Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
das wissen, wenn noch keiner von da zurückgekommen ist?«
»Du hast recht. Ich weiß es nicht. Aber das weiß ich: Sie kamen nicht zurück, weil Dämonen die Stätte bewachen.«
»Lächerlich!«, stieß Jaryn hervor.
»Hast du schon einen Sandsturm erlebt und gehört, wie sie heulen?«
»Nein«, musste Jaryn zugeben.
»Dann lass dir von einem alten Mann sagen: Es gibt sie. Ich kenne die Wüste besser als jeder andere, und dort begegnet man ihnen ständig. Einige sind nur launisch, andere bösartig. Doch die aus den Tiefen der Erde kommen, das sind die Schlimmsten. Seit Urzeiten haben sie in den Gemäuern von Zarador gehaust. Wenn sie an die Oberfläche kommen, werden sie jeden erwürgen, der sich der Stadt nähert.«
»Aber du warst noch nicht da?«, fragte Jaryn spöttisch. »Du hast ihren Würgegriff noch nicht gespürt?«
Tamokar hob beide Hände. »Kein Schatz der Welt würde mich dazu bewegen. Ich respektiere die alten Geister.«
»Und ich verstehe mich auf die Beschwörung von Dämonen«, bemerkte Caelian forsch.
Tamokar musterte ihn misstrauisch. »Das vermögen nur die Priester. Bist du einer?«
»Sehe ich vielleicht wie ein Priester aus?«
»Nein, eher wie ein junger Mann aus reichem Hause, den das Abenteuer juckt.«
»So ist es«, grinste Caelian. »Wir sind einfach nur neugierig. Auch auf Dämonen.«
»Dämonen oder Fledermäuse«, warf Jaryn ungehalten ein, »uns interessiert, wo sich diese Stadt befindet. Aber damit kannst du offensichtlich genauso wenig dienen wie alle anderen.«
»Das ist wahr. Aber ich kann euch sagen, wo ihr nicht zu suchen braucht. Ich kenne alle Karawanenwege, die durch die weiße Wüste führen. In ihrer Umgebung, das ist sicher, befindet sich die Stadt nicht. Also müsst ihr euch abseits der eingefahrenen Routen halten. Ich kann euch bis zur Oase Phedras mitnehmen. Dort weiß man vielleicht Genaueres über die Lage von Zarador.«
»Und du meinst, wer den Ort kennt, meidet ihn wegen der Dämonen?«
»Nicht alle hörten auf die Warnungen, sie vermuteten tatsächlich Schätze dort. Aber wer sie heben wollte, hat es bereut.«
»Wer wie ich mit Razoreth getanzt hat, fürchtet sich nicht mehr«, erwiderte Jaryn, und seine Augen schienen zu glühen, als wolle er sich gerade deshalb in das Abenteuer stürzen, weil es gefährlich war.
»Wir suchen nicht nach Schätzen«, fügte Caelian spöttisch hinzu, »wir suchen Weisheit. Alte Gemäuer müssten davon durchtränkt sein, meine ich.«
Tamokar lächelte herablassend. »Ich kann euch zwei Dromedare vermieten und ein Zelt, oder verfügt ihr selbst über diese Dinge?«
»Wir besitzen zwei Pferde.«
»Wenn ich euch einen Rat geben darf: Tauscht sie gegen einen Esel, der verträgt das Wüstenklima besser. Und dann kommt mit nach Phedras, dort entscheidet ihr euch, wie ihr weiter vorgehen wollt.«
Jaryn sah ein, dass sie sich einem erfahrenen Karawanenführer anvertrauen sollten. Dieser Tamokar war sicher ein Halunke, aber weniger schmierig als die anderen, denen sie bisher begegnet waren. Sie waren einverstanden, einigten sich mit ihm über den Preis, obwohl sie ahnten, dass er sie übervorteilte, und schlossen den Handel ab. Ihre Pferde stellten sie in einem Mietstall unter und erwarben einen Esel für die Traglasten.
Im Morgengrauen des nächsten Tages fanden sie sich in der Karawanserei ein. Dort herrschte bereits ein lebhaftes Treiben. Es roch nach den Ausdünstungen und dem Kot der Tiere. Am Rande entdeckten sie Tamokar, der neben zwei bereits gesattelten Dromedaren auf sie wartete. Er winkte ihnen zu. Caelian ging tapfer voran, Jaryn kam mit dem Esel nach, den er an einem Strick führte. Das Tier machte wie alle Esel einen braven und gutmütigen Eindruck. Jaryn hatte ihn gleich ins Herz geschlossen und nannte ihn Laila, denn er war eine Eselin.
Er sah zu, wie Caelian sich forsch in den hölzernen Sattel schwang und triumphierend die Arme ausbreitete. ›Sieh her, wie leicht es ist!‹, schien er Jaryn zuzurufen. Das hätte er nicht tun sollen, denn plötzlich richtete sich das Dromedar mit den Hinterbeinen auf, und Caelian wurde nach vorn geschleudert. Bevor er noch nach dem Sattelknauf greifen konnte, erhob sich das Tier vorn; Caelian verlor den Halt und purzelte in den Sand.
Da begann Jaryn, schallend zu lachen. Caelian rappelte sich fluchend auf und rieb sich die Hüfte. »Äußerst spaßig«, zischte er, und als er sich umsah, bemerkte er, dass die Männer sich alle nach ihm umdrehten und grinsten. Tamokar
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