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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Gaidaron fuhr hoch, schwankend vor Überraschung und Entsetzen. »Was sagt Ihr da?« In seiner Aufregung fand er wieder zur gebotenen Anrede zurück.
    »Damals ist es niemandem aufgefallen, aber ich bemerkte zufällig, dass Doron die Becher vertauschte. Er muss Verdacht geschöpft haben. Natürlich wusste ich nicht, warum er es tat, er ließ es so aussehen, als sei es unbeabsichtigt.«
    Gaidaron war kalkweiß, er zitterte. »Doron? …«, stöhnte er. »Doron hat es getan?«
    »Ja. Als dein Vater zusammenbrach, ahnte ich erst die Zusammenhänge. Aber hätte ich dich verraten sollen?«
    Gaidaron taumelte mit ausgestreckten Armen auf Suthranna zu, die Hände zu Krallen gebogen, als wollte er ihn erwürgen. »Warum hast du mir das nie gesagt?«, schrie er ihn an.
    Suthranna stieß ihn grob zur Seite. »Du hattest kaltblütig einen Mord geplant, dafür wollte ich dich bestrafen. Heute erkenne ich, dass es vielleicht ein Fehler war.«
    »Vielleicht?«, gurgelte Gaidaron und fiel völlig erschöpft auf das Bett zurück. »Du hast mich ein Leben lang glauben lassen, ich hätte meinen eigenen Vater getötet.«
    »Ja. Ich war der Meinung, so würdest du lernen, dass jedes Leben kostbar ist. Aber das schreckliche Verbrechen hat dich nicht geläutert. Davon abgesehen durfte ich die Stabilität im Lande nicht gefährden. Doron war König und musste es bleiben. Ich konnte nicht zulassen, dass du ihn mit deinem Wissen später unter Druck setztest.
    Doch heute ist der Tag, der alles neu macht. Ich ziehe die dunklen Vorhänge von deiner Seele und lasse das Licht herein. Weder hast du deinen Vater getötet noch Jaryn, weder Doron entmannt noch Rastafan vernichtet. Begreifst du die Güte des Geschicks? Du bist trotz deiner finsteren Pläne nie schuldig geworden. Natürlich war das nicht dein Verdienst, du bist bloß an ihnen gescheitert, aber dieses Scheitern gewährt dir einen neuen Anfang. Ohne Blut an den Händen zu haben, kannst du dein Leben neu ordnen. Ich will nicht von Reue sprechen, nur die Klugheit erwähnen. Sie mag dir deinen künftigen Weg weisen.«

12
    Mitten in der Nacht brachen sie auf. Jaryn belud den Esel, während Caelian lauschte, aber nichts rührte sich. Nirgendwo flammte ein Licht auf. Ihr Aufbruch wurde entweder nicht bemerkt oder nicht beachtet. Sie trabten durch die dunklen, stillen Gassen. Niemand begegnete ihnen, niemand schien ihnen zu folgen.
    »Es ist fast zu einfach«, meinte Jaryn, als sie die letzten Häuser erreichten.
    »Oder es hat nie eine Gefahr für uns bestanden.«
    »Hoffentlich hast du recht. Was hätten wir getan, wenn sie uns festgehalten hätten?«
    »Gar nichts. Wahrscheinlich hätten sie Lösegeld von meinem Vater erpresst. Um dich geht es bestimmt nicht.«
    Sie wandten sich nach Westen. Dort, wo die weißen Sanddünen begannen, leuchtete die Wüste gespenstisch unter einem fahlen Mond. Sie suchten nach dem Pfad, der durch die flachen Sandhügel führen musste. Er war schwer zu finden und teilweise verweht. Als sie festen Sand unter ihren Sohlen spürten, wussten sie, dass sie ihn gefunden hatten. Sie marschierten etliche Stunden ohne Unterbrechung, um Phedras so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Immer wieder blieben sie stehen und lauschten. Hier draußen trugen die Geräusche weit, aber sie konnten keine Verfolger ausmachen. Bald glaubten sie nicht mehr, dass man es auf sie abgesehen hatte.
    Bei Sonnenaufgang machten sie Rast und schlugen ihr kleines Zelt auf. Um sie herum war tiefe Einsamkeit. Es kam ihnen vor, als seien sie die einzigen Menschen in einer versunkenen Welt. Das Gefühl war rauschhaft und bedrückend zugleich. Doch obwohl sie nun ganz allein waren, waren sie für gemeinsame Spiele viel zu erschöpft. Und es blieb ihnen nicht viel Zeit. Bis zur größten Hitze mussten sie noch eine gehörige Wegstrecke zurücklegen.
    »Zwei Tage hat Thorgan gesagt. Morgen Abend sehen wir vielleicht schon das Ferothisgebirge«, sagte Jaryn, der keineswegs so ermattet war, wie Caelian befürchtet hatte. Im Gegenteil. Die Strapazen schienen ihm gut zu tun, und er wurde kräftiger mit jedem Tag.
    »Was glaubst du? Werden wir Zarador finden?«
    »Ich bin zuversichtlich. Zu Anfang war es nur eine verrückte Idee, weil wir kein Ziel hatten. Aber mehr und mehr vertraue ich meiner Stimme, die mir sagt, dass es unsere Bestimmung ist, es zu finden.«
    »Und dann?«
    »Das hängt davon ab, was wir vorfinden. Die Prophezeiung, von der Anamarna sprach – vielleicht hat sie etwas mit Zarador

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