Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
Schatten flitzte in Sekundenschnelle über sie hinweg, ein Board, darauf ein Surfer. Weit genug entfernt, damit die Finnen sie nicht verletzten. War das Ray?
Je weiter sie nach unten gerissen wurde, desto kleiner wurde er. Dann war er zwischen den Wogen verschwunden. Lexie rollte sich ein, Arme um die angezogenen Knie. Dabei zog sie den Kopf ein, um den Zusammenprall mit ihrem Surfboard zu verhindern. Es war mit der Leash an ihrem Knöchel befestigt. Immer tiefer wurde sie nach unten gezogen, und es wurde rasch dunkler um sie. Wasser drang ihr in Mund und Nase, und sie kämpfte gegen den Druck in ihren Lungen an. Nur nicht atmen! Oder husten! Ihre Augen brannten, als wäre ihr beim Duschen Shampoo hineingeraten.
Don’t panic! Mach die Augen auf, Lexie! Guck, wo du bist! Und sieh zu, dass du wieder an die Oberfläche kommst, bevor dir die Luft ausgeht!
Keine Chance.
Die Wasserwirbel rissen sie und ihr Board in die Tiefe. Die Welt um sie herum war plötzlich nicht mehr blau oder grün, sondern schwarz.
Wenn sie nur nicht gegen die Felsformation am Meeresgrund prallte und sich verletzte! Oder die Leash sich an dem Grat verhakte! Dann würde sie in der Dunkelheit dort unten die Orientierung verlieren. Und nicht mehr rechtzeitig hochkommen, sondern ertrinken. Und in einigen Stunden leblos an den Strand gespült werden.
Shit! Sie musste hier raus!
Verzweifelt schwamm Lexie nach oben und ließ sich vom aufsteigenden Board an der Leash zur Oberfläche ziehen. Prustend rang sie nach Luft und hustete, weil sie immer wieder Wasser schluckte.
Die nächste Welle, über ihr!
Von unten sah sie höher aus als die gewaltige Woge in Wolfgang Petersens Perfect Storm , die am Ende des Films das Boot in die Tiefe riss. Lexie hielt die Luft an und duckte sich unter ihr hinweg, doch ihr Board wurde von den Wassermassen mitgerissen und knallte ihr mit voller Wucht schmerzhaft ins Genick. Es fühlte sich an, als würde ihr der Kopf weggerissen.
Ray, wo bist du? Rette mich!
Benommen trieb Lexie im Wasser, das sich um sie herum langsam rot färbte. Der Schatten des Hubschraubers fiel auf sie. Filmte dieser durchgeknallte Psycho etwa immer noch?
Völlig absurd! Aber sie dachte daran, dass ihr Dad die Bilder ihres Wipeouts in den Abendnachrichten von CBS San Francisco sehen würde ... Dass er sich Sorgen machen würde ... Nach dem Tod des XXL Surfers aus Kauai vor einigen Wochen brauchte sie das echt nicht!
Oh Mann, wieder eine Welle, die über sie hinwegdonnerte und sie erneut in die dunkle Tiefe riss. Ihr war schwindelig, und ihr Kopf schmerzte immer stärker. Wie stark blutete sie? Wie schwer war sie verletzt?
Hilf mir, Ray! Ich schaff das nicht allein!
Der Nebel in ihrem Kopf versank in Finsternis. Ihre Bewegungen wurden immer langsamer, und ihre Kraft schwand viel zu schnell. Vergeblich versuchte sie, sich zu konzentrieren:
Ich spüre ... wie ich ... das Bewusstsein verliere ... wie ich ... in der schwarzen Tiefe versinke ...
»Also, ich bin jetzt Skippys kleiner Freund Sonny.« Brian sprang von der schwarzen Ledercouch im Stil der Sixties auf und kam mit den neu gezeichneten Storyboardkarten zu Mark herüber. Declans erwartungsvoller Blick huschte von Brian zu ihm, dann zurück zu Brian, der vor Marks Schreibtisch stehen geblieben war und sich großzügig aus der Schale mit den Gummibärchen bediente. Mit vollem Mund kauend sagte er: »Der Hubschrauber der Park Rangers ist im Outback abgestürzt, und Sonny ...«
Mark sah auf die Uhr. Halb drei. Haydens Flieger aus New York würde in wenigen Minuten landen. Bis zum San Francisco Airport brauchte er eine Viertelstunde.
Mit dem erhobenen Zeigefinger machte er eine kreisende Bewegung: Mach hinne, Brian. Ich muss los.
»Okay, kapiert: die Kurzversion für den Boss.« Brian warf die Storyboard-Zeichnungen lässig auf Marks Schreibtisch, wo sie sich auffächerten, fläzte sich auf den Stuhl davor, rutschte auf der Sitzfläche nach vorn und legte den Kopf schräg auf die Lehne. »Nach dem Crash hängt Sonny also in den Gurten ...«
»Er ist verletzt«, meldete sich Declan aus dem Off.
Brian verdrehte genervt die Augen, setzte sich umständlich auf und wandte sich zu ihm um. »Das weiß Mark doch schon.«
»Wie schwer?«, fragte Mark.
Brian zuckte mit den Schultern. »Er ist nur etwas benommen, damit er und Skippy gleich wieder durch den Busch springen können. Wir wollen die Kids ja nicht zum Heulen bringen. Die Einstufung der Altersfreigabe ist G, also
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