Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
nicht?«, fragte Lenthor listig.
»Ja«, stimmte Achhardin zu. »Man wäre auch in den oberen Stockwerken der beiden Tempel beweglicher, wenn man vor unabänderliche Fakten gestellt würde.«
»Bei Zarad! Ihr sprecht tatsächlich von Mord? Und auf wen würde dann der Verdacht fallen, wenn nicht auf mich? Weshalb glaubt ihr, hatte ich die Sache mit dem Brief eingefädelt? Habt ihr gedacht, ich wäre nicht Manns genug gewesen, ihm einen Dolch zwischen die Rippen zu jagen?«
»Aber die Sache mit dem Brief ist schiefgegangen.«
»Ja. Ich habe verloren. Damit muss ich leben und ihr auch. Jeder Angriff auf Rastafan würde auf mich zurückfallen. Ich kann euch keinen Rat geben.«
Für einen Augenblick herrschte bedrücktes Schweigen. Dann sagte Lenthor: »Ein Mord zum jetzigen Zeitpunkt wäre nicht klug, das mag sein. Vielleicht genügt es, den König zu disziplinieren, sodass er erkennt, wie er ein Reich wie Jawendor zu führen hat.«
Gaidarons Augen verengten sich. »Kannst du das genauer erklären?«
»Wir alle gemeinsam sind mächtig genug, dem König Steine in den Weg zu legen, über die er gewaltig stolpern kann. Wenn wir es richtig anfangen, wird er keinen von uns dingfest machen können. Er wird lernen, nach unseren Regeln zu spielen, und du hättest auch eine kleine Genugtuung für deine Niederlage vor Gericht. Je nachdem, wie sich die Dinge später entwickeln, kann man dann auch über andere Maßnahmen reden.«
Gaidaron lächelte sparsam. »Und was für Steine sollen das sein?«
»Darüber haben wir noch nicht nachgedacht«, sagte Achhardin. »Wir wollten uns zuerst deiner Zustimmung und eventuell auch deiner Mitwirkung versichern.«
Gaidaron schwieg eine Weile. »Darüber muss ich nachdenken. Es ist gefährlich, sich gegen den König zu stellen, besonders, wenn er Rastafan heißt.«
»Du meinst, er ist grausamer als Doron?«
»Nein, aber er ist wesentlich klüger. Also unterschätzt ihn nicht – den Mann, der aus den Rabenhügeln kam.«
18
Die Kammer war kühl, die Betten weich, und sie waren allein. Daran dachte Caelian, als er sich, nur mit einem dünnen Hemd bekleidet, neben Jaryn ausstreckte. Er lag auf dem Rücken, die Hände im Nacken verschränkt und schaute an die Decke. Wenn sich diese Nacht nichts tat, dann tat sich niemals etwas. Aber er wollte nicht den Anfang machen. Wer weiß, vielleicht war Jaryn zu körperlicher Liebe nach Rastafan nicht mehr in der Lage?
Wenn er an Rastafan dachte, überkamen ihn merkwürdige Schuldgefühle. Immer wieder sagte er sich, er habe sich nichts vorzuwerfen wegen ihres sehr intimen Erlebnisses im Lager der Berglöwen. Aber abschütteln konnte er den Gedanken auch nicht. Er hätte es Jaryn gern erzählt, denn er wollte ihm gegenüber keine Geheimnisse haben, aber ihm gegenüber durfte er den Namen Rastafan nicht mehr erwähnen, also schwieg er.
Da tastete plötzlich eine Hand nach ihm und strich über seinen Arm. Sofort griff Caelian nach ihr. Sie wandten einander zu und sahen sich an. Sprache war nicht nötig. Alles, was sie begehrten, lag in ihren Blicken. Wie von selbst fanden sich ihre Körper zu einer innigen Umarmung, es folgte ein verhaltener Kuss. Zart, fast tastend berührten sich ihre Lippen, wollten zuerst nur fühlen. Dann öffneten sie sich bereitwillig ihren Zungen, die alles schmecken, alles berühren wollten. Ihre Zungenspitzen züngelten umeinander.
Es konnte nicht ausbleiben, dass sie hitziger wurden, sich ihre Lenden stürmisch gegeneinander pressten. »Ich will dich«, flüsterte Jaryn. »Oder willst du …?«
Caelian lachte leise. »Alles, was du willst. Ich stehe zu deiner Verfügung, edler Prinz.« Er wandte ihm den Rücken zu und genoss es, dass Jaryns warmer Körper sich an ihn schmiegte. Spielerisch drückte dieser ihm den harten Schwanz gegen die Spalte und rieb sich an ihm. Er strebte keine hastige Befriedigung an, sondern wollte ihr erstes Beisammensein auskosten.
Caelian streckte sich behaglich und war für jede Liebkosung dankbar. Er mochte rücksichtslose Männer und lieferte sich sonst gern harten, ja brutalen Griffen aus. Er wusste nicht, weshalb das so war. Er nahm an, dass es etwas mit seiner Kindheit zu tun hatte. Sein Vater hatte ihn wegen seiner Neigung zuerst beschimpft und dann verachtet. War es Auflehnung, war es Trotz, das ihn zu Schmerz und Erniedrigung trieb? Wollte er das, was sein Vater ablehnte, deshalb in seiner extremsten Form ausleben?
Er war nicht sicher, aber seit heute wusste er, dass er auch
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