Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Richtung. Er ermunterte sie, Fragen zu stellen, und bemühte sich, diese wenigstens teilweise wahrheitsgemäß zu beantworten. Heikle Themen wusste er elegant zu umschiffen. Unangenehmen Dingen wich er aus. Aus seinem Munde hörte es sich an, als sei das Leben in Margan die Vorstufe zur himmlischen Seligkeit. Zahira wusste es besser, aber sie wollte die gute Stimmung nicht verderben und hielt Gaidaron zugute, dass er sie mit hässlichen Dingen verschonen wollte. So etwas nannte man nicht Lügen. Das war die Rücksichtnahme, die man einer edlen Frau schuldete.
Es war bereits dunkel, als sich Gaidaron von Zahira verabschiedete. Sie vereinbarten, sich von nun an häufiger zu sehen. Gaidaron hatte ihr zum Abschied den Hals geküsst und versprochen zu kommen, so oft es seine Zeit erlaube. Der Abend ließ eine leicht verwirrte, aber überglückliche Zahira und einen höchst zufriedenen Gaidaron zurück. Wie anstrengend Frauen doch sind, dachte er, als er den kurzen Heimweg zum Mondtempel antrat. Aber auch so leicht zu übertölpeln. Zarad, ich danke dir, dass du mich als Mann erschaffen und meine Gelüste auf Männer gerichtet hast.
39
Die Begegnung mit Tasman und seine mahnenden Worte hatten in Rastafan etwas ausgelöst. Leider nicht das, was sein Freund im Sinn gehabt hatte. Wieder zurück in seinen Gemächern, war sein erster Griff zum Marfander, denn sein schlechtes Gewissen musste zunächst einmal betäubt werden. Während er auf dem Diwan saß und die Kanne Schluck um Schluck leerte, fasste er den Entschluss, sein Leben zu ändern.
Ja, es muss etwas passieren, heute noch. Tasman hat recht. Ich bin ein Mann. Mehr als das! Ich bin ein Prinz. Ich gebiete über … Seine Gedanken zerstreuten sich. Um sie wieder einzufangen, genehmigte er sich einen weiteren Zug aus der Kanne. Wie war das? Ja, ich muss allen beweisen, dass ich noch kämpfen kann. Vielleicht kichern schon alle über mich … Auf diese ungeheure Vermutung musste er noch einen trinken. »Keiner kichert über mich! Keiner verhöhnt Rastafan!«, nuschelte er vor sich hin. Das wollte er mit einem neuen Schluck bekräftigen, aber die Kanne war leer. Er schleuderte sie mit einem Fluch von sich. »Wein!«, brüllte er. »Warum lasst ihr mich hier verdursten, ihr Schnarchsäcke!«
Nach wenigen Sekunden huschte ein verschüchterter Diener herein und stellte ihm eine neue Kanne hin. Die auf dem Boden nahm er mit.
»Wurde auch Zeit, du erbärmliche Schnecke. Das nächste Mal kommst du gleich, wenn ich dich …« Rastafan verschluckte weitere Worte, klinkte den Deckel auf und spülte seinen Ärger mit den Domestiken erst einmal hinunter. Er wischte sich ein paar Tropfen vom Mund und setzte die Kanne hart auf dem Boden auf. Man respektiert mich nicht mehr, man lacht über mich, man will mich kaltstellen. Bin ich denn hier der Hofnarr? Oder bin ich Dorons Sohn? Doron! Ja, ich muss mit diesem Mann reden … Er bückte sich zu der Kanne, dabei stieß er sie versehentlich mit dem Fuß um. Sein Gebrüll rief den armen Diener herbei. Vorsichtig blieb er an der Tür stehen, da bemerkte er das Unglück: Der Wein hatte den kostbaren Teppich verschmutzt, und der Prinz saß breitbeinig da wie ein Raubtier auf dem Sprung, das Gesicht dunkelrot vor Wut. »Komm her, du Schmeißfliege! Beseitige diesen Schmutz und bringe mir neuen Wein!«
Der Diener trippelte herbei. Als er sich nach der Kanne bückte, trat ihm Rastafan so brutal in den Hintern, dass der Mann durch den Raum flog und sich den Kopf an einem Pfosten stieß. »He, he«, lachte Rastafan, »jetzt hat die Schnecke endlich Flügel bekommen.«
Der Diener erhob sich schwankend und betastete seine Stirn.
»Raus mit dir! Und bring gleich zwei Kannen mit. Glaubst du etwa, ich sei ein Weib, das nichts verträgt, hä? Glaubst du das? Antworte!«
»Nein Herr, Ihr seid der Prinz«, stammelte der Diener, während er zur Tür hastete.
»Der Prinz?«, grunzte Rastafan und nickte. »So ist es.«
Kurz darauf kam der Diener mit zwei Kannen zurück. An seiner Stirn prangte eine große Beule. Furchtsam näherte er sich Rastafan. Der fuhr bei seinem Anblick hoch und riss dem Mann eine Kanne aus der Hand. »Gib schon her, du Trottel!« Er geriet ins Taumeln und fiel auf den Diwan zurück, den Diener schien er vergessen zu haben. Der stellte die andere Kanne ab und floh förmlich aus dem Zimmer.
Rastafan hob die Kanne und trank einem unsichtbaren Doron zu. »Auf dich, Vater!«, rief er mit schwerer Zunge und schüttete neuen Wein in
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