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Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Titel: Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Myles , Barbara Goldstein
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Alles in Ordnung. Prima.
    Okay, die zweite Seite.
    Die Tumormarker. Wucherte der Krebs, produzierte der Körper verstärkt Proteine, die schon in geringen Blutmengen nachgewiesen werden konnten.
    Amelia Ryan runzelte die Stirn.
    CEA ... CA 15-3 ... CA 125 ... alle drei waren erhöht! Und nicht nur ein bisschen.
    Ihre erste Reaktion: Das kann nicht sein!
    Die zweite: Ein überwältigendes Gefühl von Verunsicherung, Aufgewühltheit, Traurigkeit. Die dritte: Nichtwahrhabenwollen! Nichthinnehmenkönnen!
    Nein, bitte nicht!
    Ein Laborfehler? In dem ausführlichen Kontrollgespräch vor einigen Tagen hatte Shainee Ryker keine Symptome erwähnt, keine Schmerzen, keine körperlichen und seelischen Veränderungen, nichts. Sie hatte die schrecklichen Therapien bewundernswert überstanden. Sie war taff. Sie fühlte sich wohl, hatte ihre Lebensfreude nicht verloren. Mutig kämpfte sie sich zurück ins Leben.
    Ihre Brüste hatte Amelia abgetastet, den Lymphabfluss kontrolliert – alles in Ordnung, trotz des fortgeschrittenen Stadiums. Die Knochenszintigramm direkt nach der Bestrahlung zeigte keine Auffälligkeiten. Die Auswertung des MRTs zur Überwachung ihrer Leberhämangiome, die Shainee Ryker vor einigen Tagen im Radiologischen Zentrum des UCSF Medical Center durchgeführt hatte, lag allerdings noch nicht vor. Die DVD war wohl noch mit der Post unterwegs.
    Nein, nein, nein! Amelia schüttelte den Kopf. Die erhöhten Tumormarker mussten ein Messfehler des Labors sein. Oder sie hatten eine andere, harmlosere Ursache. Eine Entzündung im Körper, vielleicht. Bauchspeicheldrüse, Leber, Nieren, Lunge. Aber Shainee Ryker hatte keine Beschwerden, keine Schmerzen und keinen Husten. Die Hämangiome wucherten, waren aber gutartig. Und die Blutwerte waren doch in Ordnung ...
    Besonders hohe Tumormarkerwerte rührten manchmal daher, dass nach der Vernichtung der Tumorzellen große Mengen des Tumormarkers überhaupt erst ins Blut gelangten. Da die Marker weder auf ein bestimmtes Organ noch auf eine Tumorart hindeuteten, eigneten sie sich nicht zu einer gezielten Suche nach einem Rezidiv. Die Marker gaben also nicht unbedingt hundertprozentige Sicherheit. Und die nachfolgenden Untersuchungen würden die Patientin sehr belasten.
    Okay, Schritt eins: Der Bluttest musste wiederholt werden, sofort.
    Amelia Ryan nahm das Telefon und wählte Shainee Rykers Handynummer. »The person you have called ...« Sie legte wieder auf, frustriert, ratlos.
    Und jetzt?
    Die Operationen, die Chemo, die Bestrahlung, die Hormone ... all diese Therapien hatten die Tumore vernichtet. Aber es konnten immer einzelne Zellen übrig bleiben – schlafende Krebszellen im Blut oder im Knochenmark, die dort jahrelang ruhten, bevor sie sich erneut auf den Weg machten, um Metastasen zu bilden. Diese schlafenden Zellen, die sich aus dem Zellverband des Tumors gelöst hatten, waren eine gefährliche Zeitbombe, die durch keine Therapie entschärft werden konnte.
    Die Folge: ein Rezidiv. Mit anderen Worten: Der Krebs kehrt zurück. Überall im Körper.
    Kann ich ihr diese Angst zumuten?, fragte sie sich. Die Angst vor zusätzlichen Operationen und Therapien? Vor noch mehr Leiden? Vor dem Tod?
    Nein.
    Sie griff erneut zum Telefon. »The person you have called ...« Sie wartete die Ansage »Please leave a message after the beep« ab und sprach mit ruhiger Stimme auf die Voicemail: »Mrs Ryker? Dr Amelia Ryan. Ich habe heute Ihren Bluttest erhalten. Ich würde gern mit Ihnen über die Ergebnisse sprechen. Rufen Sie mich bitte an, bevor Sie nach Tahiti fliegen?«
     
     

     
     
    Durch das Platschen und Glucksen des rosenbestreuten Badewassers konnte sie das dumpfe Dröhnen des Motorbikes in der Auffahrt hören. Laird fuhr nur schweres Gerät, mattierter anthrazitfarbener Lack, glänzender Chrom und mehr PS als eine durchgehende Pferdeherde. Große Jungs – so waren sie halt. Bei Männern Mitte vierzig zeigt ihre Leidenschaft, aber auch die Leistung und die Lautstärke ihrer Lieblingsspielzeuge ziemlich zuverlässig Ausmaß und Verlauf ihrer Midlife Crisis an.
    Oder: Das Leben ist Rock’n Roll.
    Ein lautes Knattern, dann war es plötzlich still.
    Ihre Hände umfassten ihre angezogenen Knie, ihre Finger streichelten sanft die nasse und erhitzte Haut. Jodi stellte sich vor, wie Laird jetzt den Helm abnahm und den Schlüssel aus seiner Lederjacke zog, während er zur Tür herüberkam. Den Schlüssel zu ihrem Haus in Longueville, North Shore Sydney, hatte er seit sechs Jahren.

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