Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
machte er sie an einem Pflock fest und schüttete ihr Futter hin. Dabei warf er Caelian missmutige Blicke zu. »Was machst du da?«
»Ich hole unser Essen heraus.«
»Hier esse ich nicht einen Bissen. Es ist laut, und es stinkt. Ich musste bis zu den Knöcheln im Mist waten.«
Caelian grinste. »Der erhabene Sonnenpriester erwartet also, dass die Viecher seinetwegen Gold scheißen?«
»Wir müssen schließlich nicht hierbleiben«, überhörte Jaryn die Stichelei. »Am anderen Ende der Oase liegt ein Dorf. Dort wird man wohl eine angemessene Unterkunft für uns haben.«
Caelian zuckte die Achseln. »Angemessen? Was sind wir denn? Herumziehende Heimatlose. Außerdem ist es dunkel, und wir kennen den Weg nicht. Warten wir doch bis morgen.«
Jaryn hockte sich neben Caelian auf den Boden und zog mit angewiderter Miene seine kotbeschmutzten Stiefel von den Füßen. Dabei sah er sich aus alter Gewohnheit um, aber es gab keinen Sklaven, der herbeisprang. Er stellte die Stiefel vor das Zelt. Einem jungen Burschen, der gerade vorbeikam, rief er zu: »Heda, du! Mach mir die Stiefel sauber, du bekommst einen Kupferring dafür.«
Der Junge näherte sich, warf einen Blick auf die Stiefel und streckte die Hand aus. »Mache ich, aber wozu?«
»Sie stinken.«
»Aha.« Der Junge schüttelte den Kopf, nahm den Kupferring und verschwand mit den Stiefeln.
»Noch etwas!«, rief Jaryn ihm nach. »Du kennst doch Tamokar?« Und als der Junge nickte: »Sage ihm, die beiden Männer aus Narmora möchten ihn sprechen.«
Stumm kam der Junge zurück und hielt wieder die Hand auf. Jaryn ließ stirnrunzelnd einen weiteren Kupferring hineinfallen.
Caelian reichte Jaryn Brot, Käse und ein Stück gesalzenes Fleisch. »Das Befehlen hast du noch nicht verlernt. Was willst du denn von Tamokar?«
»Vielleicht kann er uns einen Führer zum Dorf mitgeben.«
Caelian schwieg. Er musste Geduld haben mit Jaryn. Für ihn war es immer selbstverständlich gewesen, bedient zu werden und zu befehlen, ohne dass er darüber nachgedacht hatte. Inzwischen waren viele seiner Marotten verschwunden, aber er hatte noch nicht lange genug als gewöhnlicher Sterblicher gelebt, um alte Gewohnheiten gänzlich abzulegen.
Nach einer Weile kam der Junge ohne Tamokar, aber mit den sauberen Stiefeln zurück. Er stellte sie vor das Zelt. »Tamokar hatte Besuch, ich durfte nicht stören«, sagte er, machte aber keine Anstalten, den Kupferring zurückzugeben.
»Was heißt das?«, fuhr Jaryn auf. »Wenn Tamokar mit seinen Männern einen trinkt, weshalb solltest du ihm dabei keine Botschaft ausrichten dürfen?«
»Nicht seine Männer«, flüsterte der Junge und kam näher. »Andere Männer. Wichtige Männer.«
Jaryn sah Caelian an. Sie dachten das Gleiche. »Wichtig?«, wandte sich Jaryn an den Jungen. »Etwa die Schwarzen Reiter des Fürsten?«
»Nein, es sind Leute aus Faemaran. Mächtige Leute.«
»Mächtiger als die Schwarzen Reiter?«
Der Junge sah zu Boden. »Weiß ich nicht. In Phedras vielleicht.«
»Weißt du mehr über sie?« Ein Kupferring wollte zu ihm wandern, doch der Junge schüttelte den Kopf und trat den Rückzug an. Zwei Schritte weiter blieb er stehen und drehte sich um. »Gefährlicher als die Schwarzen Reiter«, flüsterte er, dann rannte er davon.
»Sollten wir besorgt sein?«, fragte Jaryn, während er auf dem zähen Fleisch herumkaute.
Caelian starrte nachdenklich ins Leere. »Ich überlege. Gefährlicher als die Reiter meines – äh – Lacunars, das können nur Männer aus der Sippe Mabraont sein. Sie sind nicht gerade verfeindet mit Lacunar, aber Freunde sind sie auch nicht. Zwischen beiden Sippen gab es immer wieder Rivalitäten.«
»Persönliche Fehden gehen uns nichts an«, entschied Jaryn. »Dann bleiben wir eben diese Nacht hier. Ich werde es überleben.« Er machte sich daran, ihre Decken für die Nacht auszubreiten. »Dieser Tamokar hat aber auch überall seine Finger drin«, fügte er hinzu. »Was mag er mit denen zu besprechen haben?«
»Er ist Kaufmann, der macht mit jedem seine Geschäfte.«
»Hoffentlich kann ich bei dem Lärm und dem Gestank schlafen«, brummte Jaryn und streckte sich auf dem harten Lager aus.
Caelian beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Stirn. »Da bin ich ganz sicher, so müde, wie wir beide sind. Angenehme Träume, mein Freund.«
Tatsächlich schlief Jaryn kurz darauf tief und fest. Caelian beobachtete ihn eine Weile und freute sich an seinen regelmäßigen Atemzügen. Immer noch empfand
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