Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
Mann. Und hatte er nicht damit rechnen müssen? Nur der Tag und die Stunde waren ihm unbekannt gewesen.
Obwohl ihm der Schrecken in die Glieder gefahren war, wandte ihm Gaidaron betont langsam sein Gesicht zu. »Was für eine Überraschung! Wie komme ich zu der Ehre königlichen Besuches?«
Rastafan knallte die Tür hinter sich zu, ging mit zwei Schritten auf Gaidaron zu, packte ihn am Kragen und riss ihn von seinem Stuhl hoch. »Du spielst keine Spielchen mit mir, Mondpriester!« Er gab ihm einen derben Stoß, dass Gaidaron gegen die Wand taumelte. Gaidaron schüttelte sich, dann schoss seine Faust vor und traf Rastafan, der damit nicht gerechnet hatte, voll vor die Brust.
»Du wagst es, dich zu wehren?«, schrie Rastafan und schlug Gaidaron die flache Hand ins Gesicht. Diesmal war er auf Gaidarons Gegenschlag vorbereitet. Er wich ihm aus und schlug Gaidaron die Faust ins Gesicht, dass diesem das Blut aus der Nase spritzte. »Auf die Knie, du Hurenbock! Du wirst deinen König für dein Benehmen um Vergebung bitten!«
»Du? Ein König?«, höhnte Gaidaron und rammte Rastafan unversehens den Kopf in den Magen. Rastafan taumelte kurz, dann rammte er Gaidaron die Fäuste in den Leib, dass dieser stöhnend zusammenbrach. Er stützte sich auf die Knie und sah zu Rastafan auf: »Hier gibt es keinen König. Hier kämpfen zwei Männer miteinander, hast du das nicht begriffen?«
»Einverstanden, nur dass du mir nicht gewachsen bist, Gaidaron.« Rastafan versetzte ihm einen harten Tritt gegen die Schulter. Gaidaron verlor den Halt und fiel auf die Seite. »Du bist ein Schreiberling, ein Stubenhocker. So etwas wie dich erledige ich nebenbei beim Pinkeln.«
Gaidaron hatte sich wieder aufgerappelt. »Du Großmaul! Ich werde dich …«
Zwei weitere Faustschläge ins Gesicht schickten ihn abermals zu Boden. Er blutete jetzt auch aus dem Mund. »Schlag mich doch tot, du Hund!«, stöhnte er. »Dann muss ich deinen Anblick nicht mehr ertragen!«
Rastafan lachte höhnisch. Gemächlich nahm er auf Gaidarons Stuhl Platz und sah zu, wie dieser sich mühsam wieder aufrichtete. »Meinen Anblick? Du schmachtest doch geradezu nach mir. Du möchtest mich nackt sehen. Und dann möchtest du, dass ich mich auf dich werfe und dich zerreiße. Aber du hast nicht den Mut, das von mir zu fordern. Deshalb schickst du mir einen harmlosen Jungen und schwelgst in schamlosen Fantasien, was sich wohl zwischen ihm und mir abspielt. Wahrscheinlich muss er dir alles haarklein schildern? Kommt es dir dabei? Ja?«
Gaidaron stierte Rastafan aus blutunterlaufenen Augen an. »Hat dir mein kleines Geschenk nicht gefallen?«, krächzte er.
»Warum hast du dich nicht selbst angeboten? Statt im Mondtempel zu versauern, solltest du dich an die Straßenecken stellen und deinen Schwanz meistbietend versteigern. Du würdest gut verdienen. Die Marganer mögen Schmutziges.«
Gaidaron schleppte sich zu einem anderen Stuhl und ließ sich fallen. »Ich wette, deiner bringt mehr ein. Ein König, der seine jungen, hübschen Türwächter vergewaltigt. Das schätzen die Marganer ganz besonders.«
Rastafan lächelte böse. Gaidaron sah, wie Rastafan sich zwischen die Beine fuhr, als griffe er nach einer Waffe. »Du wolltest es so«, sagte er kalt. »Ich habe es dir im Gerichtssaal versprochen, und ich halte mein Wort.«
Gaidaron erinnerte sich gut an dieses Ereignis und auch daran, was Rastafan ihm gesagt hatte: ›Ich habe dich gefickt, und ich werde dich wieder ficken.‹ Ihm brach der Angstschweiß aus, aber nicht vor Rastafans gewalttätigen Fantasien. Das Furchtbare war, dass es ihn nach Demütigung und Schmerzen verlangte. War nicht alles, was er bisher gedacht und getan hatte, auf dieses eine Ziel ausgerichtet gewesen, sich einem Stärkeren vollständig zu unterwerfen wie eine willenlose Puppe? Diese Sehnsüchte hatte er am Tag bekämpft und in seinen Träumen genossen. Er hasste Rastafan, weil dieser in ihm solche Gefühle geweckt hatte, und doch konnte nur ein Stärkerer als er selbst tun, was er heimlich ersehnte. Er dachte an Caelian. Wie oft hatte er ihn gedemütigt. Und doch hatte er es nur getan, um seine eigenen lasterhaften Wünsche zu unterdrücken. Was er Caelian angetan hatte, wollte er selbst erleiden. Sein Verstand sträubte sich dagegen. Doch jetzt, wo er Rastafan geschlagen gegenübersaß, wusste er, dass es ein aussichtsloser Kampf gewesen war.
Er wünschte sich, zu ihm zu kriechen und ihm demütig den Schwanz zu lecken. Aber er blieb sitzen,
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