Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
Vom Netzwerk:
Felsennest hinter den Drachentoren? Warum nicht?«
    »Weil mein Vater nicht der Grund unserer Reise war. Wir wollten Maeva besuchen und meine Tante Dusina.«
    »Ach ja, die alte Dusina. Lebt jetzt in einem kleinen Häuschen zusammen mit drei Katzen. Bösartige Viecher. Sie fauchen einen gleich an, wenn man ins Haus kommt.«
    Caelian konnte sich sofort mit diesen Katzen anfreunden. »Die haben wohl wenig Respekt vor dem Oberhaupt der Mabraontsippe?«, spöttelte er.
    Radomas war nicht beleidigt, im Gegenteil, er lachte ohrenbetäubend. »Das sind auch die Einzigen in Faemaran, die das von sich behaupten können.«
    Jaryn beteiligte sich kaum an dem Gespräch. Er fühlte sich fremd hier. Radomas war ihm in seiner Art zuwider, außerdem hielt er ihn für sehr gefährlich. Aber aus den Reden hatte er herausgehört, dass dieser sich die meiste Zeit auf Reisen befand oder, wenn er nicht in Geschäften unterwegs war, mit seinen Männern in irgendwelchen Spelunken die Tage verbrachte. Deshalb hoffte Jaryn, dass er es noch eine Weile hier aushalten würde.
    Da Radomas keine weiteren Neuigkeiten erfuhr, schien er sich zu langweilen. Er verließ die Tafel als Erster. »Bleibt nur sitzen, ich muss mich kümmern, habe Termine. Ich wünsche euch noch einen angenehmen Aufenthalt. Ist ja auch ein prächtiges Haus, was?«

27
    Noch am selben Abend versteckte Jaryn die Schriftrollen unter den Bodendielen und legte den Läufer aus Schafwolle über die Stelle. Es war kein besonders raffiniertes Versteck, aber um dort zu suchen, musste man erst einmal einen Verdacht haben, dass etwas versteckt wurde, und dazu gab es keinen Anlass.
    Sie unterhielten sich noch eine Weile über den Abend und waren sich einig, dass Radomas ein polteriger Mann war, den man nicht gern zum Feind hatte, den sie jedoch nicht weiter beachten mussten. Er schien in ihnen keine Bedrohung zu sehen. Am nächsten Tag fragte Maeva sie, ob sie Lust hätten sie in den Tempel zu begleiten. Sie wolle sie mit der Oberpriesterin Usa bekannt machen.
    Dazu waren sie gern bereit. Der Tempel lag nur fünf Gehminuten entfernt. Es war ein kleines, rundes Gebäude mit einem gewölbten Dach und einem schlichten Tor. Der Innenraum bestand nur aus der ebenerdigen Halle. Es gab keine Statue, die Alathaia verkörpert hätte. Doch in der Mitte des Raumes wuchs eine Schirmakazie mit zwei starken Ästen, deren ausladende Krone die gesamte Decke ausfüllte. Luft und Licht erhielt sie von einer Reihe von Fenstern, die sich wie ein Halsband um den Tempel legten.
    An den Wänden befanden sich Nischen mit Steinbänken und Tischen, an denen sich die Besucher zu einer Andacht, einem Gebet oder einem Gespräch niederlassen konnten. Dort gab es auch Schalen, mit denen sie dem Baum Wasser, Milch und Wein opfern konnten. Jaryn und Caelian betrachteten staunend den mächtigen Baum, der innerhalb des Gebäudes eine kraftvolle Wirkung entfaltete.
    Maeva wies auf ihn. »So verehren wir die große Mutter. Sie ist stark und beschützend wie dieser Baum. Sie ist Wachstum und Leben. Und die beiden Äste – ihr werdet das Bild selbst deuten können.«
    »Achay und Zarad, ihre beiden Söhne!«, stieß Jaryn ergriffen hervor. »Sag Maeva, ist es wahr? Alathaia hatte zwei Söhne? Achay und Zarad sind Brüder?«
    »So ist es.«
    »Wir in Jawendor kennen eine andere Überlieferung. Danach hatte Alathaia nur einen Sohn, der sich aus heiligem Zorn in zwei Teile spaltete.«
    Maeva nickte. »Das ist mir bekannt. Beide Überlieferungen haben denselben Ursprung: die Zwietracht. Wir Priester und Priesterinnen der Alathaia unterstützen dieses Bild nicht. Wir verehren die große Mutter und ihre Söhne auf eine Weise, die Hoffnung schenkt. Denn wie sollten Völker ohne ihr Wohlwollen friedlich miteinander leben?«
    »Dann zeigst du uns hier eine Vision aus der Zukunft?«
    »Ja, wenn du es so sehen willst. Aber viele Menschen bemühen sich heute schon, so zu leben. Sie sind den Mächtigen ein Dorn im Auge, deshalb möchten sie den Kult der Alathaia verbieten. In Jawendor ist das, soviel ich hörte, bereits geschehen.«
    Sie ging voran. »Kommt. Wir besuchen Usa. Sie ist im Garten.«
    Durch eine Hintertür verließen sie den Tempel, hinter dem sich ein Gelände anschloss, auf dem sich die Häuser der Priester und der Tempeldiener befanden. Maeva führte sie durch einen Gang, der von wildem Wein überrankt wurde, und an dessen Ende in einem kleinen Rund mehrere Steinbänke zur Rast einluden. Auf einer saß eine zierliche Frau

Weitere Kostenlose Bücher