Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
plus.« Das stand auf dem Display des Schwangerschaftstests: über die dritte Woche hinaus.
Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, und ließ sich stöhnend in die Kissen zurückfallen. Tim und sie hatten seit Monaten nicht mehr miteinander geschlafen, das wusste Laird. »Ich dachte, wir wollten noch warten, bis ...« Er verdrehte entnervt die Augen und schnaufte. »Wir haben darüber geredet, oder?«
»Laird, ich will ein Kind. Von dir. Und ich will es jetzt.«
Er sah sie an und atmete tief durch.
»Ich will eine Familie, mit dir. Und ich will einen Mann, dich.«
Er nickte langsam. »Und Tim?«
»Willkommen im Paradies, im Herzen von Tahiti!«
Als Tim den Ford Ranger ziemlich übermütig über den steilen Abhang in den reißenden Fluss im Tal des Papenoo steuerte, musste sie sich festhalten, sonst wäre sie gegen das Armaturenbrett geschleudert worden. Auf der Ladefläche hinter ihr rutschte wohl das Sixpack Hinano aus der Plastiktüte, schlitterte über die Ladefläche und krachte gegen die hintere Klappe. Trotz des straff sitzenden Gurtes drehte Shainee sich um, stützte sich auf Tims Schulter ab und spähte nach hinten.
»Haben wir noch genug Bier?«, fragte er.
»Sieht so aus.« Sie nahm ihre Hand von seinem Arm und ließ sich wieder in ihren Sitz zurückfallen.
»Leg mal die Ohren an!« Ungeachtet der großen Steine im Fluss gab Tim noch mehr Gas und preschte durch die seitlich hochspritzenden Wasserfontänen.
Die Gischt drang in den Wagen, und sie war schon wieder nass bis auf die Haut, wie vorhin, als sie unweit des Städtchens Papenoo, wo dieses Tal begann, Les Trous de Souffleurs besucht hatten. Bei einer so starken Brandung wie heute wurde das heranwogende Meerwasser durch Höhlen im Felsgestein gepresst und schoss durch etliche schmale Rinnen als laut zischende Geysire in die Höhe. Echt toll! Shainees Pareo und Tims Papageienshirt waren völlig durchnässt gewesen, und sie gingen Hand in Hand am schwarzen Strand spazieren, bis sie beide wieder trocken genug waren, um in den 4 x 4 zu klettern. Nach dem heißen und anstrengenden Nachmittag hatten Tim und sie die Abkühlung aber sehr genossen – denn nach dem Einkauf in Taravao hatten sie die Lava Tubes von Hitiaa an der Nordküste erforscht.
Die Tubes waren ein ausgedehntes Labyrinth erstarrter Lavaröhren, das bis tief unter die erloschenen Vulkane führte. Einige der geheimnisvollen Röhren, durch die heute kein geschmolzenes Gestein, sondern kristallklares Wasser floss, erinnerten an die hohen Gewölbe einer Kathedrale aus schwarzem Basalt. Andere, verborgen hinter Wasserfällen und eingestürzten Lavabrücken, waren so eng, dass Tim und sie auf allen vieren hindurchkriechen mussten. Am schönsten fand sie jedoch den verwunschen anmutenden unterirdischen See, durch den sie bei ihrer kleinen Abenteuerexpedition schwimmen mussten – an der Höhlenwand wuchsen kleine goldfarbene Algen, und es schien, als hätten sie die größte Goldmine der Welt entdeckt. Aber auch der Wasserfall, der im Licht von Tims Halogen-Headlamp ganz wundervoll geglitzert hatte, war faszinierend gewesen.
So wie Tim ...
Shainee sah ihn von der Seite an, und er wendete seinen Blick vom zerklüfteten Flussbett des reißenden Papenoo und lächelte zurück. Sie wollte ihm die Hand auf den Arm legen, wie vorhin, als sie am Strand die Fotos auf ihrem iPhone angeschaut hatten, aber ihre Hände streiften sich, und er ergriff ihre Hand und hielt sie fest, bis sie den Fluss durchquert hatten. Dann musste er wieder schalten, denn es ging jetzt wieder steil bergauf, und der gefühlvolle Augenblick war verflogen.
Ich möchte ihn festhalten, dachte sie. Den Augenblick voller zärtlicher Vertrautheit, den Tag voller Freude und Glück, und Tim, vor allem ihn, will ich für immer festhalten. Es stimmt mich traurig, wenn ich daran denke, dass morgen alles vorbei sein wird. Ob Tim mich zum Flughafen begleiten wird, um auf dem Rollfeld Abschied zu nehmen? Ob er mir nachsehen wird, bis mein Flieger auf Moorea landet? Ob er an mich denken wird, so wie ich an ihn?
Als Tim auf der holperigen Schotterpiste weiter beschleunigte, rauschte der tropische Dschungel mit seinen Palmen und Farnen an ihrem offenen Fenster vorbei. Zarte Wolken hingen an den schroffen, überwucherten Bergkegeln wie zerzauste Zuckerwatte. Die hohen Wasserfälle schienen zischend und donnernd aus dem Himmel herabzustürzen, und die rauschenden Flüsse schimmerten vom mitgerissenen Lavagestein
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