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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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schwer gedemütigt. Die Aristokratie Margans steht auf unserer Seite. Sie mag keinen Herrscher, der sich wie ein Gesetzloser aufführt. Wir müssen ihn bei seinen Schwächen packen.«
    »Packen ja, aber mit welchem Ziel?«, fragte Sariera, der Schatzmeister.
    Keiner sagte ein Wort, aber alle wussten, dass es nur ein Ziel geben konnte: den Sturz des Königs und somit seinen Tod. Aber keiner wollte diese Wahrheit als Erster aussprechen. Und wer sollte ihm nachfolgen? Alle hatten nur einen Namen im Kopf. Zwar war Gaidaron durch das Gesetz von der Thronfolge ausgeschlossen, und die beiden Priester der Himmelstempel würden darüber wachen, aber wen sollten sie am Ende schon ermächtigen? Es konnte nur jemand sein, der Fenraondblut in den Adern hatte.
    Achhardin sprach den Namen aus, aber nicht so, wie sie gedacht hatten: »Wir werden Gaidaron um Rat fragen.« Er sah Lenthor an. »Du als oberster Kämmerer und ich, wir sollten ihn aufsuchen. Nach dem Gespräch werden wir klüger sein.«

17
    Auf Gaidarons Tisch stapelten sich Verträge, Listen, Urkunden und Briefe. Mit Bedacht gaben die anderen Priester den Schriftverkehr an ihn ab, denn er beherrschte sowohl die richtige Schreibweise, besaß einen flüssigen Stil, hatte eine schöne Handschrift und war in den rechtlichen Grundlagen bewandert. Durch seine Tätigkeit war er über die meisten Vorgänge in Margan und auch im übrigen Land gut unterrichtet. Aber er hasste die Arbeit von Tag zu Tag mehr.
    Ich bin nicht mehr als eine fleißige Ameise, ein bisschen klüger als sie, aber das bringt mir keinen Vorteil.
So dachte er.
Was hätte ich für einen König abgegeben! Überall im Land hätte ich Städte erbauen lassen wie Margan. Die Grenzen des Reiches hätte ich erweitert. Xaytan und Samandrien wären mir tributpflichtig geworden. Ich hätte Jawendor groß und glänzend gemacht. Doch durch die Blindheit Suthrannas darf ich nun zeit meines Lebens wie in einem Käfig hocken, den goldenen Apfel stets vor Augen, der mir aus der Hand geglitten ist.
    Es verging kein Tag, an dem er nicht mit seinem Schicksal haderte. Und danach haderte er mit sich selbst, dass er die Sache nicht vergessen konnte, denn alles Grübeln schwächte ihn nur. Manchmal huschte ihm auch der Gedanke durch den Kopf, dass er dem Pfahl nur knapp entronnen war. Doch seine Dankbarkeit hielt sich in Grenzen, denn das hatte er der beschämenden Gnade Rastafans zu verdanken.
    Dieser Name! Er wollte sich den Mann vorstellen, wie er sich in Todesqualen auf dem Pfahl krümmte, doch immer, wenn er sich dieses Bild vor Augen führte, zerfloss es wie Öl, und er sah etwas anderes, das ihn bestürzte und ihn zwang, es wie eine giftige Spinne von sich abzuschütteln. Dann pflegte er in den Tempelgarten zu gehen und zu laufen. Die Bewegung tat ihm gut und erfrischte seinen Geist.
    Soeben war er von einem dieser Läufe zurückgekehrt.
    »Ihr habt Besuch«, raunte ihm ein Tempeldiener zu. »Er wartet im Vorzimmer.«
    Gaidaron strich sich das Haar aus der erhitzten Stirn und trat ein. Als er Achhardin und Lenthor erblickte, vermutete er Ärger, und er musste sich zwingen, eine gelassene Miene aufzusetzen. Er lud sie in seine privaten Gemächer ein. Nachdem sie Platz genommen hatten, warf er ihnen einen scharfen Blick zu. »Was gibt es?«
    »Ich hoffe, wir stören nicht«, sagte Achhardin höflich.
    »Und wenn, wäre es euch egal«, gab Gaidaron gelangweilt zurück. »Kommt ihr, um euch über euren neuen König zu beschweren?«
    »Du vermagst, in unseren Gedanken zu lesen«, erwiderte Lenthor geschmeidig.
    »Was keine Kunst ist bei euren verkniffenen Gesichtern. Wie ich Rastafan kenne, behandelt er euch nicht gerade wie rohe Eier, oder?«
    »Er hat jedes vernünftige Maß überschritten«, sagte Achhardin. »Wir hatten eine kleine Versammlung.«
    »Ging es um die zehn Männer, die er hinausgeworfen hat? Ich habe die Entlassungsurkunden verfasst.«
    »Dann weißt du ja Bescheid.«
    »Das tue ich meistens. Und? Seid ihr zu einem Entschluss gekommen?«
    »Wir wollten zuerst deinen Rat einholen.«
    Gaidaron hüstelte spöttisch. »Meinen Rat? Ihr kommt zu einem Verlierer und wollt meinen Rat?«
    »Du hast das Spiel vorübergehend verloren, aber es kann weitergehen.«
    »Nur, wenn wir alle Trümpfe in den Händen halten. Tun wir das? Nein, das tun wir nicht. Legt mir Rastafans Leichnam vor die Füße, und ich kann trotzdem nicht König werden, ihr wisst es.«
    »Wäre er tot, würde sich manches von allein regeln, glaubst du

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