Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
Lagerfeuer erhellte sein Gesicht, und er legte mit einem herausfordernden Lächeln seinen Arm um ihre Schultern. »Wie fühlst du dich?«
»Fantastisch!«
Er zog sie näher zu sich heran, nahm ihre Hand und küsste sie auf die Wange. »Ich auch«, flüsterte er, überwältigt von seinen Gefühlen.
Sanfte Worte voller Verständnis, ohne Mitleid, ohne Trost.
Wie lange hatte sie sich danach gesehnt. Sie musste den Blick abwenden, so aufgewühlt war sie.
Oh, Tim! Es geht alles so unkompliziert und schnell! Wir kennen uns doch erst seit zwei Tagen!
Er spürte ihr aufgeregtes Zittern und ihre Anspannung und ließ sie sofort los. »Tut mir leid«, murmelte er verlegen.
»Ist schon gut.« Shainee lehnte ihren Kopf an seine Schulter, aber sie brachte es nicht übers Herz, ihm zu gestehen, was sie bei seinen Liebkosungen empfand. Was sollte sie ihm denn sagen? Ich find’s schön mit dir. Ich mag dich sehr, und ich bin dabei mich Herz über Verstand in dich zu verlieben. Aber ich bin noch nicht soweit ... nicht heute Nacht ...
Sie musste tief durchatmen. Und morgen?
Seine Hand lag plötzlich wieder auf ihrem Knie, und sie fühlte sich an heute Nachmittag erinnert, als sie sich am Strand zu Matraca Bergs Back when we were beautiful die Fotos von Mark und Lexie auf ihrem Handy angesehen hatten:
»Ich denke, du hättest da sein sollen, sagte sie, ja wirklich.
Sie gab mir ein vergilbtes Foto und sagte dann, schau:
Dies war meine größte Liebe, meine einzige Liebe,
und das bin ich, damals, als wir noch schön waren ...«
Sie hatte Tim das Foto von ihr und Mark in enger Umarmung wie zwei frisch Verliebte am Strand von Carmel gezeigt. Sie hatte ihm von den Höhen und den Tiefen ihrer Ehe erzählt. Und wie Mark sie vor Jahren betrogen hatte. Und wie verzweifelt sie war, wie wütend und verletzt. Aber schließlich hatte er seine Geliebte verlassen und war reumütig zu ihr zurückgekehrt.
Und jetzt hoffte er, dass sie zu ihm zurückkehrte.
Fast zwanzig Jahre waren sie zusammen! Das war ihr halbes Leben! Wie sie das geschafft hatten? Vielleicht, weil sie trotz allem nie das Vertrauen in den anderen verloren hatten, in seine Gefühle und in seine Liebe. Und auf das Glück, das sie einander noch immer schenken konnten.
Und dann die letzten Monate, in denen Mark sie so liebevoll umsorgt hatte ... das gemeinsame Tagebuch voller unausgesprochener Wünsche und uneingestandener Ängste ... Gedanken voller Hoffnung ... voller Herzlichkeit ... voller Nähe ...
»Ich fühle mich nicht wirklich anders, sagte sie, ich weiß, es ist merkwürdig.
Ich schätze, ich habe mich einfach an diese kleinen Beschwerden und Schmerzen gewöhnt.
Aber ich tanze noch so gern, du weißt, dass wir
die ganze Nacht getanzt haben,
damals, als wir noch schön waren ...«
Tim war sehr still gewesen, als er die Fotos von Mark und ihr auf dem iPhone betrachtete. Hatte er dabei an Jodi gedacht? An Kyle?
Endlich hielt der Minibus vor dem Haus. Er schnappte sich seine Batman-Tasche, wie vorhin beim Training den Rugby-Ball. Dann sprang er raus und spurtete übers Gras zur Auffahrt. Kyle Winslow läuft wie Forrest Gump, hatte der Fotoreporter vorhin gesagt. Ob er das Go, Kyle! -Foto von ihm mit Photoshop bearbeitete, wie er’s mit einem Grinsen versprochen hatte? Mit einem Schriftzug im Hintergrund, wie im Film: Stop, Kyle! Hey, wär das cool!
Die Haustür knallte hinter ihm zu. Er legte einen Sprint zur Küche hin, aus der es ziemlich lecker roch. Mummy machte wieder Lammkoteletts, yummy!
»... du irgendwann vor, einen ehrbaren Mann aus mir zu machen?«, fragte Laird, der gerade die Tomaten schnippelte.
Kyle knallte seinen Schulrucksack mit dem Batman-Logo auf den Boden wie vorhin den Rugby-Ball.
Stop, Kyle! Das war echt klasse! So cool wie die Yanks aus San Francisco, die neulich nach der Schule Audioaufnahmen gemacht haben, wegen dem lustigen Skippy-Film!
Mummy hatte die Hand in der hinteren Tasche von Lairds Jeans. Als er reinflitzte, zog sie sie schnell raus. Dabei sah sie so aus, als ob er sie bei was ertappt hätte. Hatte Laird dort Süßigkeiten versteckt, an die sie ran wollte? Schon möglich. Vielleicht kriegte er auch was ab? Aber sicher erst nach dem Abendessen. Er kannte das schon. Immer derselbe Spruch. Als ob es einen Unterschied machte, ob man die Süßigkeiten vorher oder nachher futterte. Egal. So waren die Oldies. Total kompliziert. Und völlig unberechenbar. Aber er wusste, woran das lag. Nämlich daran, dass
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