Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
etwas gesagt.«
»Sie war damals noch ein Kind, als ich nach Margan in den Mondtempel ging. Sie ist bei meiner Tante in Faemaran aufgewachsen, weil mein Vater sich um ein Mädchen nicht kümmern wollte.«
»Und der Sohn war auch völlig missraten«, grinste Jaryn.
Caelian nickte. »Das kann man so sagen. Jedenfalls hatte ich damals ein schlechtes Gewissen, als ich einfach fortgegangen bin. Da wir nun einmal in Achlad sind, möchte ich Maeva gern wiedersehen.«
»Aber ist es nicht gerade in Faemaran gefährlich für uns?«
»Auf keinen Fall. Niemand würde dort wagen, einen aus dem Lacunargeschlecht auch nur schief anzusehen.«
»Aber die Mabraonts …«
»Ja, die wohnen auch dort, aber sie waren schon immer bemüht, sich nicht offen mit meinem Vater anzulegen. Sie würden uns in Ruhe lassen, glaub mir.«
»Kennst du diesen Radomas, von dem der Wirt gesprochen hat?«
»Nein. Ich habe den Namen noch nie gehört, aber ich hatte schon damals so gut wie keine Berührung mit dieser Sippe.«
»Heute soll er ihr Oberhaupt sein. Glaubst du, er weiß etwas von Zarador? Ich will sagen: Handelt Thorgan auf eigene Faust oder auf Radomas’ Anordnung?«
»Das weiß ich nicht. Thorgan jedenfalls hat bei uns nicht gewusst, wen er vor sich hat. In Faemaran sind wir sicher. Und außerdem erfahren wir gleichzeitig etwas über Mabraonts Umtriebe.«
»Was, wenn Thorgan zurückkommt und sich an uns erinnert? Er wusste immerhin, dass wir Zarador suchten.«
»Mach dir da keine Sorgen. Den übernehme ich. Hier ist mein Land, und mein Vater ist sein Fürst. Du wirst sehen, wenn Thorgan die Wahrheit erfährt, wird er so klein wie ein Mäuschen.«
Jaryn ließ sich überzeugen. Er hatte nichts dagegen, einige Zeit in einer gepflegten Umgebung mit gebildeten Menschen zu verbringen. Jedenfalls hoffte er, dass es sich in einem guten Hause in Faemaran so verhielt.
Als sie am nächsten Morgen erwachten, war Laila fort. Sie riefen nach ihr, aber sie blieb verschwunden. Da sie den Esel zur Nacht stets abluden, war er wenigstens nicht mit ihren Taschen und den Pergamenten verschwunden. Dennoch wollte Jaryn nicht weitergehen und bestand darauf, sie zu suchen. Caelian konnte ihn nur mit Mühe davon abhalten.
»Sie wird von ganz allein wieder auftauchen, du wirst sehen. Das ist ein kluges Tier. Laila weiß, was sie will.«
»Da hast du einmal ein wahres Wort gesprochen«, brummte Jaryn.
Das letzte Stück, wo der Abstieg im Fels begann, war noch einmal mühselig, doch als sie ihn geschafft hatten, wurden sie belohnt mit dem Anblick Lailas. Sie stand im Schatten eines Felsens und sah ihnen entgegen mit einer Miene, die zu besagen schien: ›Wieso kommt ihr eigentlich jetzt erst?‹
Jaryn ließ sein Gepäck fallen und lief auf sie zu. »Woher kommst du denn?«
Caelian grinste. »Sie hat offensichtlich einen kürzeren Weg gefunden.«
»Hauptsache, sie ist wieder da«, lachte Jaryn.
»Und wir müssen nicht mehr selber schleppen«, ergänzte Caelian.
Den Rest des Weges legten sie guten Mutes zurück, denn sie wussten, dass bei Kalisha wieder ein bequemes Bett auf sie wartete.
Kalisha war überrascht, die beiden wiederzusehen. Sie hatte befürchtet, dass die Wüstengespenster sie geholt hätten. »Alathaia muss euch beide beschützt haben. So hatte ich doch recht. Ihr seid auserwählt, etwas Großes zu tun.«
Bescheiden schlugen Jaryn und Caelian die Blicke nieder. Zwar hatten sie mit ein wenig Glück und Lailas unverwechselbarem Gebrüll die Pyramide von Zarador gefunden, aber bedeutend fühlten sie sich deswegen nicht, eher hilflos. Die Schriften konnten sie nicht lesen und die versklavte Dorfbevölkerung nicht befreien. Immerhin konnten sie Kalisha über das Schicksal der Dorfbewohner aufklären. Es waren keine Dämonen im Spiel, nur skrupellose Menschen.
Es war nicht klar, ob Kalisha diese Nachricht beruhigte. Sie war sehr besorgt, dass Zarador von diesen abscheulichen Leuten gefunden worden war. Doch von ihrem Dämonenglauben wollte sie nicht ablassen. »Menschen werden von Dämonen benutzt. Von solchen der Luft und solchen der Erde. Die Dämonen Zaradors lauern in den Grüften und warten darauf, freigelassen zu werden. Die Arbeit hat begonnen. Mit jedem Tag nähern wir uns dem Unheil einen Schritt weiter. Was ist zu tun? Ich muss die Stimmen fragen.«
Jaryn und Caelian hatten Kalisha weder von der Entdeckung der Pyramide noch von den Schriften etwas erzählt. Sie hielten es für besser, ihr das zu verschweigen, weil sie keine
Weitere Kostenlose Bücher