Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
sie meistens selbst nicht wussten, was sie eigentlich wollten. Und wenn sie es wussten, dann machten sie es nicht.
Kyle schob sein Kinderhandy auf den Tresen. Den doofen Mickey Mouse Sticker hatte er nicht auf das Handy geklebt. Die olle Maus war doch völlig out. Er hatte noch einen Sticker mit Batman drauf gehabt. Der passte toll zum schwarzen Design vom Handy. Daddy hatte es ihm im Internet bestellt. Damit er ihn jederzeit erreichen konnte, hatte er gesagt. Und damit er immer wusste, wo er sich rumtrieb. Er konnte ihn damit nämlich lokali... äh, wie hieß das? Na, egal. Daddy kümmerte sich echt um ihn. Seine Handynummer hatte er unter Mission Control eingespeichert. Total cool, na ja: für einen Oldie.
»Hey, Laird!«
»Hey, Kumpel.« Laird verwuschelte ihm die Haare. »Du siehst ziemlich abgekämpft aus. Wie war dein Rugby-Training?«
Kyle hopste vor Aufregung herum, und Laird lachte. »Mein Foto kommt morgen auf ourfootyteam.com. Das ist die Website von der Junior Rugby League von New South Wales.«
»Hey, das ist toll. Hast du wieder alle umgerannt?«
»Wie Forrest Gump!« Er berichtete Daddys bestem Freund, was Sache war.
»Stop, Kyle!« Laird lachte sich schlapp. »Das Foto werde ich mir bestimmt runterladen.« Während Mummy die Kartoffelecken würzte, damit sie in den Ofen kamen, fragte er: »Mit dem Essen dauert’s noch ein bisschen. Soll ich dir dein Badewasser einlassen, Kyle?«
Hey, wieso Laird? Und nicht Mummy? Na, egal. »Yeah.«
»Na, dann komm.«
Kyle schnappte sich sein Batman-Equipment, Tasche und Handy, und sie gingen nach oben.
Laird war ein echter Kumpel. Kyle mochte ihn, weil er immer gut drauf war. Und weil er Mummy letztes Jahr getröstet hatte, als das Baby gestorben war. Sienna, seine kleine Schwester, die er nie gesehen hatte und die jetzt ein Sternchen bei Google Sky war. Mummy hatte damals viel geweint, und Laird hatte sie ganz lieb in den Arm genommen. Ihn auch. Das war nicht gerade cool, aber ganz okay. Laird hatte ihm viele Fragen beantwortet. Warum Mummy weinte. Wie das Baby gestorben war. Ob es an seinem Geburtstag – das war heute, glaubte Kyle – wieder auf die Welt kam. Ob er was falsch gemacht hatte, weil er Mummy, als sie schwanger war, immer so viel geärgert hatte. Ob er deshalb auch sterben musste. Solche Sachen. Laird war mit ihm in den Garten gegangen, hatte sich mit ihm ans Wasser gehockt und hatte mit ihm geredet – von Mann zu Mann, hatte er gesagt, und er hatte dabei nicht gelacht. Nee, Laird war voll in Ordnung.
Seine Kinderpraxis war echt klasse. Die musste man gesehen haben. Einmal hatte er sogar zu Mummy gesagt, dass er ganz doll Bauchschmerzen hatte, nur damit er das neue Playmobil-Krankenhaus sehen konnte, das Laird in seiner Praxis hatte. Für die Kids. Aber wahrscheinlich spielte er manchmal selbst damit. Ganz viele Sachen waren nämlich elektrisch. Die Ambulanz konnte richtig fahren, mit Blaulicht und Sirene, und so. Der Rotor vom Rettungshubschrauber drehte sich. Und im OP-Saal brannte Licht an den Geräten. Aber das Beste war: Wenn man ganz vorn einen Knopf drückte, gab es eine Durchsage: Dr McKendrick ins Sprechzimmer! Ihr kleiner Patient erwartet Sie! Dr McKendrick, bitte! Echt lustig. Na klar, alle Kids drückten auf den Knopf und lachten sich schlapp. Laird war der beste Doc der Welt. Nach Daddy, natürlich.
Mummy fand Laird auch ganz toll. Sie hatte mal gesagt, er sähe aus wie die Kerle auf dem Cover von Men’s Health . Vielleicht war das irgendso eine langweilige Fachzeitschrift für Docs, die Laird aponiert hatte, oder wie das hieß. Keine Ahnung. Jedenfalls hatte Mummy mal zu Daddy gesagt, dass Laird schon reihenweise Mädels flachgelegt hatte. Genau, das hatte sie gesagt: Während seines Medizinstudiums hatte Laird vermutlich nicht nur achtzig Prozent der Studentinnen flachgelegt, sondern bestimmt auch die eine oder andere Doz... äh, wie hieß das Wort? Kyle hatte nicht verstanden, was Mummy damit gemeint hatte. Vielleicht hatte sie das gesagt, weil Laird früher mal Taekwondo gemacht hatte? Egal. Jedenfalls machte er jetzt kein Taekwondo mehr, sagte er, sondern trainierte abends im Fitnessclub. Aber Kyle wusste wirklich nicht, wie er damit jemanden flachlegen wollte. Obwohl, gab’s da nicht auch Turnmatten? Wie gesagt: Oldies waren furchtbar kompliziert. Nie sagten sie, was sie eigentlich meinten. Wie sollte man da durchblicken? Echt schrill. Kaum zu glauben, dass die mal echte Kids waren.
So, das Badewasser lief jetzt
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