Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
Zimmer waren sie zufrieden. »Hier kann man es ein paar Tage aushalten«, sagte Jaryn und probierte gleich das Bett aus.
Thorgan schleppte die Satteltaschen heran. »Noch Wünsche, die Herren?«
»Morgen früh saubere Stiefel.«
»Wendet euch an den Wirt. Das ist nicht mehr meine Sache.« Ohne sich zu verabschieden, verließ er das Zimmer.
Caelian warf sich auf das andere Bett und blinzelte Jaryn zu. »Den Grobian wären wir los. Ich schlage vor, wir sehen uns ein bisschen das Dorf an und hören uns um.«
Doch das Schlendern durch die Gassen, die bei zunehmender Hitze wie ausgestorben wirkten, brachte sie nicht weiter. Daher waren sie froh, als sie auf ihrem Spaziergang an dem anderen Gasthaus vorbeikamen, der ›Wüstenrose‹.
»Ein Schuppen ist das nicht gerade«, bemerkte Jaryn, der die gepflegte Fassade musterte.
»Aber das Bier soll hier nicht so gut sein«, erwiderte Caelian spöttisch, während er bereits durch den Perlenvorhang schritt, der die Eingangstür vom Gastraum trennte. »Na wenn schon, ich nehme jetzt auch mit Wasser vorlieb.«
Wie stets auf ihrer Reise sah er sich vorsichtig um, ob auch keine Schwarzen Reiter anwesend waren. Da er jedoch nicht alle von ihnen kannte, war dieses Vorgehen nicht sicher. Deshalb streiften sie niemals ihre Kopfbedeckungen ab.
Der Schankraum war um diese Zeit nur spärlich besetzt. Die meisten Männer waren wohl auf den Feldern, und den beiden war es recht. Als der Wirt ihnen das Bier brachte, fragte er sie nach dem Woher und Wohin. Dabei setzte er sich unaufgefordert zu ihnen. Es stellte sich heraus, dass er ein geselliger Mensch war, manche hätten ihn als aufdringlich bezeichnet. Aber Jaryn und Caelian waren einem Gespräch nicht abgeneigt. Wirte galten als die beste Nachrichtenquelle.
»Zarador?« Der Wirt lächelte mitleidig. »Ihr seid wegen ein paar Ruinen hier?«
»Es war einmal Achlads Hauptstadt«, erwiderte Jaryn. »Da dürften selbst die Ruinen noch eindrucksvoll sein. Und vielleicht findet sich in ihnen das eine oder andere interessante Objekt aus vergangener Zeit.«
»Hm, ja. Manche suchen so etwas, graben einen alten Krug aus und stellen ihn aufs Regal. Er ist zerkratzt und zerbrochen, aber sehr alt, und nur deshalb halten sie ihn für wertvoll.«
»Darüber kann man streiten, aber muss es nicht reizvoll sein, etwas über die Vergangenheit des eigenen Landes zu erfahren? Man fragt sich doch, weshalb die Stadt überhaupt verlassen wurde.«
»Was wird schon gewesen sein? Intrigen, Kampf und Untergang, so wie es zu allen Zeiten war und immer noch ist.«
Jaryn sah ein, dass es vergebliche Liebesmüh gewesen wäre, Menschen wie den Wirt über die Zusammenhänge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufzuklären. »Ihr wisst also auch nicht, wo sich Zarador einstmals befunden hat?«
»Nein, es ist schon zu lange her, dass die Stadt unterging. Vielleicht gibt es Schriftgelehrte, die es noch wissen. Die müsstet ihr dann in Faemaran suchen.«
Das war deine erste vernünftige Bemerkung
, dachte Jaryn, aber sie waren nun einmal hier. »Was kannst du uns über die roten Felsen von Ferothis sagen?«
»Das ist ein Gebirge weit im Westen. Es besteht aus rotem Sandstein, daher der Name. Manche nennen sie auch Blutfelsen, weil kaum jemand zurückkehrt, der sie überquert hat. Haushohe Dünen und fürchterliche Sandstürme fordern ihre Opfer.«
»Du hast die Dämonen vergessen«, warf Jaryn trocken ein.
Der Wirt nickte ernsthaft. »Manche sagen, der weiße Sand sei hungrig und verschlinge jeden. Manche sprechen von Dämonen. Die Wahrheit ist: Hinter Ferothis lauert der Tod.«
»Wir haben Hinweise, dass sich Zarador gerade dort befindet.«
»Warum? Weshalb sollten sie die Hauptstadt in einer so unwirtlichen Gegend errichtet haben?«
»Vor Jahrhunderten mag dort ein grünes Tal gewesen sein, beschirmt durch das Ferothisgebirge. Die Wasser von seinen Gletschern könnten damals einen Fluss gespeist haben.«
»Das ist wahr. Ihr seid ein kluger Kopf. Aber heutzutage ist das alles verschwunden. Und nach Schätzen braucht man dort auch nicht zu suchen. Die Bewohner haben bestimmt alles von Wert mitgenommen.«
»Ich frage mich«, fuhr Jaryn fort, »weshalb sie nichts gegen den Sand unternommen haben. So eine große Stadt wird nicht an einem Tag verschüttet.«
»Tatsächlich, Rätsel über Rätsel«, orakelte der Wirt, der lieber den üblichen Dorfklatsch von sich gegeben hätte.
Caelian verhalf ihm unwissentlich dazu, indem er dem Wirt zutrank. »Das
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