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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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sich. »Ich wünsche, dass du dich dem Urteil König Rastafans unterwirfst.«
    Gaidaron stierte ihn unter fettigen Haarsträhnen an. »Was? Ich tue doch gar nichts.«
    »Das ist es eben. Du tust nichts. Wie ein böser Geist hockst du hier in deinem Winkel, das dulde ich nicht in meinem Tempel. Du hast Pflichten und wirst dich ihnen widmen. Zum Wohle aller. So lautete König Rastafans Urteil.«
    Gaidaron spuckte aus. »
König
Rastafans Urteil! Ich pisse darauf. Auf ihn und auf dich, Suthranna!« In seinem blinden Zorn vergaß er jeden Respekt. »Du hast mich sehr enttäuscht. Statt zu deinem Priester zu halten, warst du auf der Seite eines Räuberhauptmanns. Was für Pflichten soll ich dir gegenüber noch haben?«
    Trotz Gaidarons ausfallenden Benehmens zuckte Suthranna nicht mit der Wimper. Er kannte ihn gut und verstand ihn zum Teil, aber er durfte sein Verhalten nicht durchgehen lassen. »Dem Tempel gegenüber hast du Pflichten, nicht mir gegenüber.«
    »Aber der Tempel hat mich nicht geschützt. Selbst Astvar war gegen mich.«
    »Wie konnten wir dich schützen, wo du doch schuldig warst?«
    »Ha!« Gaidaron warf seine Arme in die Luft. »Ich war im Recht. Ich konnte mir meinen Anspruch auf den Thron weder von einem Sonnenpriester noch einem Gesetzlosen rauben lassen.«
    »Dann gibst du alles zu, was gegen dich vorgebracht wurde?«
    »Ich habe gekämpft und verloren, so ist das.«
    »Mit arglistigen Mitteln.«
    »Jeder kämpft mit den Waffen, die ihm zur Verfügung stehen.«
    »Und bist du nicht der Meinung, dass du trotz allem glimpflich davongekommen bist?«
    Gaidaron stieß einen Fluch aus. »Rastafan kann sich seine Milde …«
    »Vorsicht! Ich dulde auch keine unflätigen Ausdrücke. Reiß dich zusammen, Gaidaron! Dein Leben ist nicht gescheitert, weil du nicht König wurdest.«
    »Aber niemand mehr wird Respekt vor mir haben.«
    »Nicht, wenn du dich verkriechst wie ein räudiger Hund und vor Rührung mit dir selbst zerfließt. Respekt muss man sich verdienen. Bisher hast du dich auf dem Adel deiner Geburt ausgeruht, nun gilt es zu zeigen, dass mehr in dir steckt.«
    Gaidaron lächelte verzerrt. Er wollte etwas sagen, aber er schwieg.
    »Du fühlst dich von uns im Stich gelassen? Du denkst, ich hätte meine Hand über dich halten müssen? Du glaubst, ich hätte dich niemals beschützt? Doch da befindest du dich in einem Irrtum.«
    Gaidaron zuckte die Achseln. »Ich habe deine schützende Hand nie gebraucht.«
    Suthranna schüttelte bekümmert den Kopf über so viel Verbohrtheit. »Du vergisst, dass ich dich von klein auf kenne. Deshalb war ich bereits zu Beginn der Gerichtsverhandlung so gut wie sicher, dass du der Schuldige warst. Andere beseitigen, sobald sie einem im Wege stehen – das konntest du bereits mit sieben Jahren.«
    Gaidaron stieß einen krächzenden Laut aus. »Du warst das also?«
    »Was meinst du?«
    »Du hast es Jaryn verraten, das mit den Giftbechern und meinem Vater.«
    »Ja, damit du ein wenig Demut lerntest. Jaryn hat dieses Wissen niemals gegen dich verwendet.«
    »Wie konnte er auch? Ich war noch ein Kind.«
    »Leider hast du diesen frühen Charakterzug niemals abgelegt, sondern gepflegt. Ich habe damals kein Wort über die Sache verloren.«
    Gaidaron zog seine Mundwinkel schief. »Woher wusstest du eigentlich davon?«
    »Eigentlich wusste ich es nicht. Naharvas, der damals die Arzneien unter sich hatte, erzählte mir von dem aufgeweckten Jungen, der alles über Kräuter und Medizin wissen wollte. Er ertappte dich mehrmals, wie du in den Regalen herumstöbertest. Ich dachte mir nichts dabei. Und eines Abends saßen wir alle zusammen, Doron, dein Vater, zwei andere Mondpriester und ich. Anstelle des Dieners kamst du mit den Bechern herein, und wir fanden es rührend, wie du uns alle bedientest. Doron sollte den Giftbecher bekommen, nicht wahr?« Suthranna legte eine Pause ein und beobachtete Gaidaron. »Es war ein tragisches Missgeschick. Statt Doron starb dein Vater.«
    Gaidarons Blick wurde starr. Er erwiderte nichts. Im Stillen verfluchte er Suthranna, der ihn ausgerechnet jetzt daran erinnerte, dass bereits sein erster Anschlag misslungen war. Aus irgendeinem Grunde hatte sein Vater aus dem falschen Becher getrunken.
    »Du glaubst, du habest deinen Vater umgebracht, nicht wahr?«
    Gaidarons Miene verzerrte sich, er ballte die Fäuste. »Weshalb erzählst du mir das?«
    »Weil du jetzt vielleicht ein wenig Kraft benötigst. Du hast deinen Vater nicht umgebracht.«
    »Was?«

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