Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)
klug und leidenschaftlich. Ach ja, deine Kräuterküche, die kannst du nebenbei auch noch betreiben.«
»Das alles kommt sehr plötzlich für mich. Die Ehre wäre zu groß für mich, ein Archivar des Mondtempels! Wer bin ich …?«
»Still! Du sollst darüber nachdenken. Alles Weitere ist dann deine Sache.«
Als Gaidaron feststellte, dass Caelian sich nicht mehr in dem Raum befand, in dem er ihn zurückgelassen hatte, schäumte er vor Wut. Der Ungehorsam seines Geliebten erstickte ihn fast. Sein erster Weg führte ihn zu Auron. Ohne anzuklopfen, stürmte er zu ihm hinein. Der Archivar saß in seinem Ruhesessel und las.
»Wo ist er?«, schrie Gaidaron.
Auron sah Gaidaron über den Buchrücken hinweg an. »Wer?«
»Spiele nicht den Ahnungslosen! Ich meine Caelian.«
»Ach. Studiert er nicht im Keller alte Schriften?«
»Halte mich nicht zum Narren! Wäre ich dann hier?«
Auron legte das Buch auf seinen Knien ab und musterte den Eindringling ungehalten. »Ich weiß nicht, warum du hier bist. Ich weiß nicht, wo Caelian ist. Er pflegt sich nicht bei mir abzumelden. Ich habe ihm lediglich die Tür zum Archiv aufgeschlossen.«
Gaidaron warf noch einen wilden Blick in das chaotische Zimmer, aber näherzutreten, wagte er nicht. Mit einem Fluch wandte er sich zum Gehen.
»Bitte schließe die Tür leise hinter dir, Gaidaron. Und das nächste Mal klopfe bitte vorher an. Ich bin ein alter Mann und erschrecke leicht.«
Gaidaron tobte weiter. Er suchte Caelian auf dem gesamten Tempelgelände und scheuchte alle bei ihrer Arbeit auf. Schimpfworte und Flüche begleiteten seine Suche. Sein rüdes Benehmen kam endlich auch Suthranna zu Ohren. Er ließ Gaidaron zu sich kommen.
Gaidaron stürmte ins Zimmer und verneigte sich flüchtig. »Du willst mich sprechen?«
»Schöpfe erst einmal Atem. Und dann sag mir, weshalb du wie ein halb Wahnsinniger durch den Tempel rast und gegen deine Mitbrüder wütest.«
»Ich …« Gaidaron holte tatsächlich tief Luft. Er versuchte, sich zusammenzureißen. »Ich suche Caelian.«
»Aha. Und das ist so dringend?«
»Wir – waren verabredet.«
»Dann wird er wohl noch kommen. Ist das ein Grund, sich wie ein Besessener aufzuführen?«
»Ich habe mir Sorgen gemacht.«
»Caelian ist erwachsen. Wenn er nicht im Tempel ist, wird er in der Stadt unterwegs sein. Solange er seine Arbeit nicht vernachlässigt, ist er frei zu gehen, wohin er will. Oder wolltest du das bestreiten?«
»Nein, natürlich nicht«, knirschte Gaidaron und scharrte mit den Füßen.
»Geh jetzt und entschuldige dich bei deinen Brüdern für dein unpassendes Benehmen.«
»Ja«, presste Gaidaron zwischen den Zähnen hervor, verneigte sich abermals und verließ mit einer schroffen Drehung das Zimmer. Er überlegte, wo Caelian sich aufhalten mochte. In der Stadt? Nein. Nach dem, was vorgefallen war, hielt er sich versteckt. Gaidaron stieß ein gehässiges Lachen aus. Wohin willst du vor mir fliehen, Caelian? Ich finde dich, und dann bete zu Zadar, denn ich bin ziemlich wütend, ja wirklich ganz außerordentlich wütend!
25
Jaryn hatte Sagischvar einen ähnlichen Bericht erstattet wie Caelian, dabei war er ein wenig glaubwürdiger, zurückhaltender vorgegangen, aber Sagischvar durchschaute die Lügen genauso wie Suthranna. Er versagte sich jedoch ein weiteres Nachforschen und nahm alles mit einem gefassten Nicken hin. Jaryn fand seine Geschichte ziemlich dürftig und wunderte sich über Sagischvars Verhalten, aber dieser entließ ihn mit fadenscheinigen Worten, und Jaryn hatte andere Sorgen, als sich über Sagischvar den Kopf zu zerbrechen.
Als er seine Räumlichkeiten betreten wollte, glitt Saric wie ein Schatten aus dem Hintergrund und verbeugte sich. »Es ist schön, Euch wieder hier zu haben, Herr. Ich hoffe, Eure Exkursion war erfolgreich?«
»Danke Saric. Leider kann ich das nicht bestätigen. Die Sache war ein völliger Misserfolg.«
»Aber die Knaben …«
»Es ging nicht um die Knaben«, erwiderte Jaryn gereizt. »Sie waren nur eine Episode, die so nicht geplant war. Aber es ist erfreulich, dass der Handel mit ihnen nicht zum Abschluss gebracht werden konnte. Ich hatte jedoch nur einen geringen Anteil daran.«
»Das tut mir leid. Dann steht Ihr gewissermaßen wieder am Anfang?«
»So ist es.« Jaryn empfand die Anwesenheit Sarics als störend, er wollte allein sein, deshalb fuhr er ihn herrischer an als beabsichtigt: »Was willst du noch?«
»Verzeiht Herr, aber um diese Zeit pflege ich mich um Eure
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