abreise auf die Alubox geklebt. Als Glücksbringer, als Erinnerung, als Verbindung zwischen ihnen ...
Breitbeinig, die Arme in die Hüften gestemmt, stand der grinsende Pelikan in Fliegermontur mit Lederhelm und wehendem Schal, als könnte kein Sturm ihn umwehen. Kyle hatte geheult, dass ihm Rotz und Tränen über das Gesicht gelaufen waren, und Tim hatte den kleinen Kinderkörper, der vom Schluchzen bebte, ganz doll gedrückt.
Seine Finger zitterten, als er den Deckel der Alubox neben ihm auf dem Bett anhob. Obenauf lag der süße Teddy, den er in einem Spielzeugladen in Papeete gekauft hatte, und der Karton mit dem Modellbausatz der HMS Bounty.
Tim nahm die Papiertüte auf den Schoß und zog den Pareo heraus, den er vorhin im Souvenir Shop des Resorts gekauft hatte. Schwungvoll breitete er das kostbare Seidentuch neben sich auf dem Bett aus. In allen Schattierungen von Himmelblau, Lagunenblau und Meerblau zeigte das Bild eine kleine Bucht vor den schroffen Vulkankegeln von Bora Bora. Am weißen Sandstrand lag ein Auslegerkanu, dahinter von Palmen beschattet ein Haus mit palmwedelgedecktem Dach, gegenüber ein Boot mit windgefüllten Segeln. Das Bild war stimmungsvoll und wunderschön. Hey, Jodi würde der Pareo bestimmt gefallen. Und die Perlen ganz sicher auch. Er zog die große Muschel aus der Tüte und klappte sie auf. Innen war sie mit weißem Samt ausgekleidet. Darauf schimmerte ein Perlencollier in allen Farben eines verträumten Abends in der Südsee: Das Gelb der untergehenden Sonne, das Rot der flammenden Wolken, das tiefe schillernde Blau des Meeres, das Schwarz des mitternächtlichen Himmels mit einer Milliarde Sterne. Die Perlenkette war traumhaft schön.
Tim schloss die Muschel wieder und legte sie mit dem Pareo in die Alubox.
Da war das französische Taschenbuch, das er in dem Supermarkt auf Tahiti gekauft hatte. Shainees erster New York Times Bestseller. Er flippte durch das Buch, in dem er in den letzten Tagen noch nicht geschmökert hatte, drehte es um und las den Teaser auf der Rückseite.
Es ist nie zu spät ...
... zu lieben und zu verzeihen.
Die Heldin des Romans wäre beinahe daran zerbrochen, dass ihr Ehemann, geschätzt als erfolgreicher Geschäftsmann und geliebt als fürsorglicher Vater, sie und ihre kleine Tochter für eine andere verlassen hatte. Ihre Ehe war am Ende. Doch sie war entschlossen, ihre Liebe zurückzugewinnen, ihr Leben, ihr Glück. Bis ins wilde Herz Afrikas reiste sie ihm nach ... und gab ihm eine Woche Bedenkzeit.
Die New York Times urteilte: ›Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, wäre ich am liebsten aufgesprungen, um jedem auf der Straße zuzurufen: Halte Deine große Liebe fest, und lass sie niemals gehen! Ein bewegender Roman über die Zerbrechlichkeit des Glücks.‹ Und der Boston Globe schrieb: ›Anrührend, beängstigend und doch voller Hoffnung. Trotz der schweren Krankheit des Mannes entscheidet sich seine Frau für ihn. Ein nachdenklich machender Roman über eine Liebe, die stärker ist als der Tod.‹
Tim legte das Taschenbuch in die Alubox. Er würde es lesen. Er würde all ihre Bücher lesen. Er würde sich von ihr berühren lassen, und er würde sich an sie erinnern, immer.
Das waren auch die Worte, die er vorhin in ihr Tagebuch geschrieben hatte. Tim zog es auf seinen Schoß und blätterte durch die Seiten, die er in den letzten Stunden gelesen hatte, die Fotos von Shainee und Mark, die Erinnerungen der beiden, die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben.
Und da war auch
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