Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
richtig romantisch. Aus den Lautsprechern des Jetboats, das vor dem Strand ankerte, wehte Whitney Houstons I will always love you zu ihnen herüber, und Tim tanzte mit Shainee eng umschlungen über den Sand in die Brandung hinein.
Das war Romantik, die das Herz berührt.
Wie schön es war, sie so im Arm zu halten, wie gestern Abend. Mit den Fingerspitzen ihre geöffneten Lippen zu berühren und die Stirn gegen ihre zu lehnen. Ihren Duft zu atmen, ihre Haut zu streicheln, ihre Wärme zu spüren, ihr Herzklopfen, ihre Erregung, ihr Begehren und die Sinnlichkeit, die verborgen in ihr schwelte. Dieses Gefühl, das so leidenschaftlich und lustvoll in ihnen beiden brannte, dieses Verlangen, sich aufeinander einzulassen, sich zu berühren, sich zu verstehen – sie würden sich nie träumen lassen, dass es jemals enden könnte. Aber wenn er dieses Lied hörte, erinnerte er sich an jene Filmszene: Kevin Costner steht einsam auf dem Rollfeld und beobachtet traurig, wie Whitney Houstons Flugzeug zum Start rollt ...
Nein, nicht daran denken, nicht an die Trennung, nicht an den Abschied am Flugplatz, nicht an das, was danach kam!
Das Licht des Sonnenuntergangs war über den Himmel gebreitet wie rosen- und malvenfarbene Seide, und die heraufziehende Nacht hüllte sie in warme Schatten, als sie sich langsam umeinander drehten und sich küssten, eins in Gedanken, eins in Gefühlen, eins in ihren sehnsuchtsvollen Träumen.
Es gibt kein Ich mehr, und kein Du, nur noch ein Wir, dachte Tim. Wir sehen uns in die Augen, und wir erkennen eine Liebe, für die es keine Worte gibt.
Ganz leise öffnete Mark die Tür zu Lexies Schlafzimmer und spähte durch den Spalt in den dunklen Raum. Das Mondlicht fiel auf das Himmelbett mit den duftigen Vorhängen und die beiden Liebenden zwischen den zerwühlten Laken. Im diffusen Licht konnte er Lexie und Ray nur schemenhaft erkennen: nackte Körper in entspannter Haltung, verwobene Arme und Beine, ein Fuß, der unter der Decke hervorragte.
Aber etwas konnte er ganz deutlich sehen. Lexie lächelte. Sie war glücklich.
Der leise Stich in meinem Herzen – was ist das?, fragte er sich. Verunsicherung? Angst, dass ich meine Kleine an einen anderen verliere? Dass er plötzlich der wichtigste Mann in ihrem Leben ist, nicht mehr ich, ihr Dad? Dass sie mit ihm über alles redet, was ihr Herz bewegt, und mit mir nur noch über ihren Liebeskummer?
Eifersucht, weil sie ihre Liebe gefunden hat? Neid, weil ich dabei bin, meine Liebe zu verlieren?
Mark atmete tief durch, dann senkte er beschämt den Blick und schloss ganz leise die Tür.
Loslassen.
Aber wie? Siebzehn Jahre unter einem Dach, vom ersten Teddy bis zum ersten Auto, von den Reitausflügen im Yosemite Valley bis zu den Surfwettbewerben in der Half Moon Bay. Wie oft habe ich meine Kleine gesucht und gefunden? Wie oft mit ihr gestritten, wie oft sie getröstet, wie oft mit ihr wegen Shainee geweint? Was hat mich diese Zeit Nerven gekostet. Aber auch Freude geschenkt. Glück und Zufriedenheit. Und Stolz. Ja, ich bin stolz auf meine Tochter. Shainee und ich haben unserer Kleinen so viel zu verdanken. Im schwersten Jahr unserer Ehe hat sie uns Halt gegeben. Sie hat uns in den Arm genommen, sie hat mit uns geredet und sie hat uns zugehört. Sie hat Verantwortung übernommen, nicht nur für sich selbst, sondern auch für uns. Sie ist erwachsen geworden, für ihr Alter reif. Sie ist flügge.
Loslassen? Ja. Aber nicht Alleinlassen. Sondern immer für sie da sein. Sie liebhaben, wie schon ihr ganzes Leben.
Langsam ging Mark hinunter ins Schlafzimmer. Das Laptop stand online zwischen den Bettdecken. Nach dem Abendessen mit Hayden hatte er Shainee angeskypt, aber sie war wohl noch unterwegs gewesen. Mit Tim.
Da ist er wieder, der leise Stich in meinem Herzen. Bin ich eifersüchtig, weil sie eine Affäre mit ihm hat? Habe ich Angst, sie für immer zu verlieren?
Ja, das alles und noch viel mehr: Ich bin verunsichert, wie ich darauf reagieren soll.
Hey, er hat ihr eine Kette mit goldenen Tahiti-Perlen geschenkt! Und sie hat sie gestern Abend getragen!
Shainee und ich sind seit fast zwanzig Jahren verheiratet. Wir haben alle Höhen und Tiefen einer Ehe erlebt. Was haben wir nicht alles gemeinsam durchgestanden! Und plötzlich ist etwas anders. Und ich weiß auch, was – es ist nicht ihr Selbstwertgefühl, das in den letzten Monaten stark gelitten hat. Ich kann fühlen, dass da plötzlich jemand ist, ein Anderer, der sich in unsere
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