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Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Titel: Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Myles , Barbara Goldstein
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Erstversorgung.
    Ich bin erst am 14. Januar gelandet und habe meinen provisorischen OP in einem Hotel in Port-au-Prince aufgeschlagen. Aber glaub nicht, dass ich jetzt endlich arbeiten konnte! O nein, das Frachtflugzeug von Médecins Sans Frontières mit dem mobilen Krankenhaus durfte nämlich nicht in Haiti landen und wurde in die Dominikanische Republik umgeleitet. Das ging damals durch alle Medien: Das gesamte Material, das ich so dringend benötigte, wurde mit Lastwagen weitertransportiert.
    Es war zum Verzweifeln! Frauen mit schreienden Babys auf dem Arm irrten durch die verwüsteten Straßen. Tote Kinder lagen immer noch in den Trümmern. Sterbende wurden auf staubige Motorhauben und Kofferraumdeckel gehoben, um sie zu versorgen. Männer lagen blutüberströmt am Straßenrand, und du wusstest nicht, schlafen sie oder sind sie tot. Ein paar Schritte weiter ein improvisiertes Feldlazarett aus Plastikgartenmöbeln und einer Swimmingpool-Abdeckplane, eine Garküche auf offener Straße, eine Schule aus Pappkartons gebaut, ein Kindergarten voller verstörter, kreischender Kids. Und nur ein paar Schritte weiter mein OP-Zelt. Es war ... unbeschreiblich!« Mit beiden Händen fuhr er sich über das Gesicht. »In diesem Chaos aus Tod, Nachbeben, Feuer, Hunger, Seuchen, Plünderungen und nur noch wenigen Rettungen von Überlebenden erreichte mich Jodis Anruf über Skype. Sie hatte unser Kind verloren. Im vierten Monat. Es war ein Mädchen.«
    Daddys, die ihre Kinder verlieren, müssen stark sein, erinnerte sich Tim. Sie müssen die Mummys trösten und die Kiddies beschützen. Ich habe meine Traurigkeit verborgen, um Jodi nicht zusätzlich mit meinem Schmerz zu belasten. Ich habe durchgehalten, bis ich meine Eltern angerufen habe. Erst dann bin ich zusammengebrochen. Wer gesteht uns Männern zu, dass auch wir unter dem Verlust leiden? Wer tröstet uns Daddys, wenn wir weinen? Zum Glück hatte mein bester Freund Laird die Kraft, mich aufzufangen und mit mir über meine Gefühle zu sprechen. Über die Wut, die Verzweiflung und die Trauer. Über das Schweigen zwischen mir und Jodi, die meine Befangenheit und Scheu als Gleichgültigkeit deutete, als Gefühlskälte und Herzlosigkeit, über die Spannungen zwischen uns, an denen unsere Ehe zu zerbrechen drohte, und sogar über Sex. Mit Laird ganz offen zu reden, hat mir damals sehr geholfen. Und natürlich, Kyle im Arm zu halten.
    »Es tut mir sehr leid«, flüsterte Shainee bestürzt.
    »Jodi will noch ein Kind.« Tim war erstaunt, wie ruhig er klang.
    »Aber du nicht?«
    Er zögerte kurz. »Wir haben darüber geredet, als ich vor einigen Wochen nach Libyen geflogen bin.«
    »Ins Kriegsgebiet«, sagte sie leise.
    »Yeah.«
    »Wo?«
    »Benghasi.«
    »Ich hab die Nachrichten gesehen.«
    »Jodi auch.«
    »Die Helfer der MSF werden manchmal aus politischen oder militärischen Gründen angegriffen oder entführt.«
    »Stimmt.«
    »Sie riskieren ihr Leben, wenn ihnen im Krieg gegen den Terror die Granaten um die Ohren fliegen.«
    »Stimmt auch.«
    Ein Crash im Outback, ohne Triebwerk, ohne Navigation, ohne Funk, war dagegen ein bisschen wie Kindergeburtstag.
    »Und?«, fragte sie nach Jodis Reaktion.
    Tim zupfte am Etikett der leeren Rotweinflasche. »Ich hatte einen Amerikaner operiert ...«
    Shainee sah ihm an, was passiert war. Sie nahm seine Hand und drückte sie sanft. »Tut mir sehr leid, Tim. Nach dem Tod deines Bruders muss das schrecklich für dich gewesen sein. All die Erinnerungen ...«
    Er nickte. »Ich wollte mit Jodi darüber reden. Ich brauchte sie. Aber sie war nicht mehr für mich da.« Er musste schlucken. »Als ich mitten in der Nacht in mein Zelt zurückkehrte, fand ich eine Mail von ihr.«
    »Oh, Tim ...«, hauchte sie, und es kam von Herzen, das spürte er.
    »Sie konnte es mir nicht über Skype sagen. Sie hatte mir einen Brief geschrieben.«
    Shainee hielt seine Hand mit beiden Händen fest.
    »Jodi hat sich von mir getrennt.«
    Voller Mitgefühl schüttelte sie den Kopf. »Und jetzt?«
     
     

     
     
    Der letzte Schimmer der Abenddämmerung war in der Schwärze des Sternenhimmels verschwunden, und der Parkplatz an der Lagune war nur von den Laternen erleuchtet. Mit knirschenden Reifen riss sie das Lenkrad herum und parkte schwungvoll neben dem Wagen ihres Dads.
    Scott McKenzies Oldie San Francisco dröhnte aus den Lautsprechern, bis Lexie den Motor ausschaltete und aus ihrem Beetle sprang.
    Sie musste grinsen, als sie die beiden flotten Flitzer nebeneinander

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